Digitalisierung in Gemeinden: Wille da, aber Geld fehlt

Eine grosse Mehrheit der Schweizer Gemeinden erkennt in der Digitalisierung ihrer internen Arbeitsinstrumente und externen Dienstleistungen eine Chance, effizienter zu werden. Laut einer neuen Umfrage zum Stand der Digitalisierung in Gemeinden hat bereits die Hälfte von ihnen eine eigene Digitalisierungsstelle bezeichnet.

Die Digitalisierung in Gemeinden – hier ein Luftbild eines Aussenquartiers von St. Gallen in Richtung Westen – schreitet weiter voran. Es gibt aber noch viele Hürden. (Bild: luftbild24 / Pixabay.com)

Zum vierten Mal hat der Verein „Myni Gmeind“ in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gemeindeverband und der Fachhochschule Nordwestschweiz die Schweizer Gemeinden zum Fortschritt ihrer digitalen Transformation befragt. Von den insgesamt 2131 Schweizer Gemeinden haben 560 Gemeinden (26 Prozent) den Fragebogen vollständig und weitere 1121 Gemeinden (53 Prozent) teilweise ausgefüllt. Dieser erfreuliche Rücklauf ergibt einen soliden Datenfundus, der aussagekräftige Befunde zulässt.

Digitalisierung in Gemeinden als Top-Thema

Digitalisierung und Cybersicherheit sind Themen, die die Gemeinden neben anderen, z.B. Infrastrukturprojekten und den Finanzen, zur Zeit am meisten beschäftigen. Vier von fünf Gemeinden sehen laut Umfrage die digitale Transformation als Mittel, um ihre Effizienz zu steigern, und ebenso viele erblicken darin auch eine Dienstleistung für die Bevölkerung. „Die digitale Transformation ist endgültig in den Gemeinderäten und Verwaltungen angekommen“, stellt Alex Sollberger, Präsident von Myni Gmeind, fest. Mittlerweile sehen sich 41 Prozent aller Gemeinden als Vorreiter im Bereich der Digitalisierung. Das sind deutlich mehr als noch im Vorjahr, als erst ein Drittel der Gemeinden diese Frage bejaht hatte.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass nicht unbedingt digitale Kompetenzen oder Know-How entscheidend für den Erfolg der Digitalisierung sind, sondern vielmehr die Offenheit gegenüber dem Thema. Als wichtigsten Erfolgsfaktor identifizierten die Gemeinden denn auch einen klaren politischen Willen zur digitalen Transformation. 61 Prozent der Befragten gaben an, diesen Willen in ihrer Gemeinde eher oder sogar stark zu spüren.

Problem: Personelle und finanzielle Ressourcen

Ebenso wichtig wie der Wille und die Offenheit gegenüber der Digitalisierung seien das Vorhandensein von personellen und finanziellen Ressourcen, wie ein Grossteil der Befragten festhält. Es besteht hier aber eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Erst 42 Prozent der Gemeinden geben an, dass die finanziellen Voraussetzungen zur digitalen Transformation gegeben oder eher gegeben sind. Die Frage nach der Verfügbarkeit von personellen Ressourcen bewertet sogar nur ein Drittel der teilnehmenden Gemeinden positiv. Eine deutliche Mehrheit der Befragten bewertet ihre personellen Ressourcen zur digitalen Transformation als ungenügend oder eher ungenügend. Als Ausweg sehen die Gemeinden entweder die Erhöhung von personellen Ressourcen durch das Schaffen zusätzlicher Stellenprozente oder auch eine vorübergehende Auslagerung von Aufgaben an externe Dienstleister. „Beide Wege würden zusätzliche personelle Ressourcen für die digitale Transformation generieren, gleichzeitig aber auch die Herausforderungen bei den finanziellen Ressourcen vergrössern“, so Alex Sollberger.

Klar ist: An einer digitalen Transformation kommt heute niemand mehr vorbei. Die Erwartungshaltung der Bevölkerung an eine zeitgemässe Verwaltung ist gewachsen. Gerade im Hochlohnland Schweiz macht es Sinn, Prozesse möglichst zu automatisieren. Durch die Digitalisierung kann somit auch der Fachkräftemangel längerfristig gelindert werden. Mittlerweile hat denn auch bereits fast die Hälfte aller Gemeinden (47 Prozent) eine Stelle oder Person definiert, die die digitale Transformation bereichsübergreifend koordiniert.

Quelle und weitere Informationen: Schweizerischer Gemeindeverband, Verein Myni Gmeind

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