Cash is King – eine Fortsetzungsgeschichte. Teil 1: So senken Sie die Risiken von Zahlungsausfällen
Der Kauf auf Rechnung birgt Risiken für KMU. Um die Gefahr von Zahlungsausfällen zu minimieren, ist ein strukturiertes Risikomanagement hilfreich.

Anja Berchtold (42) ist Geschäftsführerin der Holdener Maschinenbau AG, eines auf die Planung und Realisierung von Maschinen und Anlagen spezialisierten KMU. Diese Arbeiten werden aufgrund der zunehmenden Komplexität der Automatisierungslösungen immer aufwendiger. Nun hat das Unternehmen von der Papierwerk AG einen grösseren Auftrag für Anlagen für die Veredelung von Rollenmaterial wie Papier und Metallfolien erhalten. Trotz der scheinbaren Seriosität der Anfrage will sich Anja Berchtold rückversichern.
Adäquate Risikobeurteilung
Sie stellt sich die Frage, welches Risiko ein solcher Auftrag für die Liquidität ihres Unternehmens birgt. Und was passiert, wenn die Zahlung verzögert, nur teilweise oder gar nicht eingeht? Martin Honegger, Director Sales & Business Development bei Intrum Justitia: «Für das wirtschaftliche Gedeihen jedes Unternehmens ist es entscheidend, Ausstände schnell und ohne Verluste zu realisieren. Zu risikobehaftete Kunden kann man beispielsweise aufgrund einer Bonitätsprüfung ablehnen. Wir empfehlen zudem, sichere Bezahlmethoden anzubieten, wie zum Beispiel eine adäquat grosse Vorauszahlung.»
Risiken frühzeitig erkennen
Wer Risiken wie Zahlungsausfälle, die teilweise sogar die Existenz gefährden können, verhindern will, muss diese frühzeitig erkennen. Martin Honegger: «Deshalb sollten Firmen das Risikomanagement bereits in der Phase der Offertstellung oder Kundenakquisition einsetzen. Wer proaktiv Schutzmechanismen aufstellt, muss weniger nachgelagerte Massnahmen wie Mahnungen oder rechtliche Schritte ergreifen.»

Martin Honegger, Director Sales & Business Development bei Intrum Justitia (Bild: Intrum Justitia)
Instrumente des Risikomanagements
Genau das tut Anja Berchtold: Sie lässt mittels Risikomanagement Abklärungen über die Papierwerk AG durchführen, da sich deren Auftragsvolumen auf eine höhere sechsstellige Summe beläuft und somit allenfalls eine systemkritische Grösse erreicht. Dazu gehören mitunter folgende Aufgaben:
- Adressprüfung: Existiert die Adresse der Papierwerk AG überhaupt? Stimmt die angegebene Adresse? Wie steht es mit dem verwendeten Zahlungsmittel? Stammt dieses zum Beispiel aus einem anderen Land, kann dies bereits als Information für einen möglichen Betrugsfall dienen.
- Firmen- und Identitätsprüfung: Wie ist die bisherige Firmenhistorie verlaufen? Ist die Kontaktperson auch tatsächlich bei der Papierwerk AG tätig?
- Bonitätsprüfung: Bei der manuellen Lösung erteilt die Credit-Decision-Datenbank rund um die Uhr Auskünfte über Unternehmen wie Schuldnerverzeichnisse von Gerichten, Betreibungsinformationen, Informationen zum bisherigen Zahlungsverhalten, Geschäftsberichte und zeichnungsberechtigte Personen.
- Scoring: Bei diesem Prozess handelt es sich um ein statistisches Verfahren, um die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Zahlung zu berechnen.
- Betrugsmustererkennung: Hilfreich ist hier vor allem das Sicherheitsverfahren «3D-Secure» der Kreditkartengesellschaften. Dieses zeigt auf, ob der Karteninhaber korrekt angegeben wurde. Zudem sollen bekannte Betrugsmethoden ausgeschlossen werden, so etwa anonymisierende Proxy-Server, die eine Erkennung der IP-Adresse des Nutzers verhindern wollen.
Vertrag richtig gestalten
Anja Berchtold möchte den Werkvertrag mit der Papierwerk AG in den kommenden Tagen unterzeichnen. Jedoch überlegt sie sich auch, die AGB präziser zu formulieren. Wie die Holdener Maschinenbau AG und andere KMU insbesondere die Klauseln zum Datenschutz und zum Gerichtsstand richtig verfassen, um sich besser zu schützen, erfahren Sie schon bald – im zweiten Teil dieser Fortsetzungsgeschichte.
Kontakt für weitere Informationen: Intrum Justitia AG, sales.ch@intrum.ch, +41 44 806 85 57, www.intrum.ch