Wirtschaftskrise bedroht einen Viertel der Schweizer KMU
Die kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz sind von der Wirtschaftskrise bedroht und erwarten, dass es noch schlimmer wird. Dies zeigt eine aktuelle und repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des B2B-Plattformbetreibers Visable.
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Für 17 Prozent der in einer Umfrage von Visable befragten KMU-Entscheider ist Krieg die grösste Bedrohung für die Geschäftstätigkeit ihres Unternehmens und noch mehr, nämlich 28 Prozent, sehen sich von einer Wirtschaftskrise bedroht. 71 Prozent der teilnehmenden KMU-Entscheider befürchten, dass es Krisen in der aktuellen Grössenordnung in den nächsten drei Jahren häufiger (47%) oder viel häufiger (24%) geben wird. Auffällig: Corona wird mit 16 Prozent der Nennungen nach wie vor als Bedrohung wahrgenommen, etwa ähnlich wie der Krieg. Cyberattacken und Hackerangriffe werden von 12 Prozent genannt. «KMUs haben gerade richtig zu kämpfen. Auf eine Krise folgt die nächste», sagt Peter F. Schmid, CEO von Visable. «Zentrales Thema für die nächsten Jahre wird sein, die Unternehmen krisenfest zu machen. Sonst ist der Wohlstand in der Schweiz und in Europa bedroht», so Schmid. In der Schweiz und in Österreich nahmen 217 Personen mit Entscheidungsbefugnis in kleinen und mittleren Unternehmen an der erwähnten Umfrage teil. An anderer Stelle haben wir bereits über weitere Ergebnisse der Umfrage berichtet.
KMUs beklagen Umsatzeinbussen
Die Bedrohung durch die in der Umfrage genannten Krisenszenarien ist für KMU in der Schweiz real und lässt sich in Umsatzeinbussen beziffern: 37 Prozent der befragten KMUs geben an, dass ihr Unternehmen seit Anfang 2021 bis zu einem Viertel des Umsatzes durch die grossen Krisen eingebüsst hat. Jedes fünfte Unternehmen (20%) hat sogar noch höhere Umsatzverluste erlitten.
Konkret machen den Unternehmen vor allem die massiv steigenden Kosten zu schaffen: Ins Gewicht fallen mit 34 bzw. 29 Prozent die steigenden Rohstoff- und Energiepreise. Und 30 Prozent klagen über Lieferkettenprobleme. Die Personalabteilungen haben zudem nach wie vor mit Ausfällen durch Krankheit und Quarantäne (28%) sowie Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel (29%) zu kämpfen. Die anziehende Inflation ist für ein Fünftel der Befragten (21%) ein akutes Problem.
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«Vor allem die Energiekosten werden die Brotpreise des 21. Jahrhunderts», sagt Peter F. Schmid. «Das Problem trifft direkt (bei Benzin oder Heizungen) aber insbesondere indirekt (durch steigende Produktionskosten in der Industrie) die gesamte Bevölkerung. Wir müssen unsere einseitigen Abhängigkeiten bei Energie und auch Rohstoffen schnell und massiv reduzieren. Nur so ist Resilienz gegen Krisen erreichbar», so der Visable-CEO.
Auch Kurzarbeit und Personalabbau gehören zu den Massnahmen
Die Massnahmen, mit denen die Unternehmen gegen die Krisen vorbeugen, sind nicht sehr ausgeprägt und ziemlich divers. Die bedeutendste Massnahme ist konkret der Abbau von Personal oder Lohnkürzungen mit 23 Prozent, gefolgt von Kurzarbeit mit 18 Prozent. Weitere Vorsorgemassnahmen sind mit 13 Prozent erhöhte Rückstellungen, die Diversifizierung der Absatzmärkte, die Investition in IT-Kompetenz sowie die Mitarbeiterschulung für Risiken- oder Krisenszenarien. Immerhin 16 Prozent der KMUs hat für die eigenen Massnahmen betriebliche Notfallpläne in der Schublade liegen.
Daneben zeigt die Umfrage einigermassen deutliche Forderungen an die Politik zur Steigerung der Resilienz gegen Krisen. Über ein Drittel (34%) der Unternehmen wünscht sich Steuersenkungen und andere finanzielle Unterstützungen. 30 Prozent fordert Bürokratieabbau und grössere gesetzliche Flexibilität. Genau ein Viertel nennt schärfere Massnahmen gegen den Klimawandel und Investitionen in Umweltschutz als Forderung.
Alle Kernmärkte von Wirtschaftskrise bedroht
Dass nicht nur in der Schweiz die Krise in den Köpfen der KMU-Entscheider steckt, zeigen parallele Befragungen über YouGov in Deutschland, in Österreich und in Frankreich: Überall erwarten mehr als zwei Drittel der Befragten häufigere Krisen in den nächsten drei Jahren. Die Franzosen sind knapp etwas pessimistischer als die Schweizer: In Frankreich fürchten insgesamt 72 Prozent häufigere Krisen. In Deutschland liegt der Wert mit 68 Prozent gleichauf mit dem österreichischen Ergebnis. Visable-CEO Peter F. Schmid dazu: «So viele Krisen wie im Moment gab es in Mitteleuropa zum Glück sehr lange nicht mehr. Es ist beunruhigend, dass über zwei Drittel aller KMUs in einer solch zugespitzten Lage von einer weiteren Verschlimmerung ausgehen. Wer Angst hat, der investiert weniger in die Zukunft.»
Viele Herausforderungen könnten Unternehmen lösen, indem sie Geschäftsbereiche und Prozesse in den digitalen Raum überführen. So liesse sich beispielsweise der Einkauf über digitale B2B-Plattformen diversifizieren, um Problemen in der Lieferkette und steigenden Rohstoffpreisen sowie dem steigenden Nachhaltigkeitsbewusstsein zu begegnen. Bereits 14 Prozent der Schweizer KMU setzen laut der Umfrage die Diversifizierung des Einkaufs als Vorbeugemassnahme gegen Krisen um.
Quelle und weitere Informationen: Visable