Rückschau auf die 1. Circular Economy Tagung der Kyburz

Martin Kyburz, Gründer und CEO des Zürcher Unterländer Elektromobilherstellers KYBURZ Switzerland AG, möchte Brücken für die Kreislaufwirtschaft bauen. An der ersten interdisziplinären Circular Economy Tagung vom 4. September gab es auch eine weitere Premiere. 

 

Der renommierte Arzt und Autor Christian Larsen übertrug medizinische Erkenntnisse auf das Ökosystem. (Bild: Kyburz)

Die Überzeugung von Martin Kyburz, Geschäftsführer von KYBURZ: „Positive Veränderungen in Richtung Kreislaufwirtschaft können sich nur durchsetzen, wenn Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen zusammenkommen und komplexe Zusammenhänge fachübergreifend diskutieren.“ Deshalb hat Martin Kyburz die Circular Economy Tagung ins Leben gerufen.

Der Unternehmer will einen Beitrag zu einem glücklichen Zusammenleben in einer gesunden Umwelt leisten. Die interdisziplinäre Veranstaltung in Freienstein richtet sich an alle, die an einer nachhaltigen Lebensführung und einer ressourcenschonenden Wirtschaft interessiert sind.

Bei der Premiere am 4. September war die Teilnehmerzahl wegen dem Coronavirus auf 100 Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen beschränkt.

Effektivität geht über Effizienz

Das erste Referat der Tagung machte deutlich, dass für positive Veränderungen radikale Massnahmen nötig sind. Der renommierte Arzt und Autor Christian Larsen übertrug medizinische Erkenntnisse auf das Ökosystem. «Wir können das Rad zurückdrehen, aber nur wenn die Massnahmen radikal genug sind», sagte Larsen. Da wir keine Notfallchirurgie am Planeten durchführen können, sei es höchste Zeit, therapeutische Methoden zu entwickeln, um den Klimawandel zu bekämpfen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dabei betonte Larsen, dass uns Effektivität weiterbringt als Effizienz. Es gehe nicht darum, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit tun, sondern das richtige zur richtigen Zeit.

Der Chemiker und Verfahrenstechniker Michael Braungart war sich in diesem Punkt mit Christian Larsen einig: «Die Natur ist nicht effizient, aber effektiv», sagte der schwäbische Wissenschaftler in seinem humorvollen, aber auch sehr kritischen Referat. Ein Kirschbaum zum Beispiel produziere rund 100’000 Blüten, wovon nur jede Hundertste zu einer Kirsche werde. Diese vermeintliche Verschwendung ist jedoch verblüffend nützlich: Die Blüten bilden Humus, lassen den Baum wachsen – und tragen so viel zum ökologischen Kreislauf bei.

Der Wandel fängt beim Einzelnen an

«Wir brauchen keine klimaneutralen Lösungen, sondern solche, die gut fürs Klima sind», gab Michael Braungart zu bedenken. Bei vielen nachhaltigen Initiativen gehe es lediglich um Müllvermeidung, doch das reiche nicht aus. Vielmehr müssten Produkte konsequent für Kreisläufe produziert werden. Diese Stossrichtung hat auch das Cradle-to-Cradle-Prinzip, das Braungart Ende der 1990er-Jahre entwickelt hat. Die Idee dahinter: möglichst viele Rohstoffe als biologische oder technische «Nährstoffe» in den Kreislauf zurückführen. Das ist heute aber nur selten der Fall: «Aus den 46 Stahllegierungen eines Mercedes wird einfacher Betonstahl», so Braungart.

Bestsellerautor Matthias Binswanger hinterfragte darauf das Erfolgsprinzip Wachstum. Der Professor für Volkswirtschaftslehre zeigte die Triebfedern hinter der kapitalistischen Ökonomie auf. Die folgenden Referate machten noch einmal deutlich, dass der Wandel zum Positiven beim Individuum anfängt: Die Ernährungsberaterin Laura Koch führte vor Augen, wie wir mit unserer Ernährung nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die unseres Planeten beeinflussen. Der Energiepsychologe Reto Wyss gab den Zuhörern ein Rezept zum Stressabbau an die Hand. Zum Abschluss lieferten Rolf Widmer und Marcel Gauch von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa eindrückliche Fakten zum Rohstoff- und Energieverbrauch im Individualverkehr.

Breite Palette an Workshops

Am Nachmittag standen schliesslich sieben Workshops zur Auswahl. Während einige Teilnehmer Sensoren für die Feinstaubmessung bauten, fuhren andere mit den Dreiradrollern von KYBURZ in das Weingut von Prisca und Andreas Schwarz, um mehr über den naturnahen Weinbau zu erfahren. Gault-Millau-Koch David Krüger brachte kulinarisch Interessierten das Konzept «Age Food» näher und im Rahmen des Workshops von KYBURZ-Projektleiter Olivier Groux wurde die neue Inhouse-Anlage für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien eingeweiht.

So feierte KYBURZ am selben Tag gleich zwei Premieren: die erste Ausgabe der Circular Economy Tagung und die neue Batterie-Recycling-Anlage. Sowohl der Veranstalter als auch die Teilnehmer kamen der Kreislaufwirtschaft damit ein gutes Stück näher.

kyburz-switzerland.ch

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