Digitale Barrierefreiheit: Ein Schritt hin zu mehr Inklusion
Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen für alle Benutzer:innen zugänglich zu machen. Für die mehr als 1.8 Millionen Menschen in der Schweiz, die mit einer Form von Beeinträchtigung leben, ist dies ein wichtiger Schritt hin zu mehr Inklusion. Diese Herausforderung für Unternehmen stand im Zentrum der Bachelorarbeit von Nils Kümin.
Er widmete sich der Frage, wie der Bedarf an barrierefreien digitalen Produkten und Dienstleistungen in Schweizer Unternehmen ermittelt und umgesetzt werden kann. Seine Arbeit wurde mit dem diesjährigen UBS-Nachhaltigkeitspreis für herausragende Bachelorarbeiten der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich ausgezeichnet.
Insbesondere mit Blick auf die immer digitaler werdende Welt ist es von grosser Bedeutung, dass die digitalen Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen auch für Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich sind. Dies fordert nun auch die EU-Richtlinie 2019/882. Die ausgezeichnete Bachelorarbeit von Nils Kümin erarbeitet die Schlüsselfaktoren für eine angemessene Implementierung digitaler Barrierefreiheit unter besonderer Berücksichtigung dieser Richtlinie.
Neue Anforderungen durch die EU-Richtlinie 2019/882
Im April 2019 verabschiedete das Europäische Parlament die EU-Richtlinie 2019/882, die bis Juni 2025 in nationale Gesetze überführt werden muss. Sie stellt Anforderungen an die Barrierefreiheit für Produkte und Dienstleistungen. Obwohl die Schweiz selbst kein Mitglied der EU ist, ist diese Richtlinie für in der Union tätige Schweizer Unternehmen mit einer gewissen Mindestgrösse verbindlich. Damit adressiert die Arbeit eine hochaktuelle Problematik, deren Bedeutung über unsere Landesgrenzen hinausgeht.
Konkrete Lösungen für Schweizer Unternehmen in der Praxis
Nils Kümin hat eine komplexe und hochrelevante Fragestellung gekonnt aufbereitet und wissenschaftlich überzeugend untersucht. Durch die qualitativen Interviews mit zwei Schlüsselgruppen, nämlich Menschen mit Beeinträchtigungen und Unternehmensvertreter:innen, gelingt es dem Autor, unterschiedliche Perspektiven auf das Thema der digitalen Barrierefreiheit zu beleuchten. Wissenschaftlich fundiert vermag er aufzuzeigen, dass der Weg noch weit ist und zugleich noch einige Hindernisse bis zur Umsetzung bestehen. Auf Seite der Betroffenen besteht ein Bedürfnis nach barrierefreien Produkten und Dienstleistungen mit einem kompetenten und erreichbaren Kundensupport. Auf Unternehmensseite wird eine barrierefreie Entwicklung jedoch oftmals durch eine Kombination aus ökonomischen Bedenken, mangelndem Bewusstsein und fehlendem technischen Know-how gehemmt.
Das Herzstück der Arbeit bilden die wertvollen Handlungsempfehlungen, die der Autor den betroffenen Unternehmen mit auf den Weg gibt. Sie helfen Unternehmen dabei, in einem ersten Schritt den Bedarf an barrierefreien Produkten und Dienstleistungen zu identifizieren und bieten in einem zweiten Schritt Hand, die neuen rechtlichen Anforderungen zu erfüllen. Damit hat Nils Kümin neben seiner theoretischen Leistung auch konkrete Lösungen für die Praxis entwickelt.
Die Vergabe des UBS-Nachhaltigkeitspreises
Bereits zum sechsten Mal in Folge vergibt die HWZ in Zusammenarbeit mit UBS den Nachhaltigkeitspreis für herausragende Bachelorarbeiten. Die Arbeit von Nils Kümin vereint eine methodisch überzeugende Vorgehensweise mit praktisch relevanten Erkenntnissen. Er hat auf dem Gebiet der sozialen Nachhaltigkeit einen wertvollen und zugleich innovativen Beitrag mit grossem Mehrwert geleistet. Diese Leistung würdigte die Jury mit der Verleihung des UBS-Nachhaltigkeitspreises, der auch dieses Jahr im Rahmen der Bachelor-Diplomfeier vom Mittwoch, 2. Oktober 2024, übergeben wurde.
Quelle: www.fh-hwz.ch
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf m-q.ch - https://www.m-q.ch/de/digitale-barrierefreiheit-ein-schritt-hin-zu-mehr-inklusion/