IT-Beschaffung im Lichte der digitalen Transformation

Die siebte IT-Beschaffungskonferenz schlägt wieder den Besucherrekord. Vor über 380 Beschaffenden, Beratenden und Informatikanbietenden wurde die öffentliche Beschaffung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Nationalrätin Kathrin Bertschy sprach an der IT-Beschaffungskonferenz über den Stand der Dinge in der Revision des BöB. (Bild: Fabian Steiner)

An der diesjährigen IT-Beschaffungskonferenz ging es um den digitalen Wandel aus Sicht der Legislative, Judikative und Praxis. Die Revision des Gesetzes zum öffenlichen Beschaffungswesen des Bundes wie auch innovative Lösungen für Ticketing-Systeme im öffentlichen Verkehr bildeten Themen von Fachvorträgen. Die IT-Beschaffungskonferenz richtet sich jeweils an Beschaffende, Anbietende, Beraterinnen und Juristen, die im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens tätig sind. Sie wird durch die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern, das Informatiksteuerungsorgan des Bundes ISB, die Schweizerische Informatikkonferenz SIK, swissICT und CH Open veranstaltet.

Das BöB in den Mühlen des Gesetzes

Nationalrätin Kathrin Bertschy gewährte dem Plenum einen Blick hinter die legislativen Kulissen. Der Grundsatz „Billig ist nicht immer günstig“ leitete die bisherigen Beratungen über die Revision des Beschaffungsgesetzes. Die vorgeschlagenen zwingenden Bestimmungen der Nachhaltigkeit und Transparenz (Lebenszyklus-Kosten und das Öffentlichkeitsprinzip) wurden vom Nationalrat soweit angenommen. Noch stehen die Beratungen im Ständerat aus, in denen diese und weitere strittige Punkte, wie die Unterstellung öffentlicher Unternehmungen und die Ausstandsregelung, auf den Prüfstand gestellt werden. Der Fahrplan zeigt: Das neue Gesetz ist nicht vor 2020 zu erwarten.

Auch Richter Marc Steiner betonte die Bedeutung der Transparenz als Leitprinzip der Revision. Mittels Bundesverwaltungsgerichtsentscheiden zeigte er auf, wie sich die Rechtsprechung auf die gesetzgeberischen Bemühungen auswirkt und umgekehrt. Ein Schwergewicht der Präsentation lag bei good governance-Aspekten. Insbesondere die IT-Beschaffung sei anfällig für unsaubere Vergaben und Missbrauch. Die Korruptionsbekämpfung werde neu als Gesetzesziele verankert. Das sei zwar ein starkes Signal, doch im Detail hapere es noch: Die vom Bundesrat vorgeschlage Aussstandsregelung (Art. 13) beispielsweise sei „ein Skandal“. Zum Abschluss zeigte der auf, dass der Paradigmenwechsel vom Preis- zum Qualitätswettbewerb nicht nur Teil der Revision, sondern auch Thema der Rechtsprechung ist.

Digitale Transformation für die Öffentlichkeit

Erneuerungen wird nicht nur von der Legislative und der Judikative, sondern auch von von der Praxis getrieben. So revolutioniert das Start-Up FAIRTIQ das Ticketingsystem im öffentlichen Verkehr. Der Gründer Gian-Mattia Schucan ist der ehemalige Verantwortliche des Ticketings bei der SBB und beweist mit der neuen App, wie die bisherigen Prozesse durch digitale Transformation grundlegend umgekrempelt werden können. Eine weitere Revolution verspricht die von der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit lancierte www.intelliprocure.ch. Diese Plattform bietet mittels Analyse der Simap-Daten mehr Intelligence im Beschaffungsprozess. Auch von Seiten simap.ch kommen Neuerungen. Thomas Fischer, Vorstandsmitglied von simap.ch und Leiter Beschaffungskonferenz des Kantons Bern stellte das Projekt simap2019 vor. Die modular aufgebaute, Open-Source-basierte e-Procurement Plattform soll am 1. Mai 2019 live gehen. Zudem bot die Konferenz mit acht Fachsessions den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in weitere IT- und Beschaffungsthemen zu vertiefen.

Weitere Informationen

 

 

 

(Visited 36 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema