Steigende Reallöhne trotz durchzogener Konjunktur

Eine neue Analyse des Schweizerischen Arbeitgeberverbands kommt zum Schluss, dass im Rahmen der Lohnrunde 2024 ein Kaufkraftanstieg wahrscheinlich ist. Dies, obwohl die konjunkturelle Lage fragil ist und sich die Einschätzungen der Unternehmen betreffend die Geschäftslage tendenziell leicht eintrüben. Für Entspannung sorgt die rückläufige Teuerung.

Die Schweiz war betroffen von einer im Vergleich mit den Vorjahren deutlich erhöhten Inflation, die mehrheitlich importiert wurde, und die den Spielraum der Unternehmen für Lohnerhöhungen stark einschränkte. (Bild: www.depositphotos.com)

Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft schwächt sich seit Anfang 2024 ab. Diese konjunkturelle Entwicklung soll vor allem auf die schwächelnde Auslandsnachfrage und insbesondere auf kriselnde Absatzmärkte in Europa zurückführend sein. Die Auftragseingänge aus Deutschland entwickelten sich stark negativ, was insbesondere die exportorientierte Wirtschaft zu spüren bekam. Als Konsequenz entwickelte sich die exportorientierte Wirtschaft im bisherigen Jahresverlauf fast durchwegs negativer als die dienstleistungsorientierte Binnenwirtschaft. Die hiesigen Betriebe schätzen die künftige Geschäftslage seit Anfang 2023 tendenziell pessimistischer ein. Insgesamt wird die Geschäftslage jedoch weiterhin positiv eingeschätzt. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) rechnet zudem sowohl bei binnen- als auch bei exportorientierten Branchen mit einer Aufhellung im zweiten Halbjahr. Diese und weitere Erkenntnisse sowie ihre Auswirkungen auf die Löhne zeigt der Schweizerische Arbeitgeberverband in einem neuen Lohnpapier für die Schweiz evidenzbasiert auf.

Hochinflationsphase überstanden

In den letzten drei Jahren sind die Reallöhne in der Schweiz gesunken, während dem sich die Produktivität weiter positiv entwickelte. Diese Ausnahmejahre waren gekennzeichnet durch die Pandemie und den Ukrainekrieg, wobei die gestiegenen Vorleistungskosten die Margen der Unternehmen stark unter Druck setzten und die Kostensteigerungen nicht vollständig durch Nominallohnerhöhungen kompensiert werden konnten. Dadurch sollen sich die Kurven der Lohn- und jene der Produktivitätsentwicklung zunehmend voneinander entfernt haben.

Die Schweiz war betroffen von einer im Vergleich mit den Vorjahren deutlich erhöhten Inflation, die mehrheitlich importiert wurde, und die den Spielraum der Unternehmen für Lohnerhöhungen stark einschränkte. Die Betriebe trugen jedoch mit teils substanziellen Nominallohnerhöhungen dazu bei, dass der Kaufkraftverlust gedämpft und teils sogar vollständig kompensiert werden konnte. Dabei knauserten sie nicht: Die Lohnquote, also der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Bruttoinlandprodukt (BIP), stieg in den letzten Jahren spürbar an und betrug am Ende des 1. Quartals 2024 59,6 Prozent. Dies, nachdem sie sich zuvor über mehrere Jahre um den Wert von 56 Prozent bewegte.

Reallohnanstieg wahrscheinlich

Seither soll die Inflation deutlich abgenommen haben und soll weiterhin sinkend sein, weshalb die beiden Wachstumspfade von Reallohnentwicklung und Produktivität wieder stärker konvergieren. Nach der durchzogenen wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Halbjahr 2024 dürfte sich zudem die Konjunktur im zweiten Halbjahr etwas aufhellen. Zusammen mit der sinkenden Teuerung stehen die Zeichen somit gut, dass die Kaufkraft nicht nur im aktuellen, sondern auch im kommenden Jahr ansteigen wird. 

Quelle: www.arbeitgeber.ch

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