Greenpeace: Schweiz wird immer unglaubwürdiger

Am 6. November 2022 ist die 27. Klimakonferenz in Sharm El Sheikh gestartet. Gemäss Greenpeace stehe die Konferenz im Zeichen der Ignoranz von Ländern wie der Schweiz, die mitverantwortlich seien, dass nach 27 Klimakonferenzen die Emissionen, die das Klima destabilisieren, immer noch ansteigen.

Es gibt keinen „Planet B“: Laut Greenpeace gilt das auch für die Schweiz, die den Klimazielen weit hinterherhinke. (Bild: Unsplash.com)

Damit die COP27 tatsächlich dazu beiträgt, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen gemäss Greenpeace die Schweiz und die anderen reichen Länder ihre weitgehend unzureichenden Klimastrategien dringend verbessern und Verantwortung übernehmen. Sie müssten sich verpflichten, die Bewältigung von Verlusten und Schäden durch Klimakatastrophen ausreichend zu finanzieren, fordert die Umweltorganisation weiter. Es brauche zudem Zusagen zur finanziellen Unterstützung von Niedriglohnländern bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels und zur Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit.

«Trotz der Klimaextreme der vergangenen Monate, die Tod und Zerstörung brachten, trotz neuerer Erkenntnisse, die klar zeigen, dass gefährliche Kipppunkte wahrscheinlich schon ab einer globalen Erhitzung von 1.5°C ausgelöst werden, verharrt die Schweiz auf ihrer weitgehend unzureichenden Position», sagt Georg Klingler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Schweiz.

Greenpeace stellt die Schweiz an den Pranger

Internationale Analysen, die die Klimaschutzbemühungen einzelner Länder vergleichen, würden die Mängel der Schweizer Klimapolitik deutlich aufzeigen, schreibt Greenpeace in einer Medienmitteilung. Insbesondere werden folgende Punkte angeprangert:

  • Die Schweiz habe die Klimaschutzverpflichtungen für 2020 verfehlt und stehe für 2030 nicht besser da: Würden sich alle Länder an den Ambitionen der Schweiz orientieren, dann würde sich der Planet gegenüber dem vorindustriellen Niveau um bis zu 3°C aufheizen. Damit wäre die Zukunft der Menschheit gefährdet.
  • Statt einer Reduktion der Treibhausgasemissionen von 50 Prozent bis 2030 müsste die Schweiz im Inland mindestens 61 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 erreichen. Dies ohne Gegenrechnung von Emissionsreduktionen, die in anderen Ländern erzielt werden. Solche Reduktionen müssten zusätzlich zum Inlandziel erbracht werden und in der Summe dazu führen, dass die Schweiz bis 2030 mehr Emissionen reduziert als 1990 insgesamt ausgestossen wurden.
  • Die Regulierung der Finanzflüsse bleibt ein riesiges Problem. Auch sieben Jahre nach Verabschiedung des Übereinkommens von Paris würden in der Schweiz verbindliche Vorgaben zur Reduktion der durch den Finanzplatz und damit auch die Schweizerische Nationalbank verursachten weltweiten Klimaschäden fehlen. Der Schweizer Finanzplatz befeuere derzeit eine globale Erhitzung von 4°C. Hier müsse rasch korrigierend eingegriffen werden, der Schweizer Finanzplatz sei der grösste Klimaschutz-Hebel der Schweiz, heisst es seitens der Umweltorganisation.
  • Die Position der Schweiz bezüglich der Finanzierung einer klimafreundlichen Entwicklung sowie von Klimaschäden in Ländern, welche in der Vergangenheit vergleichsweise wenig zur Klimaerhitzung beigetragen haben, lasse ebenso zu wünschen übrig. Statt neue Gelder bereitzustellen, um das global bedrohende Problem zu lösen und Leid zu mindern, würden Gelder aus der Entwicklungszusammenarbeit umgewidmet und mit privaten Krediten schön gerechnet.

COP27 mit geringen Erwartungen

Die Umweltorganisation Greenpeace selbst ist mit einer internationalen Delegation an der Konferenz anwesend. Ihre Vertreterinnen und Vertreter setzen sich dafür ein, dass bezüglich Klimagerechtigkeit sowie der Wahrung einer maximalen globalen Erwärmung von 1.5°C Fortschritte erzielt werden. Gemäss Einschätzung von Experten dürften die Ergebnisse der COP27 aber wiederum gering ausfallen. Es scheint, dass die Agenda vieler Industrieländer derzeit mehr vom Ukraine-Krieg diktiert wird als von einer globalen Klimakrise.

Quelle

(Visited 262 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema