Schweizer Pensionskassen im Vergleich: Corona zeigt kaum Auswirkungen

Das Jahr 2020 war auch auf den Finanzmärkten ein besonderes: Einem fulminanten Start folgte im März 2020 ein regelrechter Absturz wegen der Corona-Pandemie. Doch ebenso rasch erholten sich die Aktienkurse wieder. Ein Segen für die Pensionskassen, denn dadurch entwickelten sich die angelegten Altersguthaben weiterhin erfreulich. Wir zeigen einige Schweizer Pensionskassen im Vergleich.

Gut vorgesorgt für das Rentenalter? Die Schweizer Pensionskassen dürfen auch für 2020 ansehnliche Performances vermelden. (Bild: Pixabay.com)

Die Corona-Pandemie scheint den Pensionsvermögen nicht geschadet zu haben, im Gegenteil. Eine durch uns durchgeführte Umfrage unter den wichtigsten teilautonomen Vorsorgeeinrichtungen und Vollversicherern zeigt ein positives Gesamtbild: Befragt nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Performances und Anlagestrategien lauteten die Antworten mehr oder weniger einhellig: Es gab kaum welche. Simon Herzer von der Gemini Sammelstiftung schrieb: «Die Finanzmärkte entwickelten sich 2020 insgesamt deutlich besser, als nach Ausbruch der Coronapandemie zunächst erwartet werden konnte.» Auch bei der Pensionskasse Spida blieb die Corona-Pandemie ohne negativen Einfluss, im Gegenteil: „Die Pensionskasse ist 2020 weiter gewachsen, die Altersguthaben nahmen um 8,1% zu. Zudem konnten viele neue Anschlüsse gewonnen werden.“ Asga räumt zwar einen Einbruch im März 2020 ein, sagt aber dazu: «Im März 2020 mussten auch wir auf dem Anlagevermögen deutliche Verluste hinnehmen, welche aber bis Ende Sommer wieder wettgemacht werden konnten. Insbesondere im 4. Quartal 2020 steigerten sich dann Aktienmärkte, womit wir eine deutlich positive Rendite erzielten.“

Schweizer Pensionskassen im Vergleich: Performances und Entwicklungen bei den Umwandlungssätzen. (Grafik: ORGANISATOR)

Trend hin zu alternativen Anlagen und «Betongold»

Die Anlagestrategien der Vorsorgeeinrichtungen haben sich wegen der Corona-Pandemie kaum verändert. Da sich insbesondere die Aktienmärkte rasch wieder erholten, bestand diesbezüglich kein Handlungsbedarf. Zu beobachten ist eine weitere Verlagerung zu alternativen Anlagen oder zu Immobilien, dem „Betongold“. Im Rahmen der durch den Gesetzgeber aufgestellten Grenzen bei den Anlagerichtlinien für die 2. Säule tun die Vorsorgeeinrichtungen ihr Möglichstes, ihre Allokationen laufend zu optimieren. Stellvertretend dazu die Aussage von Allianz Suisse: «Als langfristiger Investor verfolgt Allianz Suisse das Ziel, bei begrenztem Risiko eine möglichst attraktive und sichere Rendite zu erreichen, damit wir die den Kunden zugesagten Garantien jederzeit erfüllen und zusätzliche Renditechancen bieten können. Die Beimischung von Substanzwerten wie Aktien und Immobilien bietet höhere Ertragschancen im Vergleich zu risikoarmen Anleihen.» Diese Strategie scheint auch für andere Vorsorgeeinrichtungen der richtige Weg zu sein, wie etwa die Pensionskasse Profond schreibt: «Unser starker Fokus auf Aktien- und Immobilienanlagen ist langfristig und somit auch in der aktuellen Situation der richtige Weg, davon sind wir überzeugt, und die Zahlen der letzten 30 Jahre geben uns Recht.“

Doch einige Schweizer Pensionskassen haben ihre Strategien kurzfristig angepasst, etwa die Helvetia (siehe auch unten): Dort wurde der Anteil Aktien Global erhöht und mit einer nachhaltigen Strategie umgesetzt, wie es heisst. Oder die Groupe Mutuel hat ihr Engagement in Fremdwährungen reduziert, und Previs vermeldet einen Ausbau bei direkten Immobilien.

