Kostbarer Rohstoff aus Klärschlamm
Erstmals gelang es, Phosphorsäure aus Klärschlamm zu gewinnen. Der Kanton Zürich will diesen Rohstoffkreislauf im industriellen Massstab schliessen.
Abfälle sind Rohstoffe – so die Leitidee der Abfall- und Ressourcenwirtschaft des Kantons Zürich. Als Pionier im so genannten «Urban Mining» setzt der Kanton Zürich konsequent auf die Rückgewinnung von Wertstoffen aus den Hinterlassenschaften unserer Gesellschaft und macht damit den Kanton Zürich zu einer ergiebigen Rohstoffmiene.
Einen unterbrochenen Kreislauf wieder schliessen
Ein kostbarer Rohstoff, der bis heute noch im Abfall landet, ist Phosphor – eine für die Nahrungsmittelproduktion unerlässliche und nicht ersetzbare Substanz. Seit 2006 darf Klärschlamm aus Abwasserreinigungsanlagen nicht mehr als Dünger auf die Felder ausgebracht werden, da er zu viele Schadstoffe enthält. Dadurch gelangt der im Klärschlamm enthaltene Phosphor nicht mehr zurück in den natürlichen Stoffkreislauf. Der Kanton Zürich hat darum seine Klärschlammentsorgung innerhalb weniger Jahre komplett neu ausgerichtet. Mit der Inbetriebnahme der neuen, zentralen Klärschlammverwertungsanlage in Zürich stehen praktisch 100 Prozent des im Klärschlamm vorhandenen Phosphors zur Rückge-winnung zur Verfügung und die Klärschlammentsorgungskosten im Kanton Zürich konnten um mehr als die Hälfte reduziert werden. Daneben hat sich der Kanton Zürich zum Ziel gesetzt, ein Verfahren zu entwickeln, das den Phosphor umweltschonend der Klärschlamm-Asche entzieht, damit er in reiner Form als Rohstoff und Handelsware für industrielle Prozesse zur Verfügung steht, etwa zur Herstellung von Pflanzendüngern. So soll auch beim Phosphor der natürliche Kreislauf wieder geschlossen und die Schweiz langfristig von Phosphorimporten unabhängig werden.
Im Labor gelungen
Nun ist der Kanton Zürich diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Zusammen mit dem renommierten Technologiepartner Técnicas Reunidas SA (Spanien) ist es der vom Kanton Zürich mitbegründeten Stiftung Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung (ZAR) in Hinwil und Zuchwil im Oktober 2015 erstmals gelungen, im Labor aus Zürcher Klärschlammasche hochwertige Phosphorsäure herzustellen. Dieser Erfolg ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm im industriellen Massstab.
Kanton Zürich unterstützt weitere Entwicklung
Die Stiftung ZAR wird nun zusammen mit der Técnicas Reunidas SA die technische Machbarkeit des Verfahrens in einer Pilotanlage prüfen. Der Kanton Zürich unterstützt diese Phase der Entwicklung im Sinn einer Anschubfinanzierung mit einem Beitrag von 2 Millio-nen Franken oder 60 Prozent der Kosten, wie der Regierungsrat nun entschieden hat. Die übrigen 40 Prozent oder 1,3 Millionen Franken werden durch den Technologiepartner Técnicas Reunidas SA getragen. Die bevorstehenden Abklärungen werden zeigen, welche Kosten für einen kommerziellen Nutzer entstehen würden. Der Kanton Zürich erhält im Gegenzug freien Zugang zu den Erkenntnissen der weiteren Entwicklungsarbeiten und hat Anrecht auf eine Gratislizenz, sollte das Verfahren patentiert werden.
Regierungsratsbeschluss Nr. 58/2016 .