Neugegründete Gemeindeplattform ermöglicht flexibles Schaffen

Die Gemeindeplattform gibt Auskunft darüber, wie gross das Potenzial durch einen VillageOffice Coworking Space in deiner Gemeinde ist. Es ist die Rede von Pendlern, Kilometern und Kosten. Aber wo kommen diese Zahlen eigentlich her?

Arbeitnehmer nehmen täglich einen langen Weg auf sich, um zur Arbeit zu gelangen. Koordinierte Angebote von Co-Working Orten könnten auch in Gemeinden abhilfe schaffen. (Symbolbild: Unsplash)

Auf der Gemeindeplattform zeigen wir für jede Gemeinde das Einsparungspotenzial, das eine Gemeinde mit der Eröffnung und aktiven Nutzung eines VillageOffice Coworking Spaces erreichen kann. Ohne detaillierte Analyse vor Ort ist dieses Potenzial selbstverständlich nur eine grobe statistische Annäherung. Wir beziffern das statistische Einsparungspotenzial mit 20% und gehen dabei von folgenden Annahmen aus:

  • Gemäss der Studie Der Arbeitsplatz der Zukunft von Deloitte konnten bereits 2016 die Hälfte aller Arbeitnehmer*innen ortsunabhängig arbeiten. Die Tendenz ist steigend.
  • Wir gehen davon aus, dass diese Personen mittelfristig 2 von 5 Tagen am Wohnort arbeiten werden, sofern dafür ein geeigneter Arbeitsplatz vorhanden ist(ein VillageOffice Coworking Space). Dadurch ist eine theoretische Reduktion von 40% möglich (40% = 2 von 5 Tagen)

Aus diesen beiden Angaben ergibt sich das Einsparungspotenzial von 20%: 50% der Arbeitnehmer*innen arbeiten ortsunabhängig, davon 40% Nutzungsgrad.

Fusionen

Die Pendlermatrix stammt aus dem Jahr 2014. Seither gab es Veränderungen in der schweizerischen Gemeindelandschaft. Die Grunddaten für die VillageOffice Gemeindeplattform stammen aus dem Amtlichen Gemeindeverzeichnis des BFS. Wir führen die Daten auf Basis dieses Verzeichnis einmal pro Jahr nach. Bei Gemeindefusionen addieren wir dabei die Daten der fusionierten Gemeinden aus der Pendlermatrix und weisen sie unter der neuen (fusionierten) Gemeinde aus.

Weiterentwicklung

Gemäss Auskunft des BFS wird die Pendlermatrix mit den Daten per Stichtag 31.12.2018 aktualisiert. Die Veröffentlichung ist für das zweite Semester 2020 geplant. Sobald diese Daten vorliegen, werden wir die VillageOffice Gemeindeplattform entsprechend aktualisieren.

Eine Präzisierung der Daten planen wir auch in Bezug auf den Modalsplit. Mit dem Modalsplit können die Pendlerkilometer in das eingesetzte Hauptverkehrsmittel aufgeteilt werden. Das BFS weist für die Pendlermobilität folgende Verkehrsmittel aus:

  • Zu Fuss
  • Velo
  • Auto
  • Motorisierte Zweiräder
  • Bahn
  • Öffentlicher Strassenverkehr
  • Übrige Verkehrsmittel

Zurzeit basiert unsere Berechnung der Strecke und des Zeitbedarfs auf dem Verkehrsmittel «Auto». Künftig wollen wir die Berechnung anhand der bekannten Verkehrsmittel vornehmen.

 

Die Schweiz hat wohl eines der besten Statistikämter der Welt. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat über die Pendlermobilität ein umfassendes Dossier an Zahlen angelegt. In unregelmässigen Abständen erhebt das BFS auch die Pendlermatrix, zuletzt im Jahr 2014. Diese Statistik ist eine Verknüpfung von drei verschiedenen Datenquellen:

  1. Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP): Enthält Meldungen der Gemeinde-Einwohnerregister
  2. Register der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV-Register): Enthält Meldungen der AHV-Ausgleichskassen. Liefert die Unternehmen, in denen die Erwerbstätigen arbeiten
  3. Unternehmensstatistik (STATENT): Gibt Auskunft über den Standort der verschiedenen Arbeitsstätten der Unternehmen (Filialen, Niederlassungen usw.) und die Anzahl der dort arbeitenden Personen

Das BFS beschreibt das Vorgehen für die Erhebung wie folgt:

