Schlechte Zahlungsbereitschaft: Grosse lassen Kleine auf ihr Geld warten
Während der Bundesrat den in Not geratenen KMU unbürokratisch und solidarisch hilft, schieben grosse Industrie- und Handelsbetriebe ihre Zahlungen auf und lassen die KMU länger auf das Geld für gelieferte Waren und Produkte warten.
Als wäre der Umsatzausfall wegen des Corona-Lockdowns nicht schon genug: Nun bringt auch eine schlechtere Zahlungsbereitschaft von grösseren Unternehmen die KMU in Bedrängnis. Eines der primären Ziele der bundesrätlichen Soforthilfe war es, die Liquidität der KMU wieder sicherzustellen und zu erhalten. Rasch und unbürokratisch hat die Landesregierung ein milliardenschweres Massnahmenpaket geschnürt und am 25. März in Kraft gesetzt. Seither wird den in Not geratenen KMU mit Überbrückungskrediten dringend benötigte Liquidität bereitgestellt. Die Formel lautet: «Die Banken zahlen, der Bund bürgt.»
Liquiditätsengpässe nicht zusätzlich verschärfen
Viele kleine und mittelgrosse Unternehmen befinden sich aufgrund der Corona-Krise in einem Liquiditätsengpass. Sie sind deshalb erleichtert und dankbar für diese Hilfe und Solidarität. Umso mehr stösst das Verhalten von einigen grossen Industrie- und Handelsbetrieben auf Unverständnis. So wurde in den letzten Tagen manch eine KMU dahingehend orientiert, dass sie künftig länger, nämlich nicht mehr 30 sondern neu 60 Tage auf ihr Geld für gelieferte Waren und Produkte warten müsse. Die Grossbetriebe argumentieren mit der Krise und sprechen von einer derzeit gültigen Praxis in der Industrie.
Zahlungsbereitschaft aufrechterhalten
Wirtschaftsverbände, allen voran Swissmechanic, der Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche, bedauern dieses Vorgehen und hoffen sehr darauf, dass dieses Verhalten nicht weiter Schule macht. Denn kommt der Stein erst einmal ins Rollen, sind es am Ende wieder die KMU, die am meisten unter der schlechteren Zahlungsmoral leiden werden und ihre Liquidität erneut gefährdet sehen. „Kleine Lieferanten sind leider häufig austauschbar. Somit sind die Mittel für KMU, sich gegen dieses Verhalten zu wehren, beschränkt“, sagt Swissmechanic-Präsident Roland Goethe auf unsere Anfrage. Er appelliert deshalb an die Solidarität der Grossunternehmen mit allen ihren Zulieferern. Grossbetriebe und KMU müssen in dieser schwierigen Zeit zusammenarbeiten. Einfach willkürlich Zahlungsfristen zu verlängern, sei deshalb nicht zielführend. „Wenn wirklich Probleme bestehen, lassen sich meistens in einem direkten Gespräch Lösungen finden“, empfiehlt Roland Goethe.
Quelle: Swissmechanic