Auch historische Gebäude lassen sich erfolgreich energetisch sanieren
Anfang August 2022 wurde an der Empa zum zweiten Mal der «Aerogel Architecture Award» verliehen. Mit diesem Preis ausgezeichnet werden Architekturprojekte, welche die energetische Sanierung von historischen Gebäuden zum Ziel haben. Der erste Preis ging dieses Jahr nach Deutschland, zwei Projekte aus dem Kanton Zürich landeten auf den Plätzen zwei und drei.
Der «Aerogel Architecture Award» wurde 2020 von der Empa und den Industriepartnern Fixit, Agitec, Haga AG Naturbaustoffe, Hasit und dem Verband AdvaPor ins Leben gerufen. Für die Ausscheidung 2022 hatten acht Büros aus Deutschland, China und der Schweiz ihre Projekte eingereicht. Eine Jury bestehend aus den fünf Experten Matthias Koebel (Schweiz), Ralf Kilian (Deutschland), Michael O’Connor (Frankreich), Volker Herzog (Deutschland) und Manfred Wehdorn (Österreich) bewertete die eingereichten Projekte in Hinblick auf den denkmalschützerischen Wert, die Energieeffizienz und die Originalität der gewählten Lösung. Bei der Sanierung eingesetzt werden jeweils sog. Aerogele, hochporöse Festkörper, bei denen bis zu 99,98 % des Volumens aus Poren bestehen. Sie benötigen wenig Platz und sind sehr flexibel. Deshalb kommen Aerogele dort um Einsatz, wo herkömmliche Dämmstoffe nicht möglich sind, etwa bei denkmalgeschützten Bauten.
Erster Preis für ein UNESCO-Welterbe
Die Preisverleihung fand im NEST, dem Forschungs- und Innovationsgebäude von Empa und Eawag, statt. Gewonnen hat ein eindrückliches Projekt aus Darmstadt, welches vom Architekturbüro schneider+schumacher realisiert wird. Es handelt sich um die Sanierung des einzigartigen Ausstellungsgebäudes auf der Mathildenhöhe, die seit 2021 zum UNESCO-Welterbe zählt. Neben modernen Gläsern, die einen kontrollierten Einsatz von Tageslicht erlauben, kommt in der Aussenhülle dieses historischen Gebäudes ein neuartiger, leistungsfähiger mineralischer Dämmputz aus Aerogel-Granulat zum Einsatz. Dies wird die energetische Qualität der Fassade erheblich verbessern, wie es heisst. Künftig werden auch die Gegebenheiten des Ortes besser genutzt, etwa indem das historische Wasserreservoir unter dem Ausstellungshaus als Energiespeicher fungiert.
Energieverbrauch Schritt für Schritt reduzieren
Auf dem zweiten Platz landete die Pfarrei Heilig Geist in Zürich. Das Zentrum umfasst eine Kirche, Gemeinschaftsräume, Büros und Apartments und wurde 1973 eröffnet. Dass damals kaum auf die Isolation von Gebäuden geachtet wurde, zeigte sich am hohen Energieverbrauch der Pfarrei. Im Laufe der Jahre setzte der Architekt Beat Kämpfen von Kämpfen Zinke + Partner deshalb verschiedene Massnahmen um, mit denen das Gebäude energetisch optimiert wurde. Dazu gehören unter anderem mehrere Solaranlagen auf dem gesamten Gelände, der Einsatz von Aerogel in der Fassade sowie ein Ersatz der Gasheizung durch ein Wärmepumpen-System inklusive Erdsonden. Wichtig dabei war immer, dass das äussere Erscheinungsbild der Pfarrei möglichst unverändert bleibt. Dank der Neuerungen erhielt das Zentrum 2020 das Minergie-Zertifikat.
Historische Gebäude energetisch sanieren unter Wahrung des Erscheinungsbilds
Den dritten Podestplatz belegt ein Gebäude in Winterthur. Das Haus am Lindberg wurde 1963 gebaut und im Laufe der Jahre gezielt weiterentwickelt, ohne dass die Grundstruktur dabei verändert wurde. Diese Anforderung stellte die Bauherrschaft auch bei der Sanierung der Aussenhülle an das Team um die Architektin Anne-Kathrin Halt. Das bedeutete, dass unter anderem das Volumen des Gebäudes nicht verändert werden durfte und verschiedene Elemente, wie zum Beispiel ein keramisches Relief an der Hauswand, erhalten bleiben mussten. Aus diesem Grund entschied man sich dazu, die Villa mittels Aerogel-Platten zu dämmen. Dazu wurde zunächst der bestehende Kellenwurf inklusive Grundputz bis auf das Mauerwerk abgestemmt. Das freigelegte Volumen wurde mit 20 mm breiten Aerogel-Platten aufgefüllt, der Kellenwurf neu aufgetragen und die ursprüngliche Sichtbetonstruktur rekonstruiert.
Quelle und weitere Informationen: Empa