Herausforderung Sonderabfall
Auch am diesjährigen Schweizer Sonderabfalltag haben die Referenten den Teilnehmenden viel Wissenswertes aus diesem Fachgebiet vermittelt.
Knapp hundert Interessierte besuchten Anfang Juni den 18. Schweizer Sonderabfalltag in Olten. Über den virtuellen Weg kamen fünfzig weitere Personen hinzu, welche Informationen gewinnen und ihre Fragen stellen konnten. Die Hybridveranstaltung wurde auch zum zweiten Mal für die französischsprachigen Kollegen simultan übersetzt.
Praxis und Vollzug
Die komplexen Zusammenhänge zwischen Abfall- und Gefahrgutrecht sind im Alltag für viele Betriebe eine Herausforderung. Martin Häfliger von der Firma Encoma-OSH GmbH zeigte die Pflichten der Beteiligten klar auf. Entgegen der Meinung vieler Abgeberbetriebe, kann durch das Einholen externer Unterstützung die Verantwortung und Haftung nicht delegiert werden. Dazu zählen: den Abfall ermitteln, kennzeichnen, den Begleitschein erstellen, gegebenenfalls die Gefahrgutklassierung und die damit verbundenen Pflichten. Darüber hinaus sind oft bei den Massnahmen im Zusammenhang mit der Arbeitssicherheit Mängel festzustellen. Sich das nötige Fachwissen anzueignen und in kompetente Unterstützung zu investieren lohnt sich.
Für die Umsetzung der Vorschriften im medizinischen Bereich wird demnächst ein überarbeiteter Leitfaden veröffentlicht. Rita Barros vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) stellte das aktualisierte Dokument vor. Die neue Struktur des Leitfadens, die Zusammenfassung aller Erlasse aus Arbeitssicherheit, Biosicherheit, Gefahrgut- und Abfallrecht sollen den Verantwortlichen in den Spitälern und Institutionen als Praxishilfe dienen. Oft werden Abfälle mit Kontaminationsgefahr als infektiös klassiert, oder Sonderabfälle werden vermischt oder verdünnt, was nicht zulässig ist. Mit der Publikation Ende 2021 sollen solche Fehler in Zukunft vermieden werden.
Stand der Technik und Entwicklung
Die Änderung des Gewässerschutzgesetzes und der -verordnung stellt die Problematik der Mikroverunreinigungen mehr denn je in den Mittelpunkt. Luca Rossi vom VSA (Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute) zeigte, welche Kläranlagen mit zusätzlichen Installationen aufzurüsten sind, um Arzneimittelrückstände effizient aus dem Abwasser zu entfernen. Die technischen Möglichkeiten stellen unterschiedliche finanzielle und räumliche Anforderungen. Grundsätzlich vorteilhaft sei, so der Referent, das Problem bei der Quelle anzupacken.
Ralf Kägi von der Eawag untersucht mit seinem Team die Persistenz und Gefahr von Nanopartikeln in Rückständen aus Klär- und Verbrennungsanlagen. Die Ergebnisse ihrer mehrjährigen Untersuchungen zeigen, dass sich die Nanopartikel während der entsprechenden Klär- beziehungsweise Brennprozesse in Formen umwandelten, die ungefährlich sind.
Anders sah es vor 30 Jahren beim Thema Asbest aus, als man erkannte, dass diese Fasern ein starkes Gesundheitsrisiko darstellen. Walter Hiltpold von der Carbotech AG ist ein Experte in diesem Bereich. Aufgrund der Latenzzeit zwischen Exposition und Erkrankung befinde man sich drei Jahrzehnten nach dem Asbestverbot im aufsteigenden Peak der zu beklagenden Asbesttoten. Heute gelangen die Fasern aufgrund der stattfindenden Renovationen von Altbauten in die Umwelt. Die gesetzlichen Anforderungen nehmen laut Referent die Bauherrschaft und die Bauarbeiter in die Verantwortung und stellen damit sicher, dass die Gefahren ermittelt und Sanierungsmassnahmen eingeleitet werden.
Themen der Patronatspartner SVUT und SENS
Von den Patronatspartnern SVUT und SENS wurden interessante Beiträge zur Elektromobilität und der Rückgewinnung von Kälte- und Treibgasmitteln präsentiert.
Alle Referate und Eindrücke der Veranstaltung sind auf der Website www.ecoserve.ch zu finden.
Der nächste Sonderabfalltag ist für Dienstag, 14. Juni 2022, geplant. Vorschläge oder Inputs zu Referaten können an info@ecoserve.ch zugestellt werden.