Mobiliar DigitalBarometer 2024: Fehlende digitale Grundkompetenzen und ambivalente Haltung gegenüber Kl

Obwohl ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung das Gefühl hat, mit der Digitalisierung Schritt zu halten, fehlen jeder dritten Person in der Schweiz (31%) grundlegende digitale Kompetenzen. Zudem sieht die Schweizer Bevölkerung grosse Chancen im Einsatz von Kl-basierten Technologien, traut dem Staat aber nicht zu, diese angemessen zu regulieren. Diese und weitere Ergebnisse liefert die fünfte Ausgabe des Mobiliar DigitalBarometers. Die Studie wird seit 2019 von der Stiftung Risiko-Dialog umgesetzt und von der Mobiliar Genossenschaft unterstützt.

Rund drei Viertel der Bevölkerung haben ein geringes Vertrauen in den Staat, dass dieser Kl-basierte Technologien angemessen reguliert (72%). (Bild: www.risiko-dialog.ch)

Im Mobiliar DigitalBarometer 2024, einer für die Schweiz repräsentativen Umfrage, misst die Stiftung Risiko-Dialog die digitalen Grundkompetenzen der Schweizer Bevölkerung. Die Ergebnisse zeigen, dass 31 % der Befragten über mangelnde digitale Kompetenzen verfügen. «Drei von zehn Personen in der Schweiz haben Schwierigkeiten, sich im zunehmend digitalisierten Alltag zurechtzufinden. Ihnen fehlen grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Geräten und Anwendungen», sagt Daniela Ramp, Projektmitarbeiterin und Expertin für digitale Inklusion bei der Stiftung Risiko-Dialog. Sie haben zum Beispiel Schwierigkeiten, online einzukaufen, Tickets digital zu lösen, Rechnungen per E-Banking zu bezahlen oder digital zu kommunizieren.

Digitale Inklusion: Röstigraben und Risikofaktoren 

Unter Menschen mit geringer Bildung, hohem Alter und tiefem Einkommen ist der Anteil der Personen mit mangelnden digitalen Grundkompetenzen deutlich höher: Im Vergleich zum Durchschnittswert von 31 % sind bei den Personen der tiefsten Bildungsstufe fast doppelt so viele Menschen betroffen (59%). Unter den über 75-Jährigen und unter den armutsgefährdeten- oder betroffenen Menschen sind es je 42%. Auch sprachregional zeigen sich deutliche Unterschiede. «Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zur Selbsteinschätzung der Schweizer:innen, denn 82% aller Befragten haben grundsätzlich das Gefühl, mit dem digitalen Wandel mitzuhalten. Und zwar unabhängig davon, ob sie älter, ärmer oder weniger gut gebildet sind», sagt Anna-Lena Köng, Projektleiterin und Expertin für Risikopsychologie bei Risiko-Dialog.

Vereinsamung als grösste wahrgenommene Gefahr von digitaler Exklusion

Als grösste gesellschaftliche Gefahr digitaler Exklusion nimmt die Bevölkerung Vereinsamung wahr (34%). Gleichzeitig ist die Solidarität mit älteren Menschen besonders ausgeprägt: 43% geben an, dass sie den grössten Unterstützungsbedarf bei der digitalen Inklusion bei älteren Menschen sehen. Dem gegenüber steht der Befund, dass gerade Personen ab 75 Jahren ihre sozialen Kontakte überdurchschnittlich häufig am liebsten über digitale Kanäle pflegen (35%).

Je höher die Bildung, desto positiver die Grundhaltung zu KI

Zudem zeigt der DigitalBarometer 2024, dass die Grundstimmung der Bevölkerung in Bezug auf Anwendungen, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, ambivalent ist: Fast gleich viele Menschen geben an, künstlicher Intelligenz gegenüber positiv (35%) bzw. negativ (34%) eingestellt zu sein. 27% stehen der Kl neutral gegenüber. Dabei gilt: Je höher die Bildung, desto positiver die Grundhaltung zu Kl. Grosse Chancen schreibt die Schweizer Bevölkerung der Kl in der Ökologie und dem Klimaschutz zu, genauso wie in betriebswirtschaftlichen Bereich (z.B. bei der Effizienzsteigerung von Arbeitsprozessen oder neuen Arbeitsmodellen).

Wenig Vertrauen in die staatliche KI-ReguLierung

Die grösste Gefahr von Kl sehen 59% der Bevölkerung in der Beeinflussung der öffentlichen Debatte, und fast die Hälfte der Befragten (49%) nimmt Kl als potenzielle Bedrohung für die Menschheit wahr. Dies passt zum Befund, dass sich die Schweizer Bevölkerung besonders um die Verbreitung von Falschinformationen im digitalen Informations- und Kommunikationsraum sorgt (85%). Rund drei Viertel der Bevölkerung haben zudem ein geringes Vertrauen in den Staat, dass dieser Kl-basierte Technologien angemessen reguliert (72%). Gleichzeitig findet aber der Einsatz staatlicher Überwachungstechnologien eine breite Akzeptanz. Grosse Zustimmung findet insbesondere die Kommunikations- und Internetüberwachung verdächtiger Personen (76% bzw. 78%).

Es braucht Solidarität und eine gemeinsam getragene Digitalkultur

Die Stiftung Risiko-Dialog zieht folgendes Fazit aus den Erkenntnissen: «Eine ganzheitliche Betrachtung der komplexen Herausforderungen unserer vernetzten und digitalen Welt ist dringlicher denn je, da Geschwindigkeit und Auswirkungen von Veränderungen massiv zunehmen», sagt Anna-Lena Köng, Projektleiterin bei Risiko-Dialog. Die Förderung und Entwicklung von digitalen Grundkompetenzen und Rahmenbedingungen bedingen starke gemeinsame Initiativen von Staat, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und der Bevölkerung: «Dafür braucht es Eigenverantwortung und Solidarität sowie einen fundierten Diskurs für eine gemeinsame Wertebasis», ergänzt Anna-Lena Köng.

Quelle: www.risiko-dialog.ch

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