Swiss Sustainable Finance: Ungebrochenes Wachstum
Gemäss der Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2019 von Swiss Sustainable Finance (SSF) waren per Ende 2018 in der Schweiz bereits 716,6 Milliarden CHF nachhaltig angelegt. Die ungebremste Zunahme von 83% lässt sich darauf zurückführen, dass immer mehr institutionelle Anleger auf nachhaltige Anlagestrategien setzen und auch zahlreiche Asset Manager Nachhaltigkeitsaspekte standardmässig in ihre Prozesse integrieren.
Die neueste Swiss Sustainable Fiance Studie zeigt, dass die sich abzeichnenden regulatorischen Anforderungen und ein verstärkter gesellschaftlicher Dialog über Klimarisiken und andere globale Herausforderungen die Nachfrage nach Schweizer Nachhaltigkeitsporfolios beschleunigen.
Nachhaltiges Fondsvolumen verdoppelt sich
Nachhaltige Anlagefonds wuchsen mit 102% am deutlichsten, was in erster Linie auf eine vermehrte systematische Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Asset Management zurückzuführen ist. Mit 190,9 Mrd. CHF machen nachhaltig verwaltete Fonds nun 18.3% des Fondsmarkts aus – so viel wie noch nie zuvor. Auch die von institutionellen Anlegern selbst verwalteten nachhaltigen Anlagen haben mit 91% massiv zugenommen, vor allem getrieben durch neu an der Studie beteiligte Pensionskassen und Versicherungen. Die nachhaltig verwalteten institutionellen Gelder im Umfang von 455,0 Mrd. CHF entsprechen nun bereits 31% des gesamten von Schweizer Pensionskassen und Versicherungen gehaltenen Assets. Bei den nachhaltigen Mandaten fiel die Zunahme von 22% auf 70,8 Mrd. CHF etwas moderater aus. Insgesamt haben sich 77 Organisationen – und damit 11 mehr als im Vorjahr – an der Befragung beteiligt.
Institutionelle Investoren als Haupttreiber der Entwicklung
Banken und Asset Manager verwalten einen Anteil von 37% aller nachhaltigen Vermögen in der Schweiz, während die von Institutionelle Investoren selbst verwalteten nachhaltigen Anlagen zwei Drittel dieser Gelder ausmachen. „Der Anteil der von institutionellen gehaltenen Vermögen liegt mit 88% noch deutlich höher, sind doch wesentliche Teile der von Banken und Asset Managern verwalteten Vermögen ebenfalls in institutioneller Hand“, erklärt SSF-Geschäftsleiterin Sabine Döbeli. ESG-Integration ist der Anlageansatz, der am häufigsten Anwendung findet. „Da auch Ausschlüsse viel wichtiger geworden sind wurde das normenbasierte Screening auf Platz drei verwiesen“, erläutert Prof. Timo Busch, Senior Fellow am Center for Sustainable Finance and Private Wealth, Universität Zürich, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat. Der Anteil nachhaltiger Immobilienanlagen ist erneut gestiegen und macht nun mit 24.2% den grössten Anteil aller nachhaltig verwalteter Assets aus, gefolgt von Aktien mit 21.3%. Unternehmens- und Staatsanleihen schliessen mit Anteilen von 19.9% bzw. 14.4% an.
Klimaschutz und UNO-Nachhaltigkeitsziele im Fokus
Die Risiken des Klimawandels beschäftigen sowohl Produktanbieter wie auch institutionelle Anleger. „25 Anbieter haben Produkte mit einem spezifischen Bezug zum Klimawandel im Angebot, wobei Investitionen in Klimalösungen als die wichtigste Strategie von 84% der Antwortenden verfolgt wird“, erklärt Jean Laville, stellvertretender Geschäftsleiter von SSF. An zweiter Stelle stehe die Messung des CO2-Fussabdrucks von Portfolios (76% der Anbieter von Klimaprodukten). Im Rahmen von Engagement ist Klimawandel sowohl für institutionelle Anleger wie auch für Asset Manager ein wichtiges Thema. Der Anteil der Vermögensverwalter, die Produkte mit einem spezifischen Bezug zu den UNO-Nachhaltigkeitszielen im Angebot haben, ist von 38% auf 51% gestiegen. Offenbar haben verschiedene Anbieter die vormals deklarierten Pläne umgesetzt.
EU-Aktionsplan beschäftigt auch Schweizer Player
Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums führte zur Ausarbeitung von verschiedenen Gesetzesvorlagen, von denen einige bereits verabschiedet sind oder kurz davorstehen, wie eine Übersicht im Marktbericht zeigt. Dies beschäftigt natürlicherweise auch Schweizer Anbieter, sind doch viele von Ihnen grenzüberschreitend tätig. Aber auch institutionelle Anleger betrachten die Entwicklungen in Europa mit Interesse, wie die beiden Interviews mit den Direktoren des Pensionskassenverbands ASIP und des Schweizerischen Versicherungsverbands illustrieren. In der Schweiz gab es in den vergangenen Legislaturen ebenfalls vermehrt politische Vorstösse zu nachhaltigen Anlagen. Auch ohne heute schon bestehende gesetzliche Vorgaben erwarten sämtliche Studienteilnehmer ein Wachstum des nachhaltigen Anlagevolumens von 15% oder mehr für das laufende Jahr.
Spezialisiertes Fachwissen als Wettbewerbsvorteil
Sabine Döbeli zieht ein positives Fazit: „Das deutliche Wachstum im Schweizer Markt nachhaltiger Anlagen ist Ausdruck davon, dass es immer mehr zum Standard wird, Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen bei Anlageentscheiden zu berücksichtigen. Die Schweiz verfügt bei nachhaltigen Anlagen über spezialisiertes Fachwissen, was ihr im zunehmenden Wettbewerb um Kunden von Nutzen sein wird.“