Schweizer Ökologie-Forscher gegen die nächste Pandemie

Wie die UmweltPERSPEKTIVEN immer wieder über die Risiken einer Pandemie-Ausbreitung berichtet hat: Die massiv abnehmende Artenvielfalt und unser ökologischer Fussabdruck gehören zu den Treibern künftiger Pandemien. Jetzt fordern 126 Schweizer Forscher die Politik auf, gegen die ökologische Krise vorzugehen.

 

Jedes Jahr werden Wälder um ein Vielfaches zerstört und Tierpopulationen vertrieben. Dies wirkt sich drastisch auf die weltweite Gesundheitslage, siehe andauernde Corona-Krise, aus. (Bild: Unsplash_Justus_Menke)

Keine Pandemie ist wie die andere. 126 Forschende aus der Schweiz sind überzeugt: Die Covid-19-Pandemie fällt in die Gruppe der Zoonosen. Das sind Infektionskrankheiten, die zwischen Wildtieren, Haustieren und Menschen übertragen werden.

Die überwiegende Mehrheit von Viren sei für Menschen harmlos, aber schon ein kleiner Prozentsatz infektiöser Arten reichte aus, um eine phänomenale Reserve an aggressiven Krankheitsverbreitern zu bilden.

„Seit Jahren sind wir mit HIV, Ebola, Dengue, Zika, Chikungunya, Lassa-Fieber, Sars, H5N1, H1N1 sowie anderen neuen Krankheiten konfrontiert. Ihre Zahl scheint in den letzten 50 Jahren stetig zuzunehmen. Darum kommt es immer häufiger zu Epidemien“, heisst es im kürzlich erschienen Kommentar beim „Bund“ (Titel: „Mit mehr Ökologie gegen die nächste Pandemie vom 24. Mai 2020)

Hierin steht, dass immer weniger Wildtiere auf der Erde existieren. Sie stellen insgesamt nur noch fünf Prozent der Biomasse aller Landsäugetiere!

„Deshalb könnte man denken, dass die Bedrohung, die von der Übertragung eines Virus von wild lebenden Säugetieren auf Menschen ausgeht, abnimmt. Das Gegenteil ist aber der Fall. Denn unser Fussabdruck auf dem gesamten Planeten ist problematisch geworden“, heisst es weiter.

Das zeigt eindrücklich der globale Bericht der zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES).

Risiko Nr. 1: Übertragung von Krankheitserregern

Die starke Fragmentierung und Zersiedelung der Naturlandschaften und die besorgniserregende Verarmung der biologischen Vielfalt haben zur Folge, dass die Nahrungsketten in der Natur so stark gestört werden, dass Wildtiere vielerorts notgedrungen auf Ressourcen ausweichen, die aus menschlichen Aktivitäten entstehen.

Dadurch aber erhöht sich das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern von Wildtieren auf Menschen, entweder direkt oder über ihre Haus- und Nutztiere. Viren profitieren von diesen neuerlich viel häufigeren Kontakten mit den neuen potenziellen Wirten. Jene, die überspringen, profitieren von der globalen Vernetzung unserer Aktivitäten, wie wir es beim Virus Sars-Cov-2 jetzt sehen.

Massenhafte Artensterben schreitet voran

Pandemien sind nur ein Aspekt des globalen Wandels. Nicht weniger besorgniserregend ist das massenhafte Artensterben, ausgelöst durch die Veränderung der natürlichen Umwelt, die Übernutzung natürlicher Ressourcen, die Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden und die durch Treibhausgasemissionen verursachten Klimastörungen.

Die Menschheit ist heute mit den Folgen ihrer eigenen Aktivitäten konfrontiert. Wie das IPCC für das Klima, so verfügt das IPBES über umfassendes Faktenwissen bezüglich der Herausforderungen bei der Erhaltung der Biodiversität und der Ökosysteme. Die resultierenden Schlussfolgerungen müssen sich alle gesellschaftlichen Akteure, insbesondere auch die gewählten Politikerinnen und Politiker, aneignen, wollen sie nationale und supranationale Politiken initiieren, die diesen Herausforderungen gewachsen sind.

Politischer Kurswechsel gefordert 

„Wir vier sprechen im Namen von total 126 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus der Schweiz, die unsere Politikerinnen und Politiker auffordern, unverzüglich auf die Faktoren einzuwirken, die kommenden dramatischen Pandemien letztlich zugrunde liegen. Als wichtigen Schritt in die Richtung des benötigten Kurswechsels empfehlen wir, innovative Massnahmen zu ergreifen, um entschlossener als bisher dem Klimawandel entgegenzuwirken, die Biodiversität, die Tropenwälder und andere natürliche Lebensräume an Land wie im Wasser zu schützen und eine respektvollere Landnutzung zu fördern sowie eine Wirtschaft, die es erlaubt, unseren ökologischen Fussabdruck signifikant zu reduzieren.“ (Quelle: Der Bund)

Die 126 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die hinter dem Aufruf stehen, finden Sie hier

 

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