Wie Schweizer Pensionskassen ihre Kosten optimieren

Die Versicherten dürften also weiterhin von einer positiven Grundstimmung an den Aktienmärkten profitieren. Die Vorsorgeeinrichtungen wiederum sind aber vorsichtig unterwegs, denn – so formuliert es Michael Krähenbühl, Geschäftsführer von Proparis – «es wäre schön, wenn sich die Lage stabilisiert bzw. das 2021 als erneutes gutes Anlagejahr in die Geschichte eingeht, aber das hängt sehr stark von der aktuellen Pandemie ab.“

Doch den Versicherten zu Gute kommen nicht nur positive Performances der angelegten Gelder. Der Grossteil der Vorsorgeeinrichtungen ist darauf bedacht, ihre Kostenstrukturen zu verbessern, etwa durch Vereinfachung von Dienstleistungen, z.B. durch Online-Tools. Auch die Verwaltungskosten von Immobilien und von alternativen Anlagen sind laufend Gegenstand von Optimierungen, von denen letztlich die Versicherten profitieren.

Reduktion der systemfremden Umverteilung

Die gesetzlichen Vorgaben in der 2. Säule zwingen alle Anbieter unverändert zu einer hohen, systemfremden Umverteilung von den aktiv Versicherten zu Rentenbezügern. Mit der Einführung des neuen Kollektiv-Lebentarifs auf Anfang 2020 hat nach anderen Vorsorgeeinrichtungen auch die Helvetia daher den eigenen Handlungsspielraum genutzt und verschiedene Massnahmen zur Reduktion der Umverteilung umgesetzt. Wichtige Elemente des neuen Tarifs sind die schrittweise Senkung des Umwandlungssatzes mit Anrechnungsprinzip und selektive Prämienerhöhungen. Dank des neuen Tarifs ist es Helvetia gelungen, die Umverteilung im eigenen Bestand zu reduzieren. Diese bleibt mit insgesamt CHF 119 Mio. jedoch auf einem hohen Niveau (2019: CHF 185 Mio.), wie die Helvetia mitteilt.

Als eine der wenigen Vorsorgeeinrichtungen bietet die Helvetia immer noch das Vollversicherungs-Modell statt. Im Aufbau befindet sich parallel dazu aber die teilautonome Lösung Helvetia BVG Invest. Inzwischen gehen zwar erst 4 Prozent der Anschlüsse auf deren Konto, die Tendenz sei aber klar im Steigen begriffen: „Seit 2016 findet die strategisch gewollte Verschiebung von der Vollversicherung zum eigenkapitalschonenden Geschäft statt“, so Helvetia. Die teilautonomen Lösungen werden also gefördert, während die Annahmepolitik für die Vollversicherung unter Einbezug von zu erwartenden Verrentungsverlusten tendenziell eher restriktiver gehandhabt wird. Dies zeigt sich deutlich auch in Zahlen: Der Anteil von Anschlüssen an die Vollversicherung sank von 61 auf 54 Prozent.

Das anhaltend hohe Niveau der Umverteilung zeigt, dass eine Reform der Beruflichen Vorsorge nach wie vor zwingend und dringend ist. Anja Göing-Jaeschke, Leiterin Aktuariat Leben Schweiz von Helvetia, erklärt: «Die Rahmenbedingungen der 2. Säule wie Umwandlungssatz und Mindestzinssatz reflektieren nicht die demografische Entwicklung und die extrem tiefen Zinsen. Nur mit einer Anpassung der Rahmenbedingungen kann die Systemkrise in der 2. Säule überwunden werden.» Hedwig Ulmer, Leiterin Vorsorge und Mitglied der Geschäftsleitung Schweiz von Helvetia, ergänzt: «Mit einer ersten Senkung des Umwandlungssatzes auf 6.0 Prozent ist das Kernstück einer BVG-Reform seit Jahren auf dem Tisch. Es ist nun Aufgabe der Politik, dieses so rasch wie möglich in einen mehrheitsfähigen Reformvorschlag zu integrieren.»

Ein ausführliches Dossier zum Thema Berufliche Vorsorge finden Sie in der ORGANISATOR Print-Ausgabe 5/2021. Bestell-Möglichkeit hier: www.organisator.ch/abo-bestellung/

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