Zeichnet sich Umbruch in bei Schweizer Unternehmenssteuern ab?

Wie der «Swiss Tax Report 2019» von KPMG zeigt, kommt dank den Kantonen Waadt und Basel-Stadt Bewegung in die seit Jahren stagnierenden Gewinnsteuersätze für Unternehmen. Die beiden Kantone dürften Vorboten einer Dynamik sein, welche die Schweizer Unternehmenssteuerlandschaft schon bald grundlegend verändern dürfte.

Schweizer Unternehmenssteuern im Überblick: Die kantonalen Gewinnsteuersätze für Unternehmen. (Grafik: KPMG)

Der «Swiss Tax Report 2019» von KPMG vergleicht die Gewinn- und Einkommenssteuersätze von 130 Ländern sowie allen 26 Kantonen. Die seit Jahren anhaltende Stagnation bei den ordentlichen Sätzen für die Unternehmenssteuern setzte sich auch letztes Jahr fort – mit zwei grossen Ausnahmen: Die Kantone Waadt und Basel-Stadt haben Ihre Gewinnsteuersätze markant gesenkt: Der Kanton Waadt reduzierte den Gewinnsteuersatz von 21,37% auf 14,0%, der Kanton Basel-Stadt von 22,18% auf 13,04%.

Seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2007 reduzierte sich der durchschnittliche ordentliche Gewinnsteuersatz für Schweizer Unternehmen um 3,70 Prozentpunkte. Verschiedene fiskalische Reformbemühungen im In- und Ausland, wie beispielsweise die AHV-Steuervorlage, werden künftig für eine deutlich zunehmende Dynamik im Steuerwettbewerb sorgen, so die Einschätzung von KPMG.

Waadt und Basel-Stadt als Vorboten einer zunehmenden Dynamik

In der Rangliste der ordentlichen Gewinnbesteuerung weisen die Zentralschweizer Kantone und der Kanton Appenzell-Ausserrhoden nach wie vor die tiefsten Steuersätze auf. Im Durchschnitt wurden in der Schweiz die Gewinnsteuern für Unternehmen gegenüber letztem Jahr nur marginal gesenkt, so beispielsweise in den Kantonen Zug, Schwyz oder Glarus. Einzig die Kantone Waadt und Basel-Stadt haben die Steuersätze auf dieses Jahr hin markant gesenkt. Diese beiden Kantone dienen auch als Vorboten einer Dynamik, die in naher Zukunft die Schweizer Landschaft bei Unternehmenssteuern deutlich verändern dürfte.

In der langfristigen Betrachtung seit 2007 ist die durchschnittliche Gewinnbesteuerung in der Schweiz um 3,70 Prozentpunkte gesunken. Der langfristige Trend zeigt indes stagnierende Gewinnsteuersätze. Einzig die Kantone Graubünden (-12.94 Prozentpunkte), Schaffhausen (-7,02), Luzern (-6,58) und Neuenburg (-6,57) haben ihre Sätze über die letzten Jahre stetig und deutlich gesenkt. Dabei hat sich in der Praxis die 12%-Marke faktisch als Untergrenze etabliert – tiefere ordentliche Sätze dürften sich die Kantone bei den Gewinnsteuern für Unternehmen kaum leisten.

Irland bleibt härtester europäischer Standortkonkurrent

Im europäischen Vergleich gab es in der Spitzengruppe der Standorte mit sehr tiefen Steuersätzen kaum Veränderungen. Auch 2018 waren die Zentralschweizer Kantone in diesem Segment sehr gut positioniert. Einzig die Kanalinseln (0%) sowie einige (süd-)osteuropäische Staaten wenden noch tiefere ordentliche Gewinnsteuersätze an. Der grösste Standortkonkurrent in Europa bleibt nach wie vor Irland mit einem Gewinnsteuersatz von 12,5%.

Das Schlusslicht bezüglich Steuerattraktivität bilden verschiedene nord-, west- und südeuropäische Staaten – wobei Norwegen und Griechenland (-1 Prozentpunkt) sowie Schweden (-0,60) ihre Sätze für 2019 moderat gesenkt haben. Frankreich plant bis 2022 eine sukzessive Reduktion der ordentlichen Gewinnbesteuerung bis auf 25,0%. Gegenüber 2018 wurde der ordentliche Gewinnsteuersatz um 2 Prozentpunkte auf 31,0% gesenkt.

Zu den weltweit steuerlich attraktivsten Standorten zählen nach wie vor verschiedene Offshore-Domizile sowie Katar, Hongkong und Singapur. Die Schweiz rangiert im globalen Fiskalvergleich weiterhin im vorderen Drittel.

Zentralschweiz auch für natürliche Personen konkurrenzlos attraktiv

Auch bei der Individualbesteuerung belegen die Zentralschweizer Kantone im interkantonalen Vergleich traditionell die Spitzenpositionen – gemeinsam mit dem Kanton Appenzell-Innerrhoden. Das Ende der Rangliste bei der Individualbesteuerung teilen sich wiederum die Westschweizer Kantone, das Tessin sowie das Mittelland.

Nach einem sanften Abwärtstrend hat sich der Durchschnitt der Spitzensteuersätze bei den Einkommen in den letzten über zehn Jahren knapp unterhalb der 34%-Marke eingependelt. Die Zentralschweizer Kantone sowie Appenzell-Innerrhoden führen die Rangliste seit 2007 an. Insgesamt haben die Kantone bei den natürlichen Personen nur geringfügige Steuersatzsenkungen vorgenommen – mit Ausnahme des Kantons Uri, welcher den Einkommenssteuersatz von 33,0% im Jahr 2007 auf mittlerweile 25,35% (2019) gesenkt hat.

Ebenfalls kaum Bewegung zeigte sich seit 2007 bei den Hochsteuerkantonen, die eine geringe Varianz der Sätze vorweisen. Ausnahmen bilden der Aargau sowie die Kantone Solothurn und Jura, die langfristig signifikante Steuersatzsenkungen vorgenommen haben. Seit über zehn Jahren unverändert zeigt sich die Individualbesteuerung in den Kantonen Bern, Waadt und Genf.

Die Schweiz bei Individualbesteuerung im europäischen Mittelfeld

Im kontinentalen Vergleich weisen (süd-)osteuropäische Staaten nach wie vor die tiefsten Steuersätze bei Spitzeneinkommen auf – teils aufgrund von Flat-Rate-Tax-Systemen. Die Mehrheit der Schweizer Kantone findet sich bei den Spitzeneinkommenssteuersätzen im europäischen Mittelfeld wieder. Besonders hohe Einkommenssteuersätze weisen weiterhin die westeuropäischen sowie skandinavischen Staaten auf.

Der weltweite Vergleich der Einkommenssteuersätze zeichnet ein leicht durchzogenes Bild: Während die bekannten Offshore-Domizile sowie vereinzelte Nahoststaaten weiter gänzlich auf die Erhebung von Einkommenssteuern verzichten, weisen Länder wie Südafrika, Australien, China oder Japan sehr hohe Spitzensteuersätze auf.

Auf lange Sicht (2007-2019) stechen die mittel- und osteuropäischen Staaten besonders mit ihren Steuersatzsenkungen für Spitzeneinkommen hervor: Ungarn senkte den Satz seit 2007 um 21 Prozentpunkte, Bulgarien um 14 und Tschechien um 10. Dem gegenüber stehen die westeuropäischen Staaten, deren Steuersätze in den letzten über zehn Jahren teils deutlich gestiegen sind – am stärksten in Island von 35,70% (2007) auf heute 46,24%.

Quelle: KPMG

(Visited 174 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema