Stillegung von Software-Systemen: Ein unterschätztes Thema
Ein weiteres Beispiel für eine KMU-Erfolgsgeschichte: Die Kreuzlinger Firma Data Migration Services AG hat sich auf die Stillegung von Software-Systemen spezialisiert. Die Software-Firma sieht massive Kostensenkungsmöglichkeiten mit Datenarchivierung und Applikationshistorisierung und daraus folgend ein enormes Potenzial.
Die Zahlen, die Data Migration Services AG unlängst an einer Medienkonferenz vorstellte, sind beeindruckend: Das Unternehmen konnte in den vergangenen Jahren seinen Umsatz wiederholt im zweistelligen Prozentbereich steigern. Allein 2017 betrug das Wachstum rund 40 Prozent. Mit der Software JiVS wurden im vergangenen Jahr direkt und über Partner 25 Millionen Franken umgesetzt. So haben sich beispielsweise 2017 einer der grössten Energiestoffkonzerne und Lafarge Holcim für JiVS entschieden. Der Baustoffriese wird damit Dutzende Altsysteme historisieren. Aber auch eines der weltweit 20 grössten Konzerne aus USA ist ein prominenter Kunde des Kreuzlinger Software-Herstellers. Der Mischkonzern setzt seit 2017 JiVS für alle Geschäftszweige ein. Data Migration Services hat aber den ganz grossen Wachstumsschub noch vor sich. Bis 2030 rechnet Gründer und Besitzer Thomas Failer mit einem Potenzial von mindestens zwei Milliarden Franken. Mit dem Ziel, zum weltweiten Marktführer für Historisierung von Altsystemen und komplementären Lösungen aufzusteigen, ist Failer zum 1. Mai 2018 wieder ins Unternehmen zurückgekehrt. Um dieses Potenzial möglichst stark abzugreifen, soll das bestehende weltweite Partnernetzwerk mit Hochdruck ausgebaut werden. Failer: «Kunden sehen für die Zukunft bis zu 80 Prozent Einsparpotenzial für den IT-Betrieb in der Historisierung von Altsystemen. Deshalb muss die Disziplin auch integraler Bestandteil von Migrationsstrategien und das Mittel der Wahl sein, um die oftmals fehlenden Ressourcen für die dringend notwendigen Investitionen in innovative Geschäftsmodelle bereitzustellen.»
Herausforderungen Datenschutz
Die Gründe, dass Marktforscher beim Kerngeschäft von JiVS ein derart grosses Potenzial für Unternehmen sehen, sind äusserst pragmatisch: Capgemini beispielsweise sagt, dass die Hälfte der grössten Unternehmen 50 Prozent ihrer Software-Systeme ausser Betrieb nehmen könnten. Da sich aber beispielsweise die Anforderungen an die Datenschutzgesetze ohne die Historisierungs-Funktionalitäten wie der von JiVS nicht erfüllen lassen, wurde das Thema in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt. Nun dürfte vor dem Hintergrund der neuen europäischen Datenschutz-Grundverordnung die Aufmerksamkeit für dieses Thema zunehmen. Denn: Unternehmen müssen auf Anfrage Auskunft über personenbezogene Daten geben können, auch wenn diese in alten Datenbeständen lagern, die nicht in neue Anwendungen migriert worden sind. Die Software-Lösung JiVS stellt sicher, dass der Zugriff auf «uralte» Daten dennoch möglich bleibt; die Entstehung von Daten und ihre Weiterverarbeitung entlang der Wertschöpfungskette kann weiterhin nachvollzogen werden. Das ist beispielsweise auch im Projektgeschäft und Anlagenbau relevant, wo oftmals lange Laufzeiten vorherrschen. So ist es etwa bei der Modernisierung eines Kraftwerks von höchster Wichtigkeit, exakt zu wissen, welche Teile oder Materialien ursprünglich verbaut wurden, um Fehler und Verzögerungen bei der Planung und vor allem der Ausführung zu vermeiden. So lassen sich die verschiedenen Sichten in der JiVS-Oberfläche nebeneinanderlegen, so dass zum Beispiel ein Fachanwender den Materialfluss von der Bestellung bis zur Lieferung und Montage auf einen Blick nachvollziehen kann.
Migration auf SAP S/4 Hana
Hinzu kommen die Konsequenzen, die durch die Migration in die neue SAP-Welt auf Unternehmen zukommt, wenn sie Altsysteme nicht konsequent in Rente schicken. Den spätestens im Jahre 2025 sehen sich etliche Unternehmen mit der unumgänglich werdenden Migration auf S4/Hana mit einer proprietären Datenbankpolitik konfrontiert, deren Kosten sich nicht mehr rechtfertigen lassen. Mittlerweile habe deshalb auch ein Umdenken eingesetzt, sagt Failer: «Kunden, Partner und Marktforscher schätzen das Bedürfnis für Konsolidierung und Historisierung von Software-Systemen dringender denn je ein.» Neben Datenschutz-Compliance und SAP S/4 Hana seien aber auch Megatrends wie Cloud-Computing oder neue digitale Geschäftsmodelle die Treiber. «Prozesse und Systeme verändern sich, Daten aber müssen vorhanden bleiben. Diese Herausforderungen der Unternehmen werden wir nutzen, um mit JiVS die Marktführerschaft für Historisierung von Altsystemen auszubauen.»
Gartner sieht JiVS als «ideal» für die Stillegung von Software-Systemen
Erstaunlich ist das Wachstum von Data Migration Services auch vor dem Hintergrund ihrer Organisation. Das Unternehmen mit seinen 20 Angestellten ist sehr schlank aufgestellt. Sogar für grosse internationale Konzerne wurden die Verkäufe gleichsam auf dem Korrespondenzweg abgewickelt, wie Thomas Failer erzählt. Während andere Unternehmen für globale Aktivitäten über ein umfangreiches Vertriebsnetz verfügen, kann sich Data Migration Systems auf namhafte Partner abstützen, allen voran die Systemintegratoren von SAP. Dadurch erklärt sich auch das enorme Potenzial. Aber auch Anwender von anderen ERP-Lösungen, welche das Ende ihres Lebenszyklus erreichen, können mit JiVS ihre alten Datenbestände mit vertretbarem Aufwand archivieren und für die neue Lösung bereitstellen. Der Marktforscher Gartner würdigt die Schweizer Software JiVS in seinem SDAAR Magic Quadrant (Structured Data Archiving and Application Retirement) und sagt: «If you looking for a Legacy Retirement Solution, we belive JiVS is ideal.» und «The JiVS Approach to switch to SAP S/4HANA is game-changing.» Wenn das nicht gleichbedeutend ist mit einem Ritterschlag…