Unfallschutz im Betrieb: So hilft Rammschutz bei der Schadensprävention

Egal ob Hochregal oder toter Winkel, ob LKW oder Gabelstapler: In vielen Betrieben sind Fahrzeuge nicht nur ständig in Bewegung, sondern müssen einem engen zeitlichen Takt folgen – und das in vielfach engen, unübersichtlichen Räumen. Rammschutz kann hierbei nicht nur die letzte, sondern oft einzige Bastion sein, die zwischen einem harmlosen Rempler und womöglich katastrophalen Betriebsunfällen steht.

Mit Absicht auffällig: Rammschutz wirkt nicht nur durch seine reinen physikalisch-technischen Eigenschaften, sondern verhindert schon durch seine Signalwirkung, dass er diese Eigenschaften unter Beweis stellen muss. (stock.adobe.com © Joe Gough)

Denn solange die allermeisten betrieblich genutzten Fahrzeuge noch von Menschen gesteuert werden – statt von Computerchips – besteht immer die latente Gefahr dafür, dass alle anderen Warn- und Sicherheitsmassnahmen nicht greifen. Dann ist es wichtig, durch Rammschutz mit „roher Kraft“ das Schlimmste verhindern zu können.

Was Rammschutz ist – und was nicht

Auf einer rein metaphorischen Ebene ist betrieblicher Rammschutz verblüffend eng mit einer beliebigen Versicherung verwandt: Im normalen Alltag des Unternehmens wird er niemals benötigt. Er ist ausschliesslich ein Mittel, das dann greifen soll, wenn bereits andere technische und organisatorische Schutzmassnahmen versagt haben.

Immer muss Rammschutz in diesem Fall in der Lage sein, starke Belastungen abzufangen bzw. kinetische Energie aufzunehmen, bevor etwas beschädigt wird, das vielleicht eine kaskadierende Katastrophe heraufbeschwört.

Wohl gibt es unterschiedliche Arten von Rammschutz. Stets bestehen Rammschutzprofile für die Unfallverhütung jedoch aus Materialien, die nötigenfalls sogar in der Lage sind, einen unkontrolliert und ungebremst aufprallenden Gabelstapler aufzuhalten – etwa, bevor er die senkrechten Streben eines Hochregals trifft, einknickt und somit womöglich das ganze Regallager wie Dominosteine zum Einsturz bringt.

Primär bricht bei Rammschutz aus materieller Sicht deshalb alles auf drei Materialien herunter:

  1. Stahl: Er ist in allen drei Achsen gleichermassen belastbar. Durch die Möglichkeit, sehr komplexe Legierungen herzustellen, lassen sich hinsichtlich der benötigten Formgebung und anderer Faktoren äusserst widerstandsfähige Rammschutz-Elemente herstellen – und das zu einem günstigen Preis.
  2. Beton: Sein Vorteil besteht nicht zuletzt darin, nötigenfalls vor Ort in sehr individuelle Formen gegossen werden zu können – ungleich zu Stahl in kaltem Zustand. Durch die teils enorme Masse ist ein Beton-Rammschutz zwar erheblich schwerer und voluminöser als Stahl, kann dafür jedoch mitunter ohne Verankerung und deshalb flexibel aufgestellt werden.
  3. Kunststoff: Dieses Material ist (noch) ein eher seltener Vertreter im Bereich des Rammschutzes. Dafür jedoch sind seine Eigenschaften erheblich flexibler als diejenigen von Stahl und Beton. Bedeutet, nach einem Ramm-Vorfall können derartige Kunststoffelemente ihre ursprüngliche Form wieder annehmen. Ebenso verliert der Kunststoff seine Materialeigenschaften selbst bei sehr niedrigen Temperaturen nicht. Derartiger Rammschutz ist deshalb beispielsweise eine gute Wahl für tiefgekühlte Bereiche. In Form von Matten kommt Kunststoff auch als Rammschutz-Polsterung für bestehende Säulen infrage.

Das bedeutet letzten Endes: Es geht bei Rammschutz immer darum, durch ein besonders energieabsorbierendes Element/Material insbesondere Auftreffenergien von wichtigen Bauteilen abzuhalten, damit deren Integrität nicht beeinträchtigt wird.

Es geht also explizit nicht (nur) darum, zu warnen. Zwar sind praktisch sämtliche Rammschutz-Elemente in auffälligen Warnfarben gehalten. Diese optische Warnwirkung ist jedoch nur ein Zusatz, um die Wirkung zu erhöhen. Haupt-Daseinszweck ist stets das Abhalten eines Impakts.

