Mutiger Wandel bei Wirz – Gelingt die kreative Transformation?

Eine traditionsreiche Werbeagentur wagt den tiefgreifenden Wandel und definiert sich als «Creative Business Partner» neu. Als langjähriges Mitglied der Branche erkenne ich: Kreative Lösungen an steigende wirtschaftliche Anforderungen anzupassen, erfordert Talent und Horizont. Gelingt es Wirz, der Branche frische Impulse zu geben?

Wirz Creative Business
«A creative, modern space with groups of people engaged in lively discussions and Logo.» AI-generiertes Bild mit by Dall-e

Die Werbebranche steht vor Herausforderungen, die einen radikalen Wandel erforderlich machen – und Wirz zeigt, dass eine traditionelle Agentur die Chance nutzen will, sich dafür neu zu definieren.

Wirz als «Creative Business Partner» – Ein radikaler Bruch mit Traditionen

Als «Creative Business Partner» verabschiedet sich das Unternehmen von einer starren, aufwandsorientierten Abrechnung hin zu einem modellhaften Ansatz, der Kreativität als produktive Kraft in den Mittelpunkt stellt. Kund:innen zahlen nicht für aufgewendete Stunden, sondern für den messbaren Erfolg kreativer Lösungen. Dieser Umbruch mag für manche radikal erscheinen, doch in einer Zeit, in der klassische Strukturen der Werbung immer häufiger hinterfragt werden, setzt Wirz damit ein starkes Zeichen für Innovationsgeist und Anpassungsfähigkeit.

Strategische Kreativität statt starrer Strukturen

Die neuen Module wie «Brand Capital» und «New Game» zeigen auf, wie weit die Agentur mit ihrer Transformation geht: Es geht um mehr als Werbung – es geht um strategische Kreativität, die in der Lage ist, tief in die Wertschöpfungskette eines Unternehmens einzugreifen. Kreativität wird zum Motor für Wachstum und Mehrwert, der an den strategischen Zielen des Kunden orientiert ist. Doch dieser Wandel birgt auch Risiken, denn wie kann Kreativität bemessen werden? Das Versprechen, dass kreative Begleitung und strategische Beratung konkrete Ergebnisse liefern, ist ambitioniert und verlangt eine Neujustierung im Marktverständnis der Branche.

Von strikten Abläufen zur flexiblen Kreativpartnerschaft

Ich erinnere mich an meine Zeit bei Wirz Mitte der 1990er, als die Agentur eine fast militärische Struktur pflegte – klare Hierarchien, engmaschige Kontrollen. Es war eine andere Zeit. Die Werbewelt wurde beherrscht von Print, Fernsehen und Plakatkampagnen. Digitales spielte keine Rolle, und die Idee von Kreativität war untrennbar verknüpft mit handwerklichen Fähigkeiten und dem Marktverständnis für klassische Medien. Der aktuelle Wandel von Wirz unterstreicht, dass heute ganz andere Kompetenzen gefragt sind: Die Agentur strebt danach, sich als Partner für strategische Unternehmensziele zu positionieren und die Rolle der Kreativität in einen neuen, vielschichtigen Kontext zu stellen.

Der Balanceakt zwischen Kreativität und wirtschaftlicher Realität

Doch eines bleibt: Die Branche droht an Nachwuchs zu verlieren, weil kreative Talente sich immer öfter in anderen Bereichen verwirklichen. Ein Agentur-CEO sagte mir dazu kürzlich: «Ich erlebe aktuell eine Hilflosigkeit in der Branche.» Und: In einer Zeit, in der gesellschaftliche Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit – zurecht – an Bedeutung gewinnen, dürfen sie nicht zur Ablenkung von wirtschaftlicher Realität werden. Vielmehr müssen sie das kreative Potenzial ergänzen, das die wahre Innovationskraft in dieser Branche ausmacht.

«A dynamic image of a young, creative talent in the advertising industry collaborating on a cool, innovative strategy with a colleague» – generated by AI-Tool Dall-e

Wirz wagt den Schritt, Kreativität systematisch in den Dienst des Unternehmenswachstums zu stellen – eine mutige Entscheidung, die Respekt verdient. Ob dies langfristig gelingt, hängt davon ab, ob sich dieses Modell auch in der Praxis als nachhaltig erweist und ob es Kunden anzieht, die bereit sind, für Ergebnisse auch wirklich angemessen zu zahlen.

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