Privat- und Retailbanken: Grösse allein garantiert keinen Erfolg

Privat- und Retailbanken zeigen sich in der Schweiz widerstandsfähig und haben ihr durchschnittliches Geschäftsvolumen teilweise sogar steigern können. Bei Kleinbanken sind es aber die beträchtlichen Personalkosten, die auf die Margen drücken.

Kunden brachten viel neues Geld: Privat- und Retailbanken in der Schweiz sind solide unterwegs. (Bild: Depositphotos.com)

Der Schweizer Finanzplatz hat drei turbulente Jahre hinter sich. Im neuen «Private Banking und Retail Banking Market Insight» hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC Schweiz die Privat- und Retailbanken untersucht und liefert Einschätzungen zu Profitabilität, Geschäftsvolumen sowie Einkommens- und Kostentreibern. Die Erkenntnisse basieren auf den aktuellsten Finanzberichten der Jahre 2018 bis 2020.

Je grösser die Privatbank, desto erfolgreicher 

Trotz einer schwierigen Marktsituation konnten grosse Privatbanken dank eines hohen Netto-Neugeld-Zuflusses ihr Geschäftsvolumen auf durchschnittlich 271 Milliarden Franken in 2020 steigern. Auch der operative RORE (return on required equity capital) ist mit 38,1% deutlich über demjenigen der kleinen und mittleren Privatbanken. Dies sei auf starke Markenidentitäten, internationale Präsenz und differenzierte Serviceportfolios zurückzuführen, hält die Untersuchung von PwC fest. Gemäss Einschätzung der Studie würden diese Entwicklungen auch in Zukunft anhalten und grosse Privatbanken vergleichsweise unabhängig von den Geschehnissen des Finanzmarktes florieren lassen. Kleinere und mittlere Privatbanken hingegen konnten vor allem im Pandemiejahr 2020 nicht mit den Grossbanken mithalten und verbuchten einen überschaubaren Netto-Neugeld-Zufluss. Insbesondere die mittelgrossen Banken verzeichneten von 2018 bis 2020 aufgrund sinkender Betriebsgewinnmargen eine stetige Verschlechterung des operativen RORE auf durchschnittlich 10,5%.

Retailbanken steigern Geschäftsvolumen kontinuierlich 

Im Retailbereich ist diese Diskrepanz, wie sie bei Privatbanken festzustellen ist, kaum spürbar. Der operative RORE blieb über die beobachteten Jahre in allen drei Grössenordnungen relativ unverändert. Dennoch konnten die Retailbanken ihr Geschäftsvolumen bei niedriger Volatilität kontinuierlich auf durchschnittlich 148 Milliarden Franken (grosse Retailbanken), 31 Milliarden Franken (mittlere Institute) resp. 4,5 Milliarden Franken (kleine Retailbanken) steigern. Neben einer starken Marktpositionierung spielte hier auch der tiefere AuM-Anteil im Retail Banking und damit weniger Abhängigkeit vom globalen Finanzmarkt eine Rolle. Die verwalteten Vermögensanteile zeigen sich gerade bei den grossen und mittleren Banken mit einem AuM-Anteil von 50-60% als primärer Wachstumstreiber. Kleinere Retailbanken sind abhängiger vom Hypothekargeschäft und generierten hauptsächlich dadurch ihr Volumenwachstum. «In den nächsten Jahren werden sich diese Entwicklungen fortsetzen», erklärt Martin Schilling, Director Deals Financial Services – Asset & Wealth Management bei PwC Schweiz. «Allerdings werden grosse Retailbanken langfristig an den kleineren Banken vorbeiziehen, da sie dank breiterem Dienstleistungsangebot und einer grösseren Reichweite das Geschäftsvolumen weiter erhöhen können.»

Hohe Betriebsertragsmarge nützt Kleinbanken wenig

In beiden Bereichen Privat- und Retailbanken verzeichnen die grossen Häuser aufgrund des tendenziell höheren Anteils an Geschäftskunden eine tiefere Betriebsertragsmarge. Über den beobachteten Zeitraum schwankte sie entsprechend zwischen 57 und 62 Basispunkten (Privatbanken) respektive 68 und 75 (Retailbanken) in Bezug auf das Geschäftsvolumen. Kleine Privat- und Retailbanken können allerdings nur wenig Vorteil aus den höheren Margen ziehen, da sie gemessen am Geschäftsvolumen die höchsten Personalkosten haben. Hinzu kommt, dass kleine Retailbanken aufgrund ihres Geschäftsmodells einen höheren relativen Anteil an Eigenmittelhinterlegung erbringen müssen als grössere Institute, was den operativen RORE weiter schmälert. Die Studie zeigt jedoch auch, dass die Personalkosten über den Beobachtungszeitraum im Retail-Bereich konstant geblieben sind – ein Indikator für ein stabiles und ergiebiges Geschäftsumfeld.

Privatbanken kämpfen mit höherer Cost-Income-Ratio 

In den letzten drei Jahren war die Cost-Income-Ratio (CIR) der Privatbanken in allen Grössenordnungen deutlich höher als diejenige der Retailbanken. Mittlere Privatbanken wiesen gar eine kontinuierliche CIR-Verschlechterung von durchschnittlich 79% auf 86% aus. Besonders hart traf es Schweizer Ableger von europäischen Grossbanken, deren Betriebsgewinnmarge sich von 2018 bis 2020 halbierte. Im Gegensatz dazu schnitten kleine und mittlere Retailbanken mit klar tieferen CIRs von 51% bzw. 53% überdurchschnittlich gut ab und bewiesen eine hohe Effizienz.

Quelle: PwC

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