Marken-Check: Und es hat «zoooooom» gemacht!

Seit mehr als einer Dekade ist die Video-Kommunikations-App Zoom schon auf dem Markt. Aber erst im Jahr 2020 nahm sie richtig Fahrt auf. Wir alle wissen, warum – und viele von uns gehören zu den rund 300 Millionen täglich aktiven Usern (zum Vergleich: Im Dezember 2019 hatte die App circa 10 Millionen tägliche Nutzer:innen). So […]

Seit mehr als einer Dekade ist die Video-Kommunikations-App Zoom schon auf dem Markt. Aber erst im Jahr 2020 nahm sie richtig Fahrt auf. Wir alle wissen, warum – und viele von uns gehören zu den rund 300 Millionen täglich aktiven Usern (zum Vergleich: Im Dezember 2019 hatte die App circa 10 Millionen tägliche Nutzer:innen). So sehen Pandemie-Gewinner:innen aus.

Und genau darum geht es im vorliegenden Marken-Check: um das Aussehen. Seit dem Start 2011 hat die App ihr Erscheinungsbild nicht angepasst. Nun war es an der Zeit, aus dem Videochat-Service eine echte Marke zu machen. Mit neuen Dienstleistungen, die über das ursprüngliche Angebot hinausgehen – Team-Chat, Meetings, Whiteboards, Live-Events, et cetera.

«Zoom wird zur Kommunikationsplattform, wird sich weiterentwickeln und expandieren», sagt Chief Marketing Officer Janine Pelosi. Zoom weiss, dass das hybride Arbeiten bleibt und die New-Work-Zeitenwende längst angebrochen ist. Nun setzt das Unternehmen seine Markenbekanntheit ein, um das Portfolio auszubauen und zu kommunizieren. Und das machen sie phänomenal gut: Sie nutzen einfach ihr Logo, dessen lautmalerischen Klang sowie die bildhafte Bedeutung des Wortes «Zoom».

Jedes animierte «o» steht nun für einen Service – Anzahl in Zukunft offen – augenblicklich sind es sechs: Zoooooom! In einer einfachen Animation wird die ganze Story erzählt und bleibt sofort im Kopf.

Natürlich wurde auch die Typografie angepasst, die Icons sowie der Blauton – aber das ist nicht der Grund, warum ich diese Arbeit so gelungen finde. Wenn man über Brand-Line-Extensions und deren Kommunikation nachdenkt, ist der Kopf schnell voll von Argumenten, Kampagnen und einem Haufen Komplexität. Hier hat jemand im besten Sinne «einfach nachgedacht». Das ganze Potenzial war im Namen und der Marke selbst gegeben – genau wie der wahrnehmungspsychologische Trigger: Die Bedeutung des Wortes erzeugt bereits das Kopfkino.

Auch wenn einige Stimmen dieses Design mit der alten Google-Search-Darstellung (mit ebenfalls vielen «o»-s) vergleichen und dort eine Kopie vermuten, so ficht dies die Designer des neuen Auftritts meiner Meinung nach nicht an: Denn was bei Google damals nur ein netter Effekt war, ist hier wirklich gutes Branding.

Von daher meine Botschaft: Bevor Sie für die Kommunikation eines erweiterten Portfolios in grossen, neuen Kampagnen, Visuals und Konzepten denken, schauen Sie doch bei Ihrer bestehenden Marke genauer hin. Vielleicht ist der Schatz bereits dort vergraben. Sie müssen ihn nur heben – oder heben lassen.

Bei diesem Branding-Schritt wird es übrigens nicht bleiben; Zoom kündigt bereits weitere Design-Innovationen an. Am 8 und 9. November 2022 werden diese auf der hauseigenen «Zoomtopia»-Konferenz vorgestellt. Wir dürfen gespannt sein.


* Heinrich Paravicini ist Gründer und Kreativchef von Mutabor.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf markt-kom.com - https://www.werbewoche.ch/de/marketing/marken/2022-10-11/marken-check-und-es-hat-zoooooom-gemacht/

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