20 Jahre Open-Source: 9 Gründe für freien Quellcode

In diesem Jahr feiert die Open-Source Initiative, kurz OSI, 20-jähriges Bestehen. Bruce Perens und Eric S. Raymond gründeten die Organisation im Februar 1998. Ihre Gedanken sind mittlerweile im Mainstream angekommen. Wire CTO/COO und Mitgründer Alan Duric hält große Stücke auf Open-Source und erklärt, warum freier Quellcode der Wettbewerbsvorteil der Zukunft ist.

Open-Source Software gilt längst nicht mehr als Domäne irgendwelcher IT-Nerds. (Photo by Chris Ried on Unsplash)

Open Innovation anstelle von geschlossener Software-Entwicklung – so lautet künftig die Devise. Eine von der EU initiierte Studie bestätigte, dass quelloffene Software ein Innovationstreiber ist und wirtschaftlichen Erfolg verspricht. Auch Microsoft, Facebook, Google und Amazon haben den Trend erkannt und Teile ihres Quellcodes freigegeben. Bereits in der Vergangenheit haben Erfolgsgeschichten wie die von Firefox oder OpenOffice.org gezeigt, dass sich Open-Source-Projekte durchsetzen können.

Neun Gründe für Open-Source

Folgende neun Gründe für freien Quellcode sollten Entscheider kennen:

  1. Motivation und Produktivität: Bei Open-Source ist vor allem der direkte Kontakt zur Community motivierend. Entwickler erhalten direktes Feedback von anderen Entwicklern. Das wiederum steigert die Motivation, am Ende ein optimales Produkt zu konzipieren und zu entwickeln.
  2. Qualität: Da die Codezeilen für jeden einsehbar sind, müssen Open-Source-Entwickler einem hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. Bevor die Community den Code zu sehen bekommt, muss dieser, vor allem bei Updates oder Bug-Fixes, ausführliche Prüfprozesse durchlaufen. Auf diese Weise ist der Code sauberer und leichter verständlich. Zudem ist die Dokumentation von Open-Source-Projekten ein großer Vorteil. Für die Weiterentwicklung einer Software, hilft dabei diese abrufbare Änderungshierarchie um den Qualitätsstandard zu wahren.
  3. Sicherheit: Sobald der Quellcode freigegeben ist, erhalten externe Entwickler die Möglichkeit sich dem Code anzuvertrauen. Oftmals fokussieren die IT-Profis das Thema Datenschutz und -sicherheit. Werden so beispielsweise Quellcode-Hintertüren und andere potenzielle Sicherheitslücken erkannt, können diese angemerkt und behoben werden. Zudem kann die Software schnell und einfach unabhängigen Audits zur Verfügung gestellt werden, was wiederum das Vertrauen in die Software erhöht.
  4. Transparenz: Ein Punkt, über den die Community jederzeit im Bilde sein sollte, ist die Datenverarbeitung. Bei Open-Source-Projekten wird sie darüber informiert, was mit den eigenen, übertragenen Daten passiert – ob beispielsweise bewusst Schnittstellen für Dritte implementiert wurden. Auf der anderen Seite können Nutzer einsehen, ob ihre eigenen, sensiblen Daten mittels Verschlüsselungsmechanismen geschützt sind. Auch dies erhöht das Vertrauen in die Software erheblich.
  5. Flexibilität: Die Bereiche Big Data, Internet of Things und Co. sind geprägt von laufenden Veränderungen und sorgen für neue Impulse in der IT. Anhand des aktueller Entwicklungen in der Technologie-Szene und des Feedbacks der Community können Software-Hersteller entsprechend reagieren und Veränderungen am Code vornehmen. Der Vorteil dabei ist, dass fortlaufende Aktualisierungen die Software verbessert und Nutzerinteressen berücksichtigt.
  6. Demokratisierung: Open-Source-Code soll bewusst eine Diskussionsgrundlage darstellen, damit bestehende Funktionalitäten hinterfragt oder zu Produkt-Updates angeregt wird. Denn auf Basis angefragter zusätzliche Funktionen oder Anmerkungen zu verwendeten Programmiersprachen, kann die Software optimiert werden. Den IT-Profis ist es frei überlassen, den Quellcode zu kommentieren, zu teilen und zu bearbeiten. Die Demokratisierung von Quellcode bedeutet einerseits Wissen weiterzugeben und andererseits über Technologien zu debattieren. Erfahrungen und Feedback haben dahingehend weit mehr Einfluss auf die Digitalszene als nur für ein einzelnes Software-Projekt.
  7. Kosteneffizienz: Quelloffene Software ist im Gegensatz zum proprietären Gegenstück leistungsfähiger und skalierbarer. Ein weiterer Vorteil ist, dass Lizenzgebühren bei der Implementierung zusätzlicher Open-Source-Software entfallen, wie beispielsweise dem Apache HTTP Server. Zudem können externe Entwickler aus der Community unkompliziert Code zu einem Projekt beisteuern, oftmals geschieht dies kostenfrei. Übrigens: Einige IT-Profis nutzen ihr Mitwirken an Open-Source-Projekten im Lebenslauf und unterstreichen auf diesem Weg die Attraktivität für Arbeitgeber.
  8. Dauerhaftigkeit: Da der Code online auf Plattformen wie GitHub, GitLab oder Launchpad verfügbar ist, kann dieser über einen langen Zeitraum eingesehen werden. Auf diese Weise bleiben auch gelöschte Codezeilen erhalten und sind komplett dokumentiert.
  9. Unabhängigkeit: Ein großer Vorteil ist, dass Unternehmen ihr eigenes Entwickler-Team beschäftigen und nicht von Software-Anbietern abhängig sind. Das eigene, fachliche Know-how wird zudem um das des Experten-Netzwerks erweitert. Online-Services, die ihren Quellcode veröffentlichen, profitieren folglich von einer Symbiose aus internem und externem Wissen und sind damit unabhängig.

Fazit: Freier Quellcode für den Wettbewerbsvorteil

Bevor das eigene Software-Projekt für die Öffentlichkeit verfügbar gemacht wird, sind viele interne Reviews vonnöten und der Code sollte auf Sicherheit geprüft werden. Darüber hinaus sollte der Community die Möglichkeit gegeben werden, Feedback zu geben – egal, ob positiv oder negativ. Aber neben der Transparenz gibt es natürlich auch weitere Gründe auf Open-Source zu setzen. Viele Unternehmen teilen auf diese Weise den Erfolg anderer Software-Entwickler, denn andere Firmen sehen sich denselben Herausforderungen ausgesetzt. Eine Kollaboration ermöglicht immer die Optimierung des Quellcodes, die Anpassung anhand der Nutzerinteressen, die Meldung von Bugs oder sogar komplett neue Produkt-Features. Die Interaktion der Community und der fachliche Austausch sind daher die größten Vorteile von Open-Source-Projekten. In einer Welt, in der Services mit ähnlichen Feature-Portfolios um die Nutzergunst werben, sind vor allem Transparenz, Vertrauen und Innovationsfähigkeit entscheidend, um im Wettbewerb zu bestehen.

 

Über den Autor: Alan Duric ist CTO/COO und Vorstandsmitglied des Messenger Wire, und verantwortet die Geschicke eines ambitionierten, internationalen Teams in Berlin. Zusätzlich fungiert er als Berater für eine Reihe von Technologie-Startups und bringt so seine jahrelange Erfahrung aus den Bereichen Open-Source, VoIP, IT-Sicherheit und Software-Architektur ein.

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