Was bedeutet eigentlich… «cookieless future»?

Benno Maggi befasst sich in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich…?» mit Begriffen aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal behandelt er den Begriff «cookieless future».

Cookieless Future

Rechtzeitig zur Guetzli-Ziit geistert ein Begriff durch die Branche und erschreckt Agenturen wie Marketing- und Kommunikations-Abteilungen gleichermassen. Cookieless future. Keine Angst, es wird auch in Zukunft um diese Jahreszeit erlaubt sein, Guetzli zu backen und zu verspeisen. So schlimm ist es noch nicht. Aber trotzdem schlimm genug. Wieso? Weil die Uhr tickt. Nach der ersten Ankündigung von Google im Jahr 2020, Cookies von Drittanbietern zu verbieten, ist jetzt die Zeit abgelaufen. Was einmal angekündigt, wird irgendwann auch umgesetzt. Da macht Alphabet keine halben Sachen und verkündete Mitte 2022, dass nächstes Jahr definitiv Schluss damit ist. Und das versetzt viele Marketing- und Vertriebsexperten entweder in Panik oder sie verweigern hartnäckig, das Unvermeidbare zu akzeptieren. Sie verhalten sich wie Kinder, die eben erfahren haben, dass es ab sofort keine Weihnachts-Guetzli mehr gibt. Zumindest jene, die gekauft werden. Das ist peinlich, denn es gilt jetzt ernst.

Schluss mit Guetzli kaufen

Es darf nämlich nur noch angeboten werden, was selbst gebacken ist. Das ist auch gut so. Denn Convenience Food ist, wie wir wissen, teuer und ungesund. Das ist bei den echten Guetzli gleich wie bei den digitalen. Daher ist es wichtig zu wissen, wie sich die Änderung auf Online-Werbung und Marketing auswirken wird. Das Problem dabei: die meisten wissen gar nicht mal, wie das genau vorher war, mit der Verfolgung von Nutzern und Erfassung von Analysedaten. Die AGBs, die Online-Nutzer einfach an- oder wegklicken, würden dies erläutern, wenn man sie denn lesen würde. Aber wer das schon mal versucht hat, merkt, dass er nachher nicht schlauer ist und entscheidet sich fortan einfach direkt für die «Alles akzeptieren»-Option, die da so schön leuchtet und zum Klicken einlädt.

AGBs sind so unverständlich formuliert, dass bislang weder Auftraggebende noch Agenturen wirklich eine Ahnung hatten, was diese rechtlich in letzter Konsequenz denn auch wirklich zu bedeuten hätten. Dagegen lesen sich ja Zutatenlisten auf Convenience-Food-Produkten grad wie Kindermärchen.

Da der Hauptzweck von Cookies die Identifizierung ist, werden sie grösstenteils dafür verwendet: um Websites mitzuteilen, wer ihre Besucherinnen und Besucher sind. Aber was sind Cookies denn nun genau? Genau wie ihr Namensvetter, die Guetzli, gibt es auch hier Cookies in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die eigenen Cookies (First-Party-Cookies) und Cookies von Dritten, deren Dienste wir nutzen (Third-Party-Cookies). Eben diese Cookies von Drittanbietern, die sich nicht auf der von uns besuchten Website befinden, werden nun abgeschafft. Andere Browser als Google Chrome blockieren Cookies von Drittanbietern schon länger, und Tracker greifen einfach auf andere Methoden und Technologien zurück, die es ihnen ermöglichen, Nutzer zu verfolgen.

Es sind also nicht nur Cookies, die in der Regel über Banner oder andere Funktionen mit Dritten verknüpft sind und diesen geheimnisvollen Dritten unser Verhalten auf Websites bekannt geben. Wir hinterlassen nämlich wie Kinder, die heimlich Guetzli stibitzen, überall unsere Spuren. Und das in Form von Brösmeli, die uns dann verraten und eben auch wieder verkauft werden. Kein Wunder also, dass alle ein bisschen nervös sind, die damit Geld verdient haben. Das ist so, wie wenn wir nur noch selbstgemachte Guetzli essen dürften und keine mehr kaufen könnten. Gesünder zwar, aber nicht so bequem.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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