Wo die Steuerparadiese und Steuerhöllen für Unternehmen liegen
Wie der «Swiss Tax Report 2018» von KPMG zeigt, stagnierten meistenorts die Gewinnsteuersätze für Unternehmen wie auch die Einkommenssteuersätze für natürliche Personen. Verschiedene Reformbemühungen im In- und Ausland dürften aber in naher Zukunft für deutlich mehr Dynamik im Steuerwettbewerb sorgen, wie es heisst.
Der «Swiss Tax Report 2018» von KPMG vergleicht die Gewinn- und Einkommenssteuersätze von 130 Ländern sowie allen 26 Kantonen. Dabei waren keine nennenswerten Verschiebungen in der Schweizer Steuerlandschaft auszumachen, wie es seitens des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens heisst. Seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2007 habe sich der durchschnittliche ordentliche Gewinnsteuersatz der Schweizer Kantone um lediglich 3.05 Prozentpunkte reduziert. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Individualbesteuerung: Nach einem moderaten Abwärtstrend bis 2012 hat sich der Durchschnitt der Spitzeneinkommenssteuersätze knapp unter der 34%-Marke eingependelt (siehe weiter unten).
Zentralschweizer Kantone zeigen sich bei Gewinnsteuern als „Steuerparadiese“
Im Durchschnitt wurden in der Schweiz die Gewinnsteuern für Unternehmen gegenüber letztem Jahr nur marginal gesenkt. In der Rangliste der ordentlichen Gewinnbesteuerung weisen die Zentralschweizer Kantone nach wie vor die tiefsten Steuersätze auf. Während die grosse Mehrheit der Schweizer Kantone gegenüber dem Vorjahr keine Änderungen vornahm, senkten Zug, Schwyz und Schaffhausen ihre Steuersätze moderat. Auf den hinteren Rängen, welche sich die Westschweiz, das Mittelland sowie die Stadtkantone teilen, waren ebenfalls nur unwesentliche Änderungen in den Kantonen Jura, Tessin und Solothurn zu verzeichnen. Mit Blick auf die anstehende Steuervorlage 17 sind jedoch weitere, teils nennenswerte Senkungen der ordentlichen Gewinnsteuersätze zu erwarten – insbesondere in bisherigen Hochsteuerkantonen.
Der langfristige Trend zeigt insgesamt stagnierende Gewinnsteuersätze. Einzig die Kantone Graubünden (-12.94 Prozentpunkte), Schaffhausen (-7.09), Luzern (-6.58), Neuenburg (-6.57) und Appenzell Ausserrhoden (-5) haben ihre Sätze nennenswert gesenkt. Dabei hat sich in der Praxis die 12%-Marke faktisch als Untergrenze etabliert – tiefere ordentliche Sätze dürften sich die Kantone bei den Gewinnsteuern für Unternehmen kaum leisten.
Irland weiterhin härtester europäischer Standortkonkurrent
Im europäischen Vergleich gab es in der Spitzengruppe der Standorte mit sehr tiefen Steuersätzen kaum Veränderungen. Auch 2017 waren die Zentralschweizer Kantone in diesem Segment sehr gut positioniert. Einzig die Kanalinseln (0%) sowie einige (süd-) osteuropäische Staaten wenden noch tiefere ordentliche Gewinnsteuersätze an. Der grösste Standortkonkurrent in Europa bleibt nach wie vor Irland mit einem Gewinnsteuersatz von 12.5%.
Das Schlusslicht bezüglich Steuerattraktivität bilden verschiedene nord-, west- und südeuropäische Staaten. Wobei Norwegen (-1 Prozentpunkt) und Luxemburg (-1.07) ihre Sätze für 2018 abermals gesenkt haben. Frankreich plant sogar bis 2022 eine sukzessive Reduktion der ordentlichen Gewinnbesteuerung bis auf 25%. Deutschland hingegen erhöhte den Steuersatz leicht um +0.21 Prozentpunkte.
Die USA haben zwar den Bundessteuersatz markant gesenkt, sind damit aber lediglich ins Mittelfeld vorgestossen. Im internationalen Vergleich die eigentlichen Steuerparadiese sind nach wie vor verschiedene Offshore-Domizile sowie Hongkong und Singapur. Die Schweiz rangiert im globalen Fiskalvergleich weiterhin im vorderen Drittel.
„Steuerhöllen“ und „Steuerparadiese“ für natürliche Personen: Zweigeteilte Schweiz
Auch bei der Individualbesteuerung belegen die Zentralschweizer Kantone im interkantonalen Vergleich die Spitzenpositionen. Einzig Luzern nahm gegenüber letztem Jahr als einziger Kanton eine marginale Anhebung des Steuersatzes um 0.01 Prozentpunkte vor. Die rote Laterne bei der Individualbesteuerung teilen sich wiederum die Westschweizer Kantone sowie das Mittelland. Änderungen waren hier gegenüber dem letzten Jahr keine zu verzeichnen.
Nach einem sanften Abwärtstrend hat sich der Durchschnitt der Spitzensteuersätze bei den Einkommen in den letzten über zehn Jahren knapp unterhalb der 34%-Marke eingependelt. Die Zentralschweizer Kantone sowie Appenzell Ausserrhoden führen die Rangliste seit 2007 praktisch ununterbrochen an. Insgesamt haben die Kantone bei den natürlichen Personen nur geringfügige Steuersatzsenkungen vorgenommen. Mit Ausnahme des Kantons Uri, welcher den Einkommenssteuersatz von 33% im Jahr 2007 auf mittlerweile 25.35% (2018) gesenkt hat.
Ebenfalls kaum Bewegung zeigte sich seit 2007 bei den Hochsteuerkantonen, die eine geringe Varianz der Sätze vorweisen. Ausnahmen bilden der Aargau sowie die Kantone Solothurn und Jura, die langfristig signifikante Steuersatzsenkungen vorgenommen haben. Seit über zehn Jahren unverändert zeigt sich die Individualbesteuerung in den Kantonen Neuenburg, Bern, Waadt und Genf.
Quelle: Swiss Tax Report von KPMG