Beratungsbedarf steigt – auch bei KMU
Globalisierung und Digitalisierung verändern das Umfeld vieler Organisationen von Grund auf. Nicht nur multinationale Konzerne, sondern auch KMU sind davon betroffen. Komplexer werdende grenzüberschreitende Auflagen fordern mehr Beratungsbedarf.
Viele KMU kommen klar mit der Realität und scheinen wenig Beratungsbedarf zu haben: Gemäss der Studie «Private company global considerations for 2019» von Deloitte sind rund drei Viertel der befragten Unternehmen zuversichtlich, was ihre geschäftlichen Perspektiven für die nächsten 24 Monate anbelangt. Die meisten von ihnen erwarten höhere Umsätze und Erträge und höhere Produktivität. Und 49 Prozent erwarten, dass sie ihre Belegschaft um mehrere Vollzeitstellen ausbauen müssen. Für diese Studie wurden weltweit 2550 mittelgrosse Unternehmen befragt.
Viele KMU – viele Beratungsdienstleister
Alles im Griff also? Ja, solange sich an der Situation nichts ändert. Doch viele Unternehmen wollen auch mehr: Sie wollen wachsen. Und dazu benötigen sie Informationen und Know-how. Häufig finden sie diese Unterstützung bei ihren Treuhändern, bei Juristen, ihrer Hausbank, Steuer- oder Unternehmensberatern. Mit anderen Worten: Für fast jede Fragestellung wenden sich KMU an einen anderen Experten. Entsprechend breit gefächert ist bekanntlich der Markt der Beratungsunternehmen – natürlich auch ein Abbild der Vielfalt der KMU.
Von Gross- zu Kleinunternehmen
KMU sind auch für grosse Beratungshäuser eine immer interessanter werdende Zielgruppe. Gerade die Schweiz sei ein weltweit einzigartiger Markt für den Privatsektor, schreibt etwa Deloitte. Viele Familienunternehmen haben hier ihren Sitz, das Land ist traditionell reich an Family Offices sowie vermögenden Privatpersonen und das Private-Equity-Segment gewinnt an Bedeutung. Mit Deloitte Private lanciert dieses global tätige Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen seine Dienstleistungen für den Privatsektor auch in der Schweiz. «Wir beobachten eine steigende Nachfrage von Privatunternehmen nach mehr Unterstützung, um ihre grössten Herausforderungen zu meistern: Sie suchen nach neuen Wachstumsmöglichkeiten, sie wollen von der Digitalisierung profitieren, Konformität mit sich laufend verändernden, komplexen grenzübergreifenden Auflagen sicherstellen und sich gegen Risiken wie Cyber-Angriffe absichern. Privatunternehmen benötigen heutzutage mehr denn je erfahrene Berater, denen sie vertrauen können und die in allen Disziplinen global integrierte Lösungen lokal ausspielen können», erklärt Karine Szegedi, Managing Partner von Deloitte Private in der Schweiz. Doch weshalb «entdeckt» Deloitte das Segment der Privatunternehmen erst jetzt? Dazu Karine Szegedi weiter: «Mit Deloitte Private sind wir in anderen geografischen Märkten schon länger aktiv. In den letzten zehn Jahren haben wir uns vor allem auf Grossunternehmen fokussiert. Wir sind in der Zwischenzeit stark gewachsen, und nun haben wir eine Grösse erreicht, die uns erlaubt, auch das Segment von kleineren und mittelgrossen Unternehmen zu bedienen.»
Alles aus einer Hand
Deloitte Private wird für Unternehmen zu einer einzigen Anlaufstelle. Dies sei genau im Sinne der Entscheidungsträger von Unternehmen in Familien- oder Privatbesitz, wie es heisst. Profitieren würden Privatunternehmen besonders vom lokalen Know-how von Deloitte in den Bereichen Steuern, Fusionen und Übernahmen, Geschäftstransformationen, Assurance und Risikomanagement. Die Präsenz im Schweizer Markt will Deloitte weiter ausbauen.
«Wir wollen eine Alternative bieten»
Karine Szegedi leitet Deloitte Private in der Schweiz und ist in dieser Funktion auch Mitglied der Geschäftsleitung von Deloitte Schweiz.