Was die schweizerischen Gesetze sagen

Mancher Leser hat vielleicht in Internet-Videos bereits gesehen, welche regelrechten Katastrophen ohne Rammschutz entstehen können. Dazu braucht es definitiv keine irrwitzigen Auftreffgeschwindigkeiten und Energien. Im Gegenteil, je nach Konstruktionsweise reagieren viele Bauteile äusserst empfindlich auf Kräfte, die aus einer anderen Richtung einwirken als konstruktiv vorgesehen.

Einmal mehr sind Regallager hierfür ein hervorragendes Beispiel: Deren senkrechte Streben sind bestens dazu geeignet, von oben einwirkende Lasten zu tragen. Schon ein geringes Biegemoment, das quer zu den Streben einwirkt, kann jedoch für ein Knicken und dadurch urplötzlichen Integritätsverlust sorgen.

Kein Wunder also, dass die Schweiz sich auf Ebene der Normen und Gesetzgebungen intensiv mit dem Thema befasst – wodurch Rammschutz automatisch vielfach verpflichtend ist.

  • Die EKAS-Richtlinie Nr. 6508. Sie befasst sich mit Gefahrenermittlung und Risikobeurteilung, wodurch die Notwendigkeit eines Rammschutzes hervorgehen kann.
  • Das Arbeitsgesetz ArGV, speziell die Artikel 3 bis 9, woraus ebenfalls Schutzmassnahmen ergehen.
  • Die Verordnung über die Unfallverhütung VUV, hier die Artikel 3 bis 10.
  • Die SN EN 61310-1, aus ihr geht insbesondere die typische Farbgebung hervor. Da Rammschutzsysteme meist dauerhaft montiert sind, sind sie deshalb typischerweise gelb-schwarz gefärbt – eine rot-weisse Farbgebung wird eher für temporäre Hindernisse und Absperrungen genutzt.

Hinzu kommt noch die Schweizerische Unfallversicherung SUVA. Sie gibt stringente Vorgaben zur Planung innerbetrieblicher Verkehrswege, wodurch sich ebenfalls vielfach eine Verpflichtung zur Installation eines Rammschutzes herleiten lässt.

Übrigens: Gesetze können nicht alles erfassen. Die Erfahrung lehrt, dass es daher besser ist, beim Rammschutz auch mit weniger realistischen Szenarien zu rechnen und deshalb nach der Maxime „viel hilft viel“ zu agieren – selbst dort, wo kein Schutz vorgeschrieben ist.

Wie Rammschutz aussehen kann – und was er schützt

Das zentrale Leistungsspektrum ist einheitlich: Rammschutz soll stets wichtige Elemente und Personen des Betriebs vor Auftreffenergien schützen, die Schäden bis zum Tod verursachen können.

Doch sowohl aus architektonischen als auch technischen Erwägungen heraus gibt es nicht „den“ einen Rammschutz, der für alles genutzt werden könnte. In der Praxis sprechen wir bereits an der Basis von verschiedenen Profilen und Rundmaterialien. Dadurch sind die Formen und Einsatzbereiche sehr vielfältig. Einige der wichtigsten Typen:

  • Rammschutzbügel: Sie schützen insbesondere Inventar und Personal, können zudem durch ihre Form grössere Bereiche effektiv abschotten.
  • Rammschutzgeländer: Sie ähneln konstruktiv den Bügeln, sind aber für deutlich grössere Areale gedacht. Etwa die räumliche Trennung von Fahr- und Laufwegen.
  • Rohr- und Leitungsrammschutz: Diese Profile werden wie eine Schutzhülle über Strom- und andere Leitungen montiert.
  • Rammschutzpoller: Der zylindrische Klassiker schützt nicht nur, sondern kann beispielsweise durch geschickte Aufstellung automatisch weitere und dadurch sicherere Kurvenradien erzwingen.
  • Anfahr- bzw. Pfostenschutz: Ummantelungen und vorgebaute Profile, die alle möglichen Säulen und Träger schützen. Je nach Material auch dazu gedacht, um einen Zusammenstoss mit Personen für diese glimpflicher ausgehen zu lassen.

Grundsätzlich gibt es kaum einen betrieblichen Bereich, der nicht durch einen entsprechenden Rammschutz sicherer gemacht werden könnte.

Denkt man bis zur letzten Konsequenz durch, welche verhängnisvolle Verkettung selbst ein vermeintlich kleiner Rempler eines Flurförderfahrzeugs auslösen kann, ist es zudem garantiert nicht falsch, Rammschutz sehr umfangreich zu applizieren – die Kosten dafür sind praktisch immer geringer als die Folgekosten, die bei einem Schaden ohne Schutz auftreten können.

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