Mit einer Simulator-App die Stromversorgung planen

Eine zuverlässige Energieversorgung ist die Grundlage für ein reibungsloses Leben. Der Umbau in eine vollumfänglich erneuerbare Energieversorgung bereitet aber noch Kopfzerbrechen. Eine neue, auf echten Daten basierende App bietet die Möglichkeit, die Stromversorgung des ganzen Landes virtuell umzubauen.

Powercheck.ch
© depositphotos, Scharfsinn

Die neue Online-App Powercheck.ch der OST – Ostschweizer Fachhochschule will  allen ermöglichen, basierend auf echten Daten der Schweizer Stromversorgung, unsere Stromzukunft mitzudiskutieren und zu planen. Die Stromversorgung ist mit heute rund 25 Prozent am Gesamtenergieverbrauch (exkl. z.B. Heizung, Mobilität – v.a. gedeckt durch fossile Brennstoffe) zwar nur ein Teilbereich, doch nimmt die Bedeutung von Strom nimmt laufend zu. Der Powercheck-Projektleiter Boris Meier vom Institut für Energietechnik (IET) der OST geht davon aus, dass «im Zuge der Elektrifizierung beispielsweise bei Fahrzeugen oder in der Gebäudeheizung- und -kühlung bis 2050 der grösste Teil unseres Gesamtenergieverbrauchs elektrisch sein wird.»

Simulieren mit echten, physikalischen Fakten

Voll auf den Solarausbau setzen oder lieber eine vielseitige Mischung aus Solar-, Wasser- und Windkraft? Riesige Batteriespeicher oder mehr Pumpspeicherkraftwerke bauen? Im Winter Strom importieren oder komplett unabhängig selbst versorgen? Von der einfachen Simulation bis zur fundierten Ausarbeitung eines realitätsnahen Stromszenarios unter Fachexperten lässt Powecheck.ch den Usern völlig frei, wie sie die Simulationsdaten nutzen möchten. Jedes Szenario lässt sich speichern und beispielsweise an Freunde, Kollegen oder interessierte Experten versenden. Auf Powercheck.ch lassen sich so mehrere Szenarien gegenüberstellen und vergleichen.

Mit der App will das IET-Forschungsteam einen Beitrag zur Versachlichung der teils emotional geführten Energiestrategie-Debatte in der Schweiz leisten. «Jeder kann mit unserer App simulieren, welcher Energiemix aus Produktion, Verbrauch und Speicherung welche Konsequenzen hätte», sagt Projektmitarbeiter Silvan Schmid. Denn an den physikalischen Fakten hinter dem Strommarkt ändert kein Argument etwas: Produktion und Verbrauch müssen zu jedem Zeitpunkt im Jahr ausgeglichen sein und die Speicherung von Überschüssen aus einem möglicherweise massiven Ausbau der erneuerbaren Energien ist eine derzeit noch ungelöste Frage und würde einen Ausbau der Speicherkapazitäten erfordern.

Zusammenhänge übersichtlich dargestellt

Solche Zusammenhänge bildet Powercheck.ch in übersichtlichen Tabellen und Grafiken ab. Die App ist ausserdem mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Mit insgesamt mehr als 35’000 Datenwerten pro Jahr sowie pro Energiequelle und Verbraucher im Hintergrund ist der Powercheck.ch die derzeit wohl detaillierteste, öffentlich verfügbare und kostenfreie Simulation der Schweizer Stromversorgung, wie das IET betont. Unter anderem sind die echten Wetterdaten des Bundesamtes für Meteorologie ebenso hinterlegt wie die Speicherkapazitäten in Pumpspeicherkraftwerken, die Zuflüsse in die Wasserkraftwerke der Schweiz oder die Gesamtstrahlungsdaten für Solarenergie sowie die Windwerte. Mit den realen Daten zwischen 2014 bis Ende 2019 können interessierte Experten, Wissenschaftler, Politiker und andere Interessierte, aber auch Skeptiker der Energiewende ihre eigenen Szenarien zusammenstellen und mit dem aktuellen Ist-Zustand der Schweizer Stromversorgung oder mit den Szenarien von anderen Usern vergleichen.

Quelle: OST – Ostschweizer Fachhochschule

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