QR-Codes auf Verpackungen, Plakaten oder in Bars als Sicherheitsfalle?

QR-Codes, wie sie auf Verpackungen, Plakaten oder in Bars verwendet werden, scheinen eine praktische Sache zu sein. Sie verlocken, einfach das Smartphone daran zu halten. Trotz vieler Vorteile für Unternehmen und Konsumenten, rät Chester Wisniewski, Sicherheitsprofi bei Sophos: „Ich würde die Finger davon lassen.“

So verlockend QR-Codes z.B. auf Plakaten sein mögen, ist Vorsicht geboten: Sie können auf betrügerische Websites führen. (Bild: Toa Heftiba / Unsplash.com)

Der Mensch neigt bekanntlich zur Bequemlichkeit. Warum noch extra den Browser mit dem kleinen Smartphone-Display bemühen – da kommt ein QR-Code doch goldrichtig. Informationen, die auf der Stelle gebraucht werden, sind so schnell zur Hand. Diese Vorteile setzen immer mehr Unternehmen ein, beispielsweise um Kunden Zusatzinformationen zu Produkten oder deren Nutzung zu bieten. Und wie das immer so ist, sind Cyberkriminelle nicht weit, sobald sich eine Technik im Alltag durchgesetzt hat. QR-Codes können eine Sicherheitsfalle sein: „Quishing“ heisst die Betrugsart mit QR-Codes. Den Trend hat Sophos in diesem Beitrag beschrieben. Wir befragten dazu Chester Wisniewski, Director und Global Field CTO von Sophos. Er gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Sicherheit von QR-Codes.

QR-Codes erweisen sich wachsender Beliebtheit in Verkauf, Marketing und Bezahlsystemen. Wie kam es zu dieser Entwicklung und inwieweit verbessern sie das Kundenerlebnis?

Chester Wisniewski: Niemand spricht gern in Computer-Art. Der Vorteil, ein Smartphone für schnelle Informationen oder Aktionen nutzen zu können, ist eine starke Motivation sowohl für die Anbieter als auch die Nutzer von QR-Codes. Das in Kombination mit den ökologischen Vorzügen des Nicht-Ausdruckens von Dokumenten und der Tatsache, dass viele Unternehmen komplexe Tracking-Tokens in die URLs einbauen können, trägt zur Verbreitung von QR-Codes zusätzlich bei.

Während QR-Codes einen grossen Mehrwert bieten, wachsen die Bedenken zu ihrer Sicherheit. Welche Arten von Betrug oder schadhaften Aktivitäten sind in den letzten Jahren aufgetaucht, die Nutzer via QR-Codes ins Visier genommen haben?

Jeder kann QR-Codes herstellen, und es ist nicht möglich, sie zu authentifizieren. Es erfordert einen hohen Grad an Vertrauen beim Konsumenten, dass der QR-Code, den er am Parkscheinautomat oder auf dem Kaffeetisch sieht, echt ist. Wir haben von Vorfällen gehört, speziell in denen Zahlungen beteiligt waren, bei denen Betrüger QR-Codes ausgedruckt haben und diese auf echte QR-Codes aufklebten, um die Leute auf eine Phishing-Webseite zu lenken und hier ihre Kreditkarten-Daten und persönliche Informationen abzugreifen.

Welche Schritte können z.B. Händler unternehmen, um sicherzustellen, dass die QR-Codes, die sie in den Geschäften oder Online einsetzen, sicher und legitimiert sind? Wie können sie ihre Kunden vor potenziellem Betrug oder Phishing-Angriffen schützen?

Geschäfte, Händler, Gastronomie usw., die QR-Codes nutzen, sollten sie regelmässig kontrollieren – insbesondere, wenn die QR-Codes öffentlich aushängen. Das wird zu einer grösseren Herausforderung bei verteilten Systemen wie Parkscheinautomaten. Konsumenten sind gut beraten, keine QR-Codes zu scannen, denen sie nicht wirklich vertrauen und lieber ein anderes Zahlungsmittel mit weniger Risiken verwenden. Ich persönlich meide Geldautomaten, die zweifelhafte Tastaturen haben oder sich ersichtlich nicht im Originalzustand befinden – das gleiche könnte man für QR-Sticker anwenden. QR-Codes sollten wirklich niemals online genutzt werden, denn die meisten sind nur eine visuelle Form einer URL. Wenn man möchte, dass jemand auf einen Link klickt, dann sollte man auch einen Link benutzen. Es gibt Ausnahmen, aber im Allgemeinen bestätigen sie die Regel.

Chester Wisniewski, Director, Global Field CTO von Sophos, rät im Zweifelsfall ab, QR-Codes zu scannen. Denn sie sind möglicherweise eine Sicherheitsfalle. (Bild: Sophos)

Vor welchen „red Flags“ sollten sich Konsumenten in Acht nehmen, wenn sie QR-Codes in der Öffentlichkeit oder auf Produkten scannen, um nicht zum Opfer von Kriminellen zu werden?

QR-Codes übertragen ein Bild in eine Webseiten-Adresse. Wenn der Code im Browser öffnet, sollte man auf die Adressleiste sehen und prüfen, wohin man als Nutzer gelenkt wird. Gefällt einem dieses Ziel nicht, ist es klug, die Anwendung zu beenden. Der sicherste Weg für den Konsumenten? Den QR-Code nicht scannen. Stattdessen lieber die Lieblingssuchmaschine nutzen. Es existieren jedoch auch Applikationen für mobile Geräte wie Sophos Intercept X, die QR-Codes Scanner beinhalten, die auf schadhafte Links aufmerksam machen.

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich die Rolle von QR-Codes im Verkauf und anderen Branchen weiterentwickeln? Werden sie sicherer werden mit neuen Technologien oder wird die Sicherheit eine Herausforderung bleiben?

Ich sehe die Sicherheit von QR-Codes nicht besser werden. Sie sind ursprünglich für Maschinen entwickelt worden und nicht dafür, dass Menschen sie im Alltag nutzen. Eine Authentifizierung von QR-Codes stellt eine Aufgabe dar, die sich nicht so simpel lösen lässt. Im Idealfall sollten QR-Codes in Plakate, Produktverpackung etc. fest und ersichtlich eingebettet sein und nicht nur ein Sticker, der irgendwo draufgepappt wurde. Die Verantwortung liegt aber am Schluss beim Konsumenten: Wenn ein QR-Code komisch erscheint, lieber die Finger davon lassen und auf eine bewährte, sichere Informationsgewinnung oder Zahlung setzen.

 

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