4aqua will dem Wasser eine auf Fakten basierte Stimme geben
Kürzlich hat sich die Interessengemeinschaft 4aqua zusammengeschlossen. Ausgewiesene Fachleute und WissenschaftlerInnen, die sich tagtäglich mit Fragen des Gewässerschutzes und der Wasserversorgung befassen, möchten auf die Gewässerbelastung "selbst im Wasserschloss Schweiz" hinweisen.
4aqua will dem Wasser eine auf Fakten basierte Stimme geben und macht darauf aufmerksam, dass sich in den letzten Jahren zunehmend ein Graben entwickelt zwischen der Siedlungsentwässerung und dem landwirtschaftlichen Gewässerschutz.
Während bei der Siedlungsentwässerung und der Abwasserreinigung sehr viel investiert und verbessert wurde, hat die Landwirtschaft noch enormen Handlungsbedarf: Der Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden ist nach wie vor deutlich zu gross und sehr problematisch für unsere Gewässer und unser Trinkwasser.
4aqua unterstützt daher die Trinkwasserinitiative und fordert vom Parlament wirksame Massnahmen.
Politisches Vakuum und gewichtiger Handlungsbedarf
Gegenwärtig erhalten rund eine Million Menschen im Schweizer Mittelland pestizidbelastetes Trinkwasser, welches die Lebensmittelanforderungen nicht erfüllt. Die Schweizer Landwirtschaft verfehlt seit Jahren alle gesetzlich verbindlichen Umweltziele. Mit dem Nationalen Pflanzenschutzmittel-Aktionsplan wird zwar erfreulicherweise versucht, die Situation zu verbessern. Es wird aber in Kauf genommen, dass die Hälfte der heute belasteten Gewässerabschnitte weiterhin belastet bleiben. Trotzdem bleibt die Fachwelt weitgehend still, da es nicht zu den Aufgaben der Mitarbeitenden in wissenschaftlichen und öffentlichen Institutionen gehört, sich politisch zu äussern.
Weil auch der Trinkwasserverband SVGW und der Gewässerschutzverband VSA auf politische Parolen verzichten, fehlt zum Schutz der Gewässer eine deutlich wahrnehmbare Stimme der Fachwelt. Diese Lücke will 4aqua füllen.
Klimawandel wird Trinkwasser- und Gewässerbelastung verschärfen
Als Interessengemeinschaft, die allen Fachleuten mit Kompetenzen im Wasserbereich offen steht, will 4aqua den Eintrag von Pestiziden und anderen Schadstoffen in die Gewässer deutlich reduzieren, damit die Schweizer Gewässer wieder einen naturnahen, artenreichen Zustand erlangen und Trinkwasser ohne aufwändige Aufbereitung aus lokalen Grundwasserressourcen gewonnen werden kann.
Für 4aqua ist klar: Weiter wie bisher ist keine Option. Denn der Klimawandel wird die bereits akuten Wasserqualitätsprobleme weiter verschärfen. Trockene Sommermonate führen zu geringeren Wasserführungen der Gewässer. Bei gleichen Stoffeinträgen wie bisher, verschlechtert sich die Wasserqualität allein dadurch weiter.
Asymmetrischer Gewässerschutz verhindert Fortschritte
Während in der Abwasserreinigung in den letzten 50 Jahren Milliarden Franken investiert und nennenswerte Verbesserungen im Gewässerschutz erzielt wurden, werden in der Schweizer Landwirtschaft jährlich mehrere Milliarden Franken an Subventionen ausbezahlt, ohne dass die Gewässerbelastung durch die Landwirtschaft genügend reduziert werden konnte.
Während mit einer weiteren Reinigungsstufe auf den Abwasserreinigungsanlagen mit erheblichem Aufwand Mikroverunreinigungen aus den Siedlungsabwässern eliminiert werden, gelangen durch die konventionelle Landwirtschaft Pestizide direkt in die Umwelt und in unsere Gewässer. Überdies bleibt die Problematik der Nährstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft bis jetzt ungelöst.
Um diese Asymmetrie im Schweizer Gewässerschutz zu korrigieren, bekennt sich die Fachgruppe 4aqua zur Trinkwasserinitiative. Viele LandwirtInnen beweisen bereits heute, dass nachhaltige Produktionsformen bestehen und funktionieren. Diesen Systemen gehört aus Sicht 4aqua die Zukunft.
Reform der Pestizid-Zulassung und -Verwendung
4aqua ist auch bereit, andere Lösungen zu unterstützen, die zu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität führen, wie beispielsweise die von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats (WAK-S) eingereichte parlamentarische Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren». Allerdings bedarf diese Initiative substanzieller Verbesserungen. Dazu fordert 4aqua eine Lenkungsabgabe auf Pestiziden, pestizidfreie Zuströmbereiche für Trinkwasserfassungen, das Verbot für besonders kritische Wirkstoffe sowie eine Reform des Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel.
4aqua setzt grosse Hoffnungen in die zuständige ständerätliche Kommission, welche am 2./3. Juli wichtige Landwirtschaftsgeschäfte beraten wird. 4aqua will diesen Prozess faktenbasiert begleiten und arbeitet auf drei Ebenen: Beratung und Information von ParlamentarierInnen für deren politische Arbeit, Bedienung der Medien mit fachlichen Statements sowie Massnahmen in der Öffentlichkeit.
Die Interessensgemeinschaft 4aqua wurde vor knapp zwei Monaten ins Leben gerufen und umfasst bereits über 60 Fachleute und WissenschaftlerInnen. Die Website https://www.4aqua.ch ging am 30. Juni online.