Frau Szegedi, was macht den Schweizer Markt besonders?
Karine Szegedi: In der Schweiz gibt es viele familiengeführte Unternehmen, auch einige börsenkotierte Unternehmen in der Schweiz sind familiengeführt. Zudem besteht hierzulande eine interessante Vielfalt an Privatbanken und Family Offices. Dies unterscheidet die Schweiz stark von anderen Ländern in Europa. Ein Beispiel: Während etwa in Belgien KMU vor allem lokal tätig sind, ist dies in der Schweiz ganz anders. Viele Schweizer KMU sind international, ja global tätig. Entsprechend gross ist deren Bedarf an Unterstützung durch Berater, die über internationales Know-how verfügen. Und da können wir aufgrund unserer Erfahrungen mit Grossunternehmen Hand bieten.
Wie lassen sich Erfahrungen mit grossen Unternehmen auf kleinere übertragen? Das sind doch verschiedene Welten …
Nicht unbedingt. Familienunternehmen etwa sind agiler, gleichwohl zurückhaltender bei Veränderungen. Sie probieren nicht alles Neue gleich sofort aus. Doch insgesamt sind die Themen die gleichen, die auch Grossunternehmen interessieren: Regulierungen, Compliance, Steuern, Digitalisierung usw. Unterschiedlich sind jeweils die Ansprechpartner: In einem Familienunternehmen reden wir oft direkt mit dem Inhaber, der auch Geschäftsführer ist, während in börsenkotierten Unternehmen die Verantwortlichkeiten und auch die Governance anders verteilt sind.
Viele KMU fahren gut mit der Beratung durch ihre Treuhänder. Was kann ein Beratungsunternehmen wie Deloitte hier an Mehrwert bieten?
Wir wollen vor allem eine Alternative bieten und bestehende Angebote, etwa von Privatbanken bei der Vermögensverwaltung, nicht konkurrenzieren. Dort können wir aufgrund unserer Kompetenz in Compliance-Fragen aber einen Mehrwert bieten. Wir bieten eine grosse Palette an Dienstleistungen, die von anderen Beratern oder einem Treuhänder nur begrenzt angeboten werden können. Wo Spezialwissen gefordert ist, über das auch wir nicht immer verfügen, verweisen wir Kunden an die entsprechenden Experten in unserem Netzwerk.
KMU schätzen zudem den persönlichen Bezug zu ihren Beratern. Wie stellt Deloitte als global tätiges Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen diesen Anspruch sicher?
Unsere Kunden haben einen Ansprechpartner, der alle weiteren Bedürfnisse koordiniert. Er vermittelt die Kontakte zu den Experten bei unterschiedlichsten Themen. Diese Spezialisten rapportieren dann alles an den Lead Client Manager.
Wo bzw. in welchen Fachgebieten sehen Sie den grössten Beratungsbedarf bei KMU?
Das ist schwer zu generalisieren. Ein heisses Thema ist zurzeit Cyber-Kriminalität und alles rund um das Management von Cyber-Vorfällen und Cyber-Risiken. Immer noch viele internationale Firmen sind zudem interessiert, in den Schweizer Markt einzutreten. Diese beraten wir in steuerlichen und rechtlichen Fragen, Accounting- und Rechnungslegungsvorschriften usw., auch im Zusammenhang mit M&A. Ebenfalls ein relativ grosses Thema ist die Compliance. Viele Unternehmen und Family Offices benötigen hier Unterstützung, um den Compliance-Bereich auslagern zu können.
Beispiel Accounting: Welche Beratungsdienstleistungen kann Deloitte hier bieten?
Übernimmt sie auch treuhänderische Aufgaben? Accounting als solches bieten wir als Dienstleistung nicht an, aber selbstverständlich alles rund um spezifische Fragen bei der Rechnungslegung, Wirtschaftsprüfung, Assurance oder auch bei Unternehmensbewertungen.
Beispiel Nachfolgeplanung: Welche Dienstleistungen kann ein KMU hier in Anspruch nehmen?
Nachfolgeprozesse können sehr komplex sein. Wir bieten hier Unterstützung in Fragen rund um Steuern, Governance und Recht – alles unter dem Aspekt einer langfristigen Planung der Nachfolge.
Weitere Informationen: Deloitte Private