Hoher Diskussionsbedarf bei künstlicher Intelligenz
Laut einer gemeinsamen Umfrage der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG), der Americas‘ SAP Users‘ Group und der UK & Ireland SAP User Group (UKISUG) gewinnt künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Dennoch schätzen sich nur wenige Befragte als Expert:in auf diesem Gebiet ein. Während sich zahlreiche Unternehmen im Lernprozess befinden und erste KI-Pilotprojekte umsetzen, zeigt die Umfrage auch, dass Bedenken hinsichtlich Sicherheit, Datenqualität und Governance bestehen.
Die kürzlich durchgeführte DSAG-ASUG-UKISUG-Umfrage zeigt: KI gewinnt in den Unternehmen an Bedeutung. Doch lediglich 7% der Befragten DSAG-Mitglieder schätzen sich bei KI und 8% bei Generativer KI als Expert:innen ein. Darüber hinaus befinden sich derzeit 52% der Befragten im Lernprozess bezüglich KI, und 46% erweitern ihr Wissen über Generative KI. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Aufbau von Know-how in vollem Gange ist. Es besteht ein grosser Bedarf an Informationen, und es gibt noch viel zu tun – sowohl seitens Anwendern, Partnern und Software-Herstellern. «Wir als DSAG werden unsere Mitglieder über die entsprechenden Gremien mit den notwendigen Informationen unterstützen», so Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender.
Potenzial bei KI-Implementierung
Insgesamt empfinden die Umfrageteilnehmenden den derzeitigen technologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel als herausfordernd. Nur 11% der DSAG-Teilnehmenden können mit dem Tempo des Wandels mühelos Schritt halten. 59% kommen einigermassen mit, während 24% nicht Schritt halten können.
Aus DSAG-Sicht ist es daher nicht überraschend, dass im Hinblick auf die Implementierung von KI noch Luft nach oben herrscht. So gaben zum Beispiel erst 6% der Befragten an, KI in vielen Bereichen zu nutzen. 24% nutzen KI in einigen Bereichen. 11% der von der DSAG Befragten gaben an, KI nicht zu nutzen. «Die Umfrageergebnisse zeigen ein interessantes Spannungsfeld zwischen Zurückhaltung und Fortschritt bei der KI-Implementierung in Unternehmen», sagt Hungershausen. «Die rasante Entwicklung von KI-Technologien kann für Unternehmen überwältigend sein. Zudem verfügen viele, insbesondere im Mittelstand, möglicherweise nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, technische Infrastruktur oder Fachkräfte, um KI umfassend zu implementieren», ergänzt er.
KI-Pilotprojekte erhalten Wettbewerbsfähigkeit
32% der Befragten DSAG-Mitglieder führen laut Umfrage derzeit KI-Pilotprojekte durch und 23% denken über KI-Pilotprojekte nach. «Pilotprojekte ermöglichen es Unternehmen, KI in einem kontrollierten Umfeld zu testen, ohne sich sofort umfassend zu verpflichten. Dies reduziert finanzielle und operative Risiken. Pilotprojekte sind ein Weg, um den Anschluss nicht zu verlieren», ist Hungershausen überzeugt. Gleichzeitig könnten Unternehmen durch sie wertvolle Erfahrungen sammeln, interne Kompetenzen aufbauen und die Technologie besser verstehen. Das helfe bei der Entscheidungsfindung für zukünftige, umfangreichere KI-Implementierungen.
KI zur Prozessoptimierung und Datenanalyse
Die Unternehmen, die angeben KI einzusetzen oder planen KI einzusetzen, setzen vor allem auf die Technologie, um interne Abläufe effizienter zu gestalten und wertvolle Einblicke aus Daten zu gewinnen. So gaben 61% der von der DSAG Befragten an, KI zur Optimierung von Geschäftsprozessen einzusetzen, während 60% KI-unterstützte Analysen von Daten zur Gewinnung von Erkenntnissen fahren. «Mit KI können Prozesse wie Produktion, Logistik oder Personalmanagement automatisiert und optimiert werden, was zu unmittelbaren Kosteneinsparungen und einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit führt. Zudem ermöglicht die KI-gestützte Datenanalyse, fundierte und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Ein Vorteil, den viele Unternehmen klar erkennen», erläutert Hungershausen.
Interessanterweise spielt der Einsatz von KI zur Unterstützung strategischer Unternehmensentscheidungen nur bei 21% der Befragten eine Rolle. Zur Entwicklung neuer generativer KI-Produkte und -Dienstleistungen nutzen 31% KI-Technologie, während die Nutzung von kostenpflichtigen KI-Abonnement-Diensten ebenfalls von 31% der befragten Unternehmen erwähnt wird. «Unternehmen setzen wie sich hier zeigt zunächst auf bewährte Anwendungsfälle, indem sie z. B. bestehende Prozesse optimieren, um einen schnellen und eindeutig messbaren Mehrwert zu generieren. Das ist in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nicht überraschend. Zudem erfordert die Entwicklung neuer Produkte oder kreativer Dienstleistungen mit KI zusätzliche Expertise, welche wie bereits erwähnt in vielen Unternehmen derzeit noch fehlt», so Hungershausen.
