Unternehmensgründerinnen auf dem Vormarsch
In der Schweiz herrscht nach wie vor so etwas wie ein Gründungsboom. Immer mehr Firmengründungen erfolgen durch Frauen. Denn eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zeigt: Es gibt inzwischen doppelt so viele Unternehmensgründerinnen wie vor 20 Jahren.
Noch immer sind es mehrheitlich Männer, die ein Unternehmen gründen. Doch Unternehmerinnen sind in der Gründerszene auf dem Vormarsch. Dies zeigt die nach 1999 und 2009 zum dritten Mal durchgeführte Studie „Female Entrepreneurship: Unternehmensgründungen von Frauen im Fokus“ der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Anteil der Unternehmensgründerinnen in den letzten 20 Jahren auf 31,6 Prozent verdoppelt hat. Inzwischen wird also fast jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet.
Unternehmensgründerinnen sind anders…
Bei der Unternehmensgründung unterscheiden sich Frauen aber in einigen Punkten von den Männern. So sind Unternehmensgründerinnen seltener im Alter von 50+ anzutreffen. Zudem weisen sie seltener Hochschul-Abschlüsse auf. Das dürfte sich jedoch aufgrund der heutigen weiblichen Mehrheit an Hochschulen ausgleichen, so die Einschätzung der Studie. Auch zeigen die Daten, dass Frauen vorsichtiger gründen. Sie bereiten sich besser und intensiver vor, wenn es um die verschiedenen Themen der Unternehmensgründung geht, haben mehr Nebenbeschäftigungen und gründen kleinere und weniger innovative Firmen.
Insgesamt schätzen sich Gründerinnen als auch Gründer als erfolgreich ein und blicken positiv in die Zukunft. Ein markanter Unterschied besteht beim Lohn der Gründerinnen. Dieser ist in 72% der Fälle niedriger als in einem vergleichbaren Angestelltenverhältnis, während es bei den Gründern nur 52% sind. Dennoch herrscht unter den Unternehmensgründerinnen ein hohes Mass an Zufriedenheit. Denn sie sehen ihre Ziele erreicht: Eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, unabhängig zu sein und sich selbst zu verwirklichen.
Weibliches Unternehmertum braucht weitere Förderung
Alles in Butter also? Nicht ganz, so die Auffassung der Studienverfasser. Es gibt immer noch Luft nach oben. So benötige es noch mehr weibliche Vorbilder in der Startup-Szene und in den Medien. Diese könnten einen Beitrag zur Sensibilisierung für das Unternehmerinnentum leisten. „Es braucht den Einbezug verschiedenster Akteurinnen und Akteuren im unternehmerischen Ökosystem“, hält die Studie fest. Es gelte weiterhin, traditionelle Rollenbilder und geschlechterspezifische Stereotypen zu durchbrechen, damit eine natürliche Affinität sowohl zur Selbständigkeit als auch zu Berufen in gründungsintensiven Branchen entstehen könne. Welche Chancen etwa die Digitalisierung für Unternehmensgründerinnen bietet, hat vor etwa einem Jahr auch eine Studie einer anderen Fachhochschule untersucht.
Hemmschwellen abbauen
Zusätzlich zur Sensibilisierung braucht es Massnahmen, um Frauen von Familienarbeit zu entlasten. Denn eine Firmengründung benötigt Ressourcen, die nicht immer leicht mit dem Familienleben zu vereinbaren sind. Mehr Angebote für die Kinderbetreuung und auch der Einbezug des Lebenspartners liegen da nahe. Ferner wünschenswert sind eine verstärkte Förderung von Programmen für Unternehmensgründerinnen. Nicht zuletzt müssten aber die Frauen selbst ihr eigenes unternehmerisches Potenzial besser ausschöpfen: Netzwerkpflege, Suche nach Mitgründer*innen oder das Auslagern von Arbeiten könnten laut Studie dabei helfen, Wissensdefizite oder Unsicherheiten zu überwinden und Auftragsschwankungen auszugleichen. Dadurch könnten weitere Hemmschwellen für die Selbständigkeit abgebaut werden.
Quelle: Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW – Hochschule für Wirtschaft