Neue Co-Leitung und erstmals wieder schwarze Zahlen für Impressum

An der Delegiertenversammlung in Degersheim haben die Mitglieder des Berufsverbands Impressum eine neue Doppelspitze bestätigt: Michael Burkard und Etienne Coquoz übernehmen die Geschäftsleitung von Urs Thalmann, der den Verband 20 Jahre lang geführt hat. Zudem verabschiedete Impressum ein Budget für 2025 mit positiven Zahlen – erstmals seit mehreren Jahren.

Michael Burkard und Etienne Coquoz wurden an der Delegiertenversammlung als neue Co-Geschäftsleitung von Impressum bestätigt. (Archivbild)

Mit der einstimmigen Bestätigung von Michael Burkard und Etienne Coquoz als neue Co-Leitung beginnt für Impressum ein neues Kapitel. Die beiden bisherigen Zentralsekretäre folgen auf Urs Thalmann, der den Verband während zwei Jahrzehnten geleitet hat. Die Co-Präsidentinnen von Impressum, Caroline Gebhard und Fabienne Sennhauser, würdigten Thalmanns Einsatz und zeigten sich erfreut, dass mit Burkard und Coquoz ein zweisprachiges Führungsteam die Leitung übernimmt.

Urs Thalmann leitete den Verband 20 Jahre lang. (Bild: zVg.)

Herausforderungen für den Journalismus

Die aktuelle Lage in der Schweizer Medienbranche war ein zentrales Thema der Delegiertenversammlung. Gebhard verwies auf die zahlreichen Entlassungswellen im vergangenen Jahr – betroffen waren unter anderem Ringier, ESH Medias, SRG, Le Temps, La Liberté, Tamedia, EMH und CH Media. «Bei jeder dieser Entlassungen stand Impressum seinen Mitgliedern und den betroffenen Mitarbeitenden zur Seite», betonte sie. Auch die individuelle Rechtsberatung werde stark nachgefragt: Rund 220 Mitglieder hätten 2024 den Rechtsdienst des Verbands in Anspruch genommen.

Zudem setzte sich das Zentralsekretariat für die Harmonisierung des Presseausweises, Massnahmen gegen SLAPP-Klagen (Strategic Lawsuits Against Public Participation) sowie für den Erhalt der CCT RRR ein.

Erstmals seit Jahren schwarze Zahlen

Nach mehreren Jahren mit negativen Abschlüssen konnte Impressum für 2025 ein ausgeglichenes Budget vorlegen. Möglich wurde dies durch verschiedene «schwierige Entscheidungen», wie es heisst. So wurden Sparmassnahmen getroffen wie die Kürzung von Beiträgen an Organisationen wie den Schweizer Presserat, das Edito oder das Maz sowie auch auf die Neubesetzung freier Stellen verzichtet.

Laut Fabienne Sennhauser reicht reines Sparen jedoch nicht aus: «Wir arbeiten auch an einer Verbesserung unseres Finanzierungsmodells, etwa durch die Vereinfachung des Aufnahmeverfahrens für BR-Mitglieder. Zudem investieren wir in Kommunikation und Mitgliedergewinnung.» Ein erster Erfolg: Eine Stiftung unterstützt den Rechtsdienst von Impressum im Kampf gegen SLAPPs.

Gerichtsentscheid gegen Impressum im Streit mit der SRG

Seit 2019 kämpfte Impressum für die Aufnahme als Sozialpartnerin im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der SRG – nun hat das Gericht den Verband abgewiesen. Die Begründung steht noch aus, doch der Entscheid löste an der Versammlung eine kontroverse Diskussion aus, nicht zuletzt wegen der hohen Verfahrenskosten. Die Delegierten diskutierten Möglichkeiten, die SRG-Mitglieder von Impressum stärker zu mobilisieren, um eine bessere Zusammenarbeit mit den bestehenden Sozialpartnern zu erreichen.

KI-Erklärung und Debatte zum Lokaljournalismus

Die Delegierten unterstützten grossmehrheitlich eine gemeinsame Erklärung zur Nutzung generativer KI, die von verschiedenen Organisationen aus dem Umfeld des Schweizer Presserats erarbeitet wird.

Zum Abschluss diskutierten die Chefredaktoren Reto Stifel (Engadiner Post/Posta Ladina) und Tommaso Manzin (Appenzeller Volksfreund) mit den Delegierten über die Zukunft des Lokaljournalismus. Stifel betonte, dass es «im Lokaljournalismus keine Fake News gibt. Sie werden von den Lesern sofort korrigiert». Manzin ergänzte, dass «regionale Verankerung eine gewisse Form von Mut und Ethik» erfordert, denn man begegnet auf der Strasse den Menschen, über die man geschrieben hat. Trotz rückläufiger Verkaufszahlen bleibe Print für Lokalzeitungen zentral. «Leserbriefe spielen in unseren Regionen teilweise immer noch die Rolle von sozialen Netzwerken», so Manzin.

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