  • Zunächst wurden auf Basis des AHV-Registers die Erwerbstätigen definiert: Als Erwerbstätige gelten Personen, die eine oder auch mehrere Beschäftigungen mit einem AHV-pflichtigen Lohn (d. h. mindestens CHF 2’300 pro Beschäftigung und Jahr) aufweisen. Die Pendlermatrix berücksichtigt dabei alle Personen, die im Dezember 2014 erwerbstätig waren.
  • Danach wurden mittels STATPOP die Wohngemeinden der Erwerbstätigen identifiziert und mittels STATENT die Unternehmen, für die sie arbeiteten. Arbeitete eine Person für mehrere Unternehmen, wurde jenes Unternehmen als Arbeitgeber festgelegt, bei dem die erwerbstätige Person den höchsten Lohn bezog.
  • Anschliessend wurden mittels STATENT die Arbeitsgemeinden all jener Erwerbstätigen bestimmt, die in Einbetriebs-Unternehmen arbeiteten und deren Arbeitsort daher eindeutig eruiert werden konnte. Im Referenzjahr 2014 war dies bei rund der Hälfte der etwa 4 Millionen Erwerbstätigen der Fall. Verfügten die Erwerbstätigen über einen Zweitwohnsitz und befand sich dieser näher an der Arbeitsstätte als die eigentliche Wohngemeinde, so wurde der Zweitwohnsitz als «Wohngemeinde» eingesetzt.
  • Die Erwerbstätigen der Mehrbetriebs-Unternehmen (2 Millionen Personen im Jahr 2014) wurden mittels eines Optimierungsalgorithmus einer bestimmten Arbeitsstätte des Unternehmens, für das sie arbeiteten, zugeteilt. Dabei wurde für jedes Unternehmen die Summe der Fahrzeit seiner Angestellten minimiert, dies unter Berücksichtigung der Anzahl Beschäftigter pro Arbeitsstätte (bekannt aus STATENT). Da das Geschlecht der Erwerbstätigen – auch auf Niveau der Arbeitsstätten – bekannt war, arbeitete der Algorithmus geschlechtergetrennt, was die Genauigkeit der Zuteilung erhöhte.

Diese Zahlen sind die Grundlage für die weiteren Berechnungen auf der VillageOffice Gemeindeplattform.

Anzahl Pendler

Die Anzahl Pendler pro Gemeinde stammt aus der Pendlermatrix und gibt die Summe aller Wegpendler an. Das heisst Personen, die in der Gemeinde wohnen, aber ausserhalb der Gemeinde arbeiten. Es handelt sich um das Blatt «Sicht Wohngemeinde» in der Pendlermatrix. Sogenannte «Binnenpendler» (Wohngemeinde = Arbeitsgemeinde) werden ausgeklammert.

Anzahl Kilometer

Auf Basis der Anzahl Pendler hat VillageOffice die zurückgelegte Strecken approximativ berechnet. Dafür haben wir die Strecke mit dem Verkehrsmittel «Auto» über das Google Distance API für jede Kombination Wohn- und Arbeitsort berechnet und mit der jeweiligen Anzahl Pendler multipliziert. Wir haben vor, diese Berechnung künftig zu verbessern, indem wir den durchschnittlichen Modalsplit verwenden.

Das BFS weist aufgrund des Datenschutzes nur Pendlerströme mit mehr als 5 Personen aus. Deshalb fasst das Bundesamt gewisse Pendlerströme unter der fiktiven Gemeindenummer 7777 (Andere Gemeinden) zusammen. Wenn das BFS den Kanton angibt, werten wir diese Pendlerströme unter Annahme des Kantonshauptortes aus. Wenn auch der Kanton fehlt (Kantonskürzel = ZZ), dann ignorieren wir diese Pendlerströme bei unserer Berechnung. Daraus ergibt sich auch eine kleine Differenz zwischen der Summe aller Gemeindezahlen und der nationalen Pendlerstatistik.

Kosten

Die Berechnung der Kosten basiert auf dem gleichen Verfahren wie die Berechnung der Anzahl Kilometer. Die via Google Distance API berechnete durchschnittliche Dauer haben wir mit dem «Wert eines statistischen Lebensjahres VSLY» multipliziert.

Es gibt mehrere Methoden zur Berechnung des Wertes eines statistischen Lebensjahres. Und wir sind uns hoffentlich alle einig, dass ein Menschenleben nie auf einen ökonomischen Wert reduziert werden sollte. Hier geht es also nur darum, eine Kennzahl zu berechnen.

Wir haben uns für die Berechnungsmethode des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ entschieden. Das Zentrum hat weltweit 120 ökonomischen Studien ausgewertet, die von 1995 bis 2015 publiziert worden sind und über einen mit empirischen Verfahren ermittelten Schätzwert berichten. Aus diesen Studien lässt sich ein internationaler Mittelwert (Median) von EUR 164’409 für ein Lebensjahr ableiten.

Daraus ergibt sich mit folgenden Berechnungen ein statistischer Wert von CHF 20,08 pro Stunde:

 

Mehr Informationen zu Gemeindeprojekten auf der Gemeindeplattform finden Sie hier

 

 

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