Sustainability: Nachhaltig wirtschaften und arbeiten

Die Gipfelkonferenz COP26 in Glasgow ist zu Ende. Viel wurde dort über Nachhaltigkeit gesprochen. Aber was bedeutet für uns Nachhaltigkeit bzw. Sustainability? Mit dieser Frage müssen sich die Unternehmen befassen – unter anderem weil die Folgen des Klimawandels weltweit immer spürbarer werden.

Der Begriff „Sustainability“ bzw. Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Die Wirtschaft muss sich damit noch stärker auseinandersetzen. (Bild: Pixabay.com)

In der Nachhaltigkeitsdebatte hat sich ein Thema zum zentralen Treiber entwickelt, das noch vor wenigen Jahren im Bereich Umweltschutz eher eine marginale Rolle spielte: der Klimawandel. Und weil die Folgen des Klimawandels weltweit immer spürbarer werden, muss man kein Prophet sein, um zu prognostizieren: In den kommenden Jahren wird der Klimawandel von einem wachsenden Teil der Bevölkerung als eine massive Bedrohung des menschlichen Lebens gesehen werden. Und dies wird wiederum die Politik verstärkt zu einem regulierenden Eingreifen zwingen.

Der Klimawandel verändert das wirtschaftliche Umfeld

Deshalb ist absehbar: Die Wirtschaft wird mit immer schärferen Vorgaben im Bereich Umwelt- und Klimaschutz konfrontiert sein. Auch das Kaufverhalten der Kunden. wird sich verändern. Zudem werden immer mehr Leistungsträger – also Personen, auf deren Know-how und Können die Unternehmen angewiesen sind – ihren Arbeitgeber fragen, inwieweit dieser klima- und umweltschonend arbeitet und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft leistet

Das Problem hierbei ist: Im gesellschaftlichen Diskurs ist umstritten, was unter einer „nachhaltigen Entwicklung“ zu verstehen ist und wie dieses Ziel erreicht werden kann. Deshalb sollten sich Unternehmen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen, zunächst fragen, was diese Begriffe für sie überhaupt bedeuten und hierüber ein Commitment herbeiführen.

Sich über die eigenen Triebfedern bewusst werden

Dabei muss den Entscheidern bewusst sein, dass ihre Organisation in ein Umfeld eingebettet ist, das konkrete Erwartungen an sie hat; außerdem, dass die Erwartungen der verschiedenen Stakeholder wie Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Kapital- und Gesetzgeber sich wandeln und oft divergieren. Denn nur wenn ein Unternehmen die verschiedenen Erwartungen kennt, kann es entscheiden: Auf welche wollen, können und müssen wir reagieren?

Hierfür ist wiederum eine Klärung der Frage nötig: Warum beschäftigen wir uns überhaupt mit dem Thema? Tun wir dies aus einer eigenen intrinsischen Motivation – zum Beispiel, weil wir selbst überzeugt sind, dass ein nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten überlebensnotwendig ist? Oder ist das Gegenteil der Fall? Beschäftigen wir uns mit ihm primär, weil wir hierzu genötigt werden – zum Beispiel

  • weil die für unsere Produktion benötigten Rohstoffe, immer knapper und teurer werden oder
  • weil uns der Gesetzgeber durch Vorgaben immer stärker dazu zwingt oder
  • weil für die Kaufentscheidung unserer Kunden das Kriterium „Nachhaltigkeit“ immer relevanter wird?

Die eindimensionale Betrachtungsweise überwinden

Eine so eindimensionale Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit wird künftig meist nicht mehr genügen, um die Markterfordernisse zu erfüllen und die Existenz von Unternehmen nachhaltig zu sichern. An seine Stelle muss die Erkenntnis treten, dass eine auf Dauer stabile Entwicklung von Gesellschaften nur möglich ist, wenn die ökologischen, ökonomischen und sozialen (Entwicklungs-)Ziele gleichrangig behandelt werden.

Sustainability: Die drei Säulen der Nachhaltigkeit.

Dieser Denkansatz prägt auch die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), die die Vereinten Nationen 2015 in ihrer Agenda 2030 formuliert haben und die allen Regierungen, Gesellschaften und Unternehmen weltweit als Richtschnur für ihr künftiges Handeln dienen sollen (siehe Kasten).

Sustainability: In den Chef-Etagen findet ein Umdenken statt

Dieses Bewusstsein wächst zunehmend auch in den Chef-Etagen der Unternehmen. Deshalb findet in ihnen eine wachsende Zahl von Projekten statt, in denen die von Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen oft als Basis für eine Reflektion dienen:

  • Was bedeutet für uns ein nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten?
  • Worin zeigt sich ein solches in unserer Alltagsarbeit in all unseren Geschäftsbereichen und -prozessen?
  • Welche Entwicklungsziele sind unsererseits damit verbunden – ökonomisch, ökologisch und sozial? Und:
  • Welche Veränderungen sind hierfür in unserer Organisation auf der kulturellen, strukturellen und prozessualen Ebene nötig?

Aus den Ergebnissen werden dann Nachhaltigkeitskonzepte abgeleitet und hieraus wiederum Change- und Transformationsprojekte. Zudem werden in immer mehr Unternehmen bereichs- und funktionsübergreifende Projektgruppen installiert, die das Nachhaltigkeitskonzept kontinuierlich weiterentwickeln, denn letztlich gilt: Wenn es um das Thema nachhaltige Entwicklung bzw. nachhaltig wirtschaften und arbeiten geht, sind wir zurzeit alle noch Lernende bzw. Suchende nach dem erfolgversprechenden Weg.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

Die Vereinten Nationen verabschiedeten 2015 die Agenda 2030. In ihr sind 17 globale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), formuliert. Diese umfassen ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungsaspekte.

Ziel 1: Armut in jeder Form überall beenden – u.a. die absolute, existenzbedrohende Armut vieler Menschen weltweit beseitigen und die relative Armut mancher Bevölkerungsgruppen in zahlreichen Staaten verringern.

Ziel 2: Ernährung weltweit sichern – u.a. durch eine nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.

Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen fördern – u.a. allen Menschen den Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung, gesunden Ernährung, sauberem Wasser und reiner Luft ermöglichen.

Ziel 4: Hochwertige Bildung weltweit – u.a. alle Menschen sollen eine chancengerechte, hochwertige Bildung erhalten.

Ziel 5: Gleichstellung von Frauen und Männern – nicht nur rechtlich, sondern auch im Alltagsleben.

Ziel 6: Wasser in bester Qualität – u.a. eine sichere und nachhaltige Versorgung aller Menschen weltweit mit sauberem (Trink-)Wasser.

Ziel 7: Bezahlbare Energie aus nachhaltigen Energiequellen – u.a. als Voraussetzung für eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung und einen effektiven Umwelt- und Klimaschutz.

Ziel 8: Ein nachhaltiges Wirtschaften als Chance für alle – u.a. global für soziale Mindeststandards und ein adäquates (Arbeits-)Einkommen sorgen.

Ziel 9: Innovation und Infrastruktur-Ausbau – u.a. durch intelligente Innovationen, moderne Infrastrukturen und eine leistungsfähige Industrie für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie nachhaltige Bildungs- und Gesundheitssysteme sorgen.

Ziel 10: Weniger Ungleichheiten – u.a. weltweit die Ungleichheit bei den Einkommen, Vermögen und Entwicklungschancen verringern.

Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden – u.a. bezahlbaren Wohnraum schaffen und eine integrierte Stadtentwicklungspolitik betreiben.

Ziel 12: Nachhaltig produzieren und konsumieren – u.a. mit den natürlichen Ressourcen sparsam sowie umwelt-, klima- und gesundheitsschonend umgehen.

Ziel 13: Weltweiter Klimaschutz – u.a. den Klimawandel deutlich begrenzen, so dass Extremwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen vermieden und nicht Teile der Erde unbewohnbar werden.

Ziel 14: Leben unter Wasser schützen – u.a. eine weitere Verschmutzung der Meere vermeiden und dafür sorgen, dass diese als Lebensraum sowie Nahrungs-, Rohstoff- und Energiequellen bