Deutlich weniger offene Stellen als vor einem Jahr
Die Anzahl offener Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken, wie der Adecco Group Swiss Job Market Index mit dem Quartalsfokus Bau zeigt. Doch im dritten Quartal 2024 hat sich die Lage stabilisiert: Das Stellenangebot nimmt ganz leicht zu. Eine wichtige Stütze der Schweizer Wirtschaft ist das Baugewerbe. Obwohl auch bei den Bauberufen die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, bleibt die Nachfrage nach diesen Fachkräften weiterhin auf einem hohen Niveau. Zudem wird in Zukunft ein weiterer Anstieg des Bedarfs an Baufachkräften erwartet.
Dies zeigt der Adecco Group Swiss Job Market Index, die wissenschaftlich fundierte Studie der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.
Aktuelle Entwicklung
Der Adecco Group Swiss Job Market Index bleibt im dritten Quartal 2024 stabil. Damit findet der negative Trend der letzten drei Quartale vorerst ein Ende. Die Anzahl offener Stellen hat sich gegenüber dem zweiten Quartal 2024 geringfügig um 2 Prozent erhöht und stagniert somit auf einem ähnlichen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q3 2023) liegt der Indexwert um 12 Prozent tiefer.
«Obwohl der Job Index 12 Prozent unter dem Vorjahreswert liegt und die Zahl der Arbeitslosen im September im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 22’400 Personen gestiegen ist, gibt es auch Anzeichen positiver Entwicklungen. So fällt die Anzahl offener Stellen im dritten Quartal nicht weiter. Zudem sind im Sommer die Beschäftigungsaussichten der Schweizer Unternehmen ersten Mal seit zwei Jahren wieder gestiegen. Auch ein Blick auf das KOF Konjunkturbarometer deutet darauf hin, dass sich die Schweizer Wirtschaft langsam wieder erholt. Allerdings hängt diese Erholung davon ab, wie sich die geopolitische Lage entwickelt», sagt Marcel Keller, Country President Adecco Gruppe Schweiz.
Schweizer Bauberufe: Trotz leichtem Rückgang bleibt Nachfrage hoch
Das Baugewerbe ist eine wichtige Stütze der Schweizer Wirtschaft. Gemäss dem Schweizer Baumeisterverband trägt die Baubranche 10 % zum Bruttoinlandprodukt der Schweiz bei und im Jahr 2023 waren gemäss dem Bundesamt für Statistik 6,6 % der Erwerbstätigen im Baugewerbe tätig. Die bedeutende Stellung des Baugewerbes zeigt sich auch in der Nachfrage nach Baufachkräften: In den letzten acht Jahren hat die Nachfrage nach Bauberufen massiv zugenommen. Seit 2016 hat sich die Anzahl offener Stellen um 70 % erhöht. Zudem verlief die Stellenentwicklung für Baufachkräfte dynamischer als die gesamtschweizerische Stellenentwicklung.
Corona-Pandemie beflügelt Nachfrage nach Baufachkräften
Bemerkenswert ist, dass die Stellenentwicklung insbesondere nach dem Pandemiejahr 2020 rasant zunahm. Trotz Herausforderungen zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 blieb die Nachfrage stabil, da umfassende Baustellenschliessungen nur vereinzelt und kurzzeitig auftraten. Ab 2021 setzte ein deutlicher Aufwärtstrend in der Stellenentwicklung ein, der im Jahr 2023 seinen Höhepunkt erreichte. Die starke wirtschaftliche Erholung, das aufgrund der Negativzinsen günstige Finanzierungsumfeld und die durch Homeoffice veränderten Lebensumstände führten zu einer erhöhten Nachfrage nach Bau- und Ausbaumassnahmen. Dies befeuerte die Nachfrage nach Baufachkräften.
Gebremster Aufwärtstrend
Aktuell ist zu beobachten, dass der positive Trend der letzten Jahre vorerst gebremst wurde. Im Jahr 2024 ist die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent zurückgegangen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen hat sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, wodurch Unternehmen bei Bauinvestitionen vorsichtiger agieren. Zum anderen verteuert das Ende der Tiefzinsära seit Ende 2022 Investitionen in Immobilien, insbesondere in Wohnbauprojekte. Dazu treiben die hohen Baumaterialpreise die Kosten für Bauprojekte weiter in die Höhe. Diese Faktoren führen zu weniger neuen Aufträgen, geringerer Bautätigkeit und letztlich zu einer sinkenden Nachfrage nach Baufachkräften.
Besonders Berufe mit Planungs- und Leitungsfunktionen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr eine negative Stellenentwicklung. So ist die Zahl der ausgeschriebenen Stellen für Architekt:innen und Bauingenieur:innen um 17 Prozent zurückgegangen. Die Berufsgruppe der Bauführer:innen, Polier:innen und Vorarbeiter:innen des Bauhauptgewerbes weist 9 Prozent weniger Vakanzen auf. Im Vergleich dazu erlebt die Berufsgruppe der Ausbaufachkräfte und verwandter Berufe (z. B. Dachdecker:innen, Glaser:innen oder Maler:innen) einen Rückgang der Stelleninserate von 5 Prozent. Die geringste negative Entwicklung zeigt sich bei den Baufachkräften und verwandten Berufen (z. B. Schreiner:innen, Bootbauer:innen oder Storenmonteur:innen), die mit 2 Prozent weniger ausgeschriebenen Stellen nahezu auf dem Niveau des Vorjahres bleiben.
Zukunftsaussichten: Anhaltende Nachfrage nach Baufachkräften erwartet
Obwohl die Anzahl offener Stellen für Baufachkräfte im aktuellen Jahr etwas abgenommen hat, bleiben die Stellenausschreibungen auf einem historisch hohen Niveau. Zudem deutet vieles darauf hin, dass Baufachkräfte auch in Zukunft stark gefragt sein werden. Laut einer Studie des Schweizerischen Baumeisterverbands werden im Jahr 2040 etwa 16 % des benötigten Personals—das entspricht rund 5.600 Fachkräften—im Bauhauptgewerbe fehlen.
«Die wachsende Bevölkerung und die begrenzte Anzahl an leerstehenden Wohnungen werden zu einer gesteigerten Nachfrage nach Wohnraum und einer erhöhten Bautätigkeit führen. Hinzu kommt, dass viele Erwerbstätige im Baugewerbe kurz vor der Pensionierung stehen. Diese Faktoren werden die Nachfrage nach Baufachkräften auch in Zukunft weiter ankurbeln», sagt Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz.
Quelle: www.adeccogroup.com