Innovationspreis für Basler Fernwärme und St. Galler Kläranlage
Kehrichtverwertungsanlagen und Abwasserreinigungsanlagen entsorgen nicht nur Abfall und Abwasser, sie produzieren auch Strom und Wärme. Um die Umsetzung vorbildlicher Energiesysteme weiter zu verbreiten, hat InfraWatt erneut seinen Innovationspreis vergeben. Die Auszeichnung geht diesmal nach Basel und St. Gallen.
In diesem Jahr konnte Präsident Filippo Lombardi anlässlich der InfraWatt-Generalversammlung in Bern gleich zwei Innovations-Preise übergeben.
Innovationspreis 2020, Bereich Abfall
Das Projekt der zweistufigen Rauchgaskondensation der Industriellen Werke Basel (IWB) ist bisher einmalig in der Schweiz und wurde zusammen mit der Firma Ramboll AG geplant und realisiert.
IWB betreibt in Basel ein rund 118 Kilometer langes Fernwärmenetz, das als schweizweit grösste «städtische Zentralheizung» gilt. Bei der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) und den beiden Holzheizkraftwerken konnte die Abwärmenutzung dank der neuartigen Rauchgaskondensation bedeutsam gesteigert werden: warme Rauchgase werden in sogenannten Kondensationswäschern abgekühlt und die freiwerdende Kondensationswärme wird zum einen durch Direktkondensation, zum anderen mittels Absorptionswärmepumpe für die Vorwärmung des Fernwärmewassers genutzt. Total wurden rund 13 Mio. Franken investiert. Mit dem System wird die Abwärmenutzung um 60 Millionen kWh/a erhöht, womit vergleichsweise zusätzlich rund 4’000 Einfamilienhäuser à 4 Personen (vgl. Energieheld, Mittelwert: Wärmeverbrauch EFH, 4 Personen, ca. 15’000 kWh/a) mit CO2-neutraler Fernwärme versorgt werden können.
Den Ausschlag für die Wahl des Innovationspreises gab die Neuartigkeit, die grosse Wirkung und dass dieses System bei vielen der rund 30 KVA in der Schweiz angewendet und damit etwa 350 Mio. kWh/a Wärme gewonnen werden könnten, wie InfraWatt in seiner Medienmitteilung schreibt.
Neben IWB stachen laut InfraWatt zwei weitere innovative Projekte hervor: Die KVA der Region Zofingen ERZO, welche ein Hallenbad mittels Latentwärmespeicher beheizt sowie das 25-Tonnen-Elektrofahrzeug der Firma designwerk für die Abfallsammlung in der Stadt Thun.
Innovationspreis 2021, Bereich Abwasser
Die Zuständigen der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Hofen waren schon früher Pioniere und hatten bereits 1917 ein Abwasserkraftwerk installiert. Ebenfalls Pioniercharakter hat die in den letzten Jahren systematisch umgesetzte Energiestrategie. Aktuell wurden effiziente Blockheizkraftwerke (BHKW) kombiniert mit einer Wärmepumpe installiert. Die Biologie, der grösste Stromverbraucher auf einer ARA, wurde mit modernen Turboverdichtern ausgerüstet und mit der ETH Zürich eine dynamische Regelung erarbeitet, was den Sauerstoffeintrag verbessert und damit den Stromverbrauch minimiert. Dadurch konnte gleichzeitig die Reinigungsleistung verdoppelt und eine teure Vergrösserung der Biologiebecken vermieden werden. Zudem konnten in der Biologie die Lachgasemissionen, die rund 260 Mal schädlicher sind als CO2, auf einen Fünftel reduziert werden. Mit all diesen Massnahmen konnte der Eigendeckungsgrad Strom von 70 % auf über 130 % gesteigert werden. Dieser umfassende Ansatz lässt sich auch bei vielen anderen über 700 Kläranlagen in der Schweiz anwenden.
Besonders originell war für die Jury das Projekt des Abwasserverbandes Altenrhein AVA am oberen Bodensee (2. Platz), welche auf dem Areal der ARA einheimische Speisefische züchtet und ohne grosse Transportwege auf den Markt bringt. Beim Energieverbund Altstetten Höngg, eine Zusammenarbeit zwischen dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich und Entsorgung + Recycling Zürich ERZ (Platz 3), sei die Dimension beeindruckend. Durch den Verbund sollen im Endausbau 2035 (Gebiete Altstetten Nord, Ost und West sowie Höngg) ca. 30’000 Haushalte mit Wärme und Kälte versorgt werden können und jährlich 13 Mio. Liter Heizöl eingespart werden.
Quelle: InfraWatt
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