65% der Befragten DSAG-Mitglieder halten KI für nützlich, wenn es darum geht, Anomalien in Integrationsabläufen zu erkennen. 62% sehen einen Nutzen in KI bezogen auf die Erstellung von Integrationsflüssen bzw. von Logiken zwischen SAP- und Non-SAP-Anwendungen. 57% sehen einen Nutzen in KI, wenn es darum geht, Finanzanalysen zusammenzufassen.
Transparenz, Klarheit und Daten sind entscheidend
Für Unternehmen und Organisationen, die ein KI-Projekt in Erwägung ziehen, sind laut der DSAG-ASUG-UKISUG-Studie mehrere Faktoren elementar. Für 95% der von der DSAG Befragten sind Transparenz und Klarheit über den Einsatzort und die Datenbasis der KI von grosser Bedeutung. 89% legen zudem grossen Wert auf faire Preismodelle. 89% der Teilnehmenden halten es für unerlässlich, dass KI-Lösungen nahtlos in bestehende Systeme integriert werden können. Auf SAP bezogen, erachten 71% die Möglichkeit, KI unabhängig vom Betriebsmodell betreiben zu können, als entscheidend. «Die Flexibilität, unabhängig vom SAP-Betriebsmodell agieren zu können, ist vor dem Hintergrund entscheidend, dass SAP die Bereitstellung von Innovationen für S/4HANA langfristig bis 2040 zugesichert hat», erläutert Jens Hungershausen. Was für die S/4HANA Private Cloud gilt, sollte auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang zur Verfügung stehen.
Bedarf an Wissensaufbau bei KI ist hoch
«Erstaunlich ist, dass fast ein Drittel der Unternehmen noch keine offiziellen Pläne hinsichtlich der Nutzung von KI hat. Vor dem Hintergrund des bereits länger anhaltenden Hypes habe ich damit gerechnet, dass mehr Unternehmen über das Diskussionsstadium hinaus wären», sagt der DSAG-Vorstandsvorsitzende. Warum das nicht der Fall ist, könnte laut Umfrage daran liegen, dass z. B. die Auswahl der richtigen KI-Tools für die bestehenden Bedürfnisse als herausfordernd angesehen wird. Das gab die Hälfte der Befragten an. 27% wiederum denken, dass ihnen die notwendigen Fähigkeiten fehlen, um KI-Tools vollständig zu nutzen, während 24% monieren, dass es nicht genügend hochwertige KI-Tools gäbe.
Sicherheit, Datenqualität und Governance als Hindernisse
Insgesamt scheint der zunehmende Einsatz von KI-Technologie bei den Befragten für gemischte Gefühle zu sorgen. So gaben 61% an, gleichermassen begeistert wie besorgt zu sein. Begeisterung löst vor allem die Möglichkeit aus, Zeit zu sparen. Bedenken haben die Befragten im DACH-Raum vor allem hinsichtlich der Themen Sicherheit, Datenqualität und Governance. «Gerade in der DACH-Region haben Unternehmen hohe Ansprüche an Datenschutz und Transparenz. Es liegt an uns, sicherzustellen, dass die Einführung von KI mit klaren Richtlinien und einem starken Fokus auf die Qualität der Daten einhergeht, um langfristig Vertrauen in diese Technologien aufzubauen», so Hungershausen.
Potenzial von KI
Zudem zeigt die Umfrage, dass die Meinungen über das Potenzial von KI gespalten sind: 57% der Befragten DSAG-Mitglieder sehen zwar Vorteile, empfinden KI jedoch als überbewertet. Zwei Prozent sind der Meinung, dass das Potenzial von KI stark überschätzt wird, während 37% glauben, dass KI die Branchen revolutionieren wird. Vier Prozent der Befragten sind sich unsicher, wie sie das Potenzial von KI einschätzen sollen.
Die Umfrage verdeutlicht, dass KI-Technologien zunehmend an Bedeutung gewinnen, doch es gibt noch grossen Nachholbedarf in Bezug auf Expertise und Implementierung. Während viele Unternehmen sich in der Lernphase befinden und erste Pilotprojekte durchführen, scheinen Herausforderungen wie fehlende Fachkräfte, finanzielle Mittel und technische Infrastruktur, insbesondere im Mittelstand, grosse Hindernisse zu sein. Die Befragten sehen KI vor allem als Werkzeug zur Prozessoptimierung und Datenanalyse, doch Sicherheitsbedenken sowie Anforderungen an Datenqualität und Governance dämpfen die Euphorie.
Quelle: www.dsag-ev.ch