Digitale Zweiklassengesellschaft in der Schweizer Industrie

In der Schweizer Industrie hat sich eine digitale Zweiklassengesellschaft etabliert: Laut der aktuellen Studie „Zukunft Industrie 2023“ von Staufen.Inova treibt nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmen die Digitalisierung bisher aktiv voran. Der Rest verharrt derzeit noch in Einzelprojekten oder hat bislang noch keinen echten Zugang zu dem Thema gefunden.

Noch ist nicht alles smart in der Schweizer Industrie: Digitale Geschäftsmodelle sind bisher in vielen Betrieben noch Fehlanzeige. (Bild: Unsplash.com)

Smarte Fabriken mit intelligenten Maschinen, effizienten Prozessen, autonomen Transortfahrzeugen und Service-Robotern beherrschen seit Jahren die Diskussion um Industrie 4.0. Für sechs von zehn Unternehmen steht deshalb die eigene Digitalisierung auch in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda. „Wenn es an die konkrete Umsetzung geht, gibt es allerdings noch viel zu tun, um das volle Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen zu können“, sagt Urs Hirt, Co-Geschäftsführer der Staufen.Inova AG. „Viele Unternehmen tasten sich derzeit immer noch mit verschiedenen, nicht immer aufeinander abgestimmten Einzelprojekten an das Thema heran.“ Laut der Studie, für die das Beratungsunternehmen insgesamt 126 Industrieunternehmen in der Schweiz zu den Themenfeldern Digitalisierung, effiziente Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und resiliente Netzwerke befragt hat, zeichnet sich in der Industrie eine digitale Zweiklassengesellschaft ab.

Viel Digitalisierungspotenzial in der Produktion und beim Supply Chain Network

Immerhin führen 58 Prozent der Unternehmen trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage ihre Digitalisierungsprojekte unverändert fort; 39 Prozent haben sogar neue Projekte gestartet. Die meisten (89 %) versprechen sich davon eine Effizienzsteigerung. Knapp drei Viertel (73 %) erwarten zudem mehr Transparenz in den Prozessen und bei mehr als der Hälfte der Unternehmen (60 %) soll die Digitalisierung helfen, Kosten zu senken. Am meisten Potenzial sieht die Branche in der der Supply Chain (65 %) und in der Logistik (55 %). „Oft ist es eine Frage der Herangehensweise. Alle Unternehmen wissen, dass sie digitalisieren müssen. Viele wissen aber noch nicht, wie sie das Beste aus der Digitalisierung herausholen können und starten daher mit Projekten zur Effizienzsteigerung“, so Hirt.

Neue Märkte durch alternative Geschäftsmodelle erobern

Für den Staufen.Inova-Berater kann das aber nur der erste Schritt sein. „Der enorme Nutzen der Digitalisierung liegt in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Vorreiter von Industrie 4.0 haben dies bereits bei der Implementierung der Technologie strategisch im Blick.“ Allerdings treibt nur knapp die Hälfte der Unternehmen die Digitalisierung strategisch voran. So bieten zwar fast drei Viertel der Unternehmen (74 %) Produkte und Dienstleistungen mit Industrie-4.0-Funktionalitäten an, etwa im Bereich der vorausschauenden Wartung, aber nur drei Prozent haben bisher auch neue Geschäftsmodelle auf digitaler Basis entwickelt, unter anderem im Bereich der Intralogistik. „Einzelne Digitalisierungsprojekte helfen insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, um etwa durch die aktuelle Krise zu kommen. Wer sich aber langfristig zukunftsfähig aufstellen will, braucht alternative Geschäftsmodelle, um die Chancen neuer Märkte nutzen zu können“, sagt Urs Hirt.

Quelle: Staufen.Inova

(Visited 402 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema