Das Jubiläums-Wifo zeigt, wie Innovation und Mut das Rheintal voranbringen

Standort, Strategie und Stabsübergabe – diese drei Themen prägten das 30. Rheintaler Wirtschaftsforum, das am 17. Februar in der Sporthalle Aegeten stattfand. Führende Vertreter der Rheintaler Wirtschaft sowie prominente Gäste aus der ganzen Schweiz diskutierten über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven.

Volles Haus beim Rheintaler Wirtschaftsforum: Bundespräsident Guy Parmelin sprach auf der Bühne über die Stärken der Schweiz als Wirtschaftsstandort. (Bild: Roger Oberholzer)

„Drei Jahrzehnte Wifo – drei Jahrzehnte Austausch, Impulse und gemeinsame Visionen.“ Mit diesen Worten eröffnete Roland Günther von der Abacus Research AG als Vertreter der Hauptsponsoren das 30. Rheintaler Wirtschaftsforum. Der Anlass beeindrucke nicht nur durch die Vielfalt an Unternehmen und Persönlichkeiten, die er Jahr für Jahr zusammenbringe, sondern zeige auch, wie entscheidend das Zusammenspiel von Standort und Strategie sei. Kontinuität und der Mut, sich immer wieder neu zu erfinden, seien dabei Schlüsselfaktoren – nicht nur für ein erfolgreiches Forum, sondern für jedes zukunftsorientierte Unternehmen.

Nach Roland Günther trat die St. Galler Regierungspräsidentin Susanne Hartmann auf die Bühne. Sie betonte die Dringlichkeit, in die Zukunftssicherung des Rheintals zu investieren: «Die Zukunft sichern, weil die Zukunft verunsichert.» Innovation sei dabei der Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Region. Hartmann zeigte sich zuversichtlich: Dem Rheintal stünden spannende Perspektiven offen, und sie hoffe, bereits beim nächsten Wifo über erste Erfolge berichten zu können.

Der Pokal bleibt in der Schweiz

Der diesjährige «Preis der Rheintaler Wirtschaft» ging an Leica Geosystems – eine Pionierin der modernen Messtechnik und ein Synonym für Präzision und Innovation. Das Unternehmen hat entscheidend dazu beigetragen, das Rheintal als «Precision Valley» zu etablieren, und bleibt auch 20 Jahre nach der Übernahme durch Hexagon fest in der Region verwurzelt. Die späte Ehrung von Leica Geosystems mit dem Preis warf die Frage auf: Warum erst jetzt? Jurypräsident Klaus Brammertz nahm es mit Humor und meinte: «Das habe ich mich auch schon gefragt.» CEO Thomas Harring zeigte sich entspannt. Mit einem Lächeln hob er die schwere Skulptur in die Höhe und versicherte: «Der Pokal geht nicht nach Stockholm und auch nicht zu mir nach Hause.» Stattdessen werde die Trophäe einen Ehrenplatz bei den Mitarbeitenden finden.

Jurypräsident Klaus Brammertz (links) überreichte dem Geschäftsführer von Leica Geosystems, Thomas Harring, den Preis der Rheintaler Wirtschaft. (Bild: Roger Oberholzer)

Guy Parmelin setzt auf Innovation und Neutralität

Mit seinem Charme und Humor gewann Bundesrat Guy Parmelin das Publikum schnell für sich. „Die Halle ist ausverkauft. Das liegt sicher nicht nur an mir, aber vielleicht ein bisschen schon“, scherzte er zu Beginn. Dann widmete er sich der Frage: „Wie machen wir den Wirtschaftsstandort Schweiz attraktiv und halten ihn?“ Selten, so Parmelin, sei diese Frage so aktuell gewesen wie heute, denn die Zeiten seien unsicherer denn je. Er hob die Bedeutung von Bildung, Forschung und Innovation hervor und betonte, dass Innovation keine Selbstverständlichkeit sei, sondern kontinuierliche Pflege erfordere. Dazu gehöre auch der Schutz des geistigen Eigentums, dem eigentlichen Vermögen eines Unternehmens.

Parmelin bezeichnete die Neutralität als eine der grössten Stärken der Schweiz. Sie erlaube es, in geopolitisch schwierigen Zeiten objektiv zu bleiben. Abschliessend betonte der Bundesrat, dass die Schweiz nur erfolgreich sein könne, wenn sie die Zukunft aktiv selbst gestalte. Dies vermeide unnötige Mutmassungen, Angst und Passivität und sei der Schlüssel, um Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen.

Hilti-CEO über die Zukunft der Bauindustrie

Jahangir Doongaji, CEO der Hilti Gruppe, sprach über die Herausforderungen der Bauindustrie. Niedrige Produktivität, Fachkräftemangel und steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und Sicherheit prägten die Branche. „Der Bau wird besser – schneller, sicherer und grüner“, erklärte Doongaji und betonte, wie Digitalisierung und Robotik den Wandel vorantreiben.

Hilti setzt auf klare Strategien, die auf den Kernkompetenzen des Unternehmens basieren, sowie auf langfristige Investitionen in Innovation und Mitarbeitende. „Es braucht Mut, Entscheidungen zu treffen“, betonte Doongaji. Mit der Vision „Making Construction Better“ will Hilti den Bau produktiver, sicherer und nachhaltiger gestalten und sich weiterhin als vertrauenswürdiger Partner in der Branche behaupten.

Unternehmensstrategie in unsicheren Zeiten

Die Talkrunde mit Jahangir Doongaji, Franziska Tschudi Sauber, Verwaltungsratspräsidentin der Weidmann Gruppe, und Alfred Felder, CEO Zumtobel Group, beleuchtete die Herausforderungen international tätiger Unternehmen angesichts geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Franziska Tschudi Sauber erinnerte an einen Leitsatz aus ihrer Studienzeit an der HSG: Man sollte Zelte bauen statt Paläste. Für sie sind Flexibilität und die Fähigkeit, sich anzupassen, entscheidend im Unternehmertum. Jahangir Doongaji verglich die heutige Unternehmensführung mit einem Videospiel und erklärte, dass sich alles schnell ändere und Unternehmen entsprechend reagieren müssten. Alfred Felder ergänzte, dass Innovation in solchen Zeiten von entscheidender Bedeutung sei: „Es zahlt sich immer aus, in die Zukunft zu investieren – selbst in schwierigen Zeiten.

Neben der Strategie spielt die Firmenkultur eine entscheidende Rolle. Doongaji betonte: „Die Strategie sagt, was wir tun, und die Kultur sagt, wie wir es tun.“ Er hob hervor, wie wichtig es sei, die Kultur aktiv zu leben. Bei Hilti werden Führungskräfte deshalb nicht nur nach Ergebnissen, sondern auch danach beurteilt, wie sie Mitarbeitende entwickeln. Tschudi Sauber ergänzte, dass es manchmal notwendig sei, sich von leistungsstarken, aber nicht teamorientierten Mitarbeitenden zu trennen, um die Kultur zu schützen. Alle drei waren sich einig, dass es in einem angespannten Arbeitsmarkt entscheidend ist, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

Generationenwechsel: Frauen in der Führung

Nach der Pause führte Moderatorin Sonja Hasler ein Gespräch mit Antje von Dewitz, CEO von Vaude Sport, und Diana Gutjahr, VR-Präsidentin der Ernst Fischer AG, über ihre Erfahrungen mit dem Generationenwechsel in Familienunternehmen. Besonders im Fokus stand die Herausforderung, als Frau eine Führungsposition zu übernehmen – eine Rolle, die für beide nicht selbstverständlich war. Ihre Väter hatten sie ursprünglich nicht als Nachfolgerinnen vorgesehen. Gutjahr war von klein auf eng mit dem Betrieb ihres Vaters verbunden, doch als Nachfolgerin wurde sie zunächst nicht gesehen: „Stahl und Metall sind keine typischen Frauendomänen.“

Moderatorin Sonja Hasler (links) im Gespräch mit Diana Gutjahr und Antje von Dewitz über die Herausforderungen und Chancen beim Generationenwechsel in Unternehmen. (Bild: Roger Oberholzer)

Familienunternehmen werden laut von Dewitz „sehr leidenschaftlich und familiär geführt, was auch Risiken birgt, vor allem wenn verschiedene Systeme aufeinanderstossen“. Der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit bei Vaude sei nach ihrer Übernahme ein grosser Transformationsprozess gewesen: „Wir haben viele Materialien verändert, alles auf nachhaltig und recycelt umgestellt und die Lieferketten transparent gemacht.“ Anfangs stiess das Konzept auf Skepsis, doch sie bleibt überzeugt: „Nachhaltigkeit kostet, aber sie macht Unternehmen innovationsstark und zukunftsfähig.“

Verabschiedung von Reinhard Frei

Am Ende des 30. Rheintaler Wirtschaftsforums stand die Verabschiedung von Reinhard Frei, der das Forum über viele Jahre hinweg geprägt hat. Karl Stadler, ehemaliger Präsident des Arbeitgeberverbands, würdigte seine Verdienste und bezeichnete Frei als treibende Kraft hinter zahlreichen Projekten, die das Wirtschaftsforum zu einer festen Grösse im Rheintal gemacht haben. Mit grossem Applaus und einer feierlichen Stabsübergabe an Karin Krawczyk endete das Jubiläumsforum.

Reinhard Frei übergibt den symbolischen Stab an seine Nachfolgerin Karin Krawczyk und verabschiedet sich nach vielen Jahren als Tagungsleiter des Rheintaler Wirtschaftsforums. (Bild: Roger Oberholzer)
(Visited 66 times, 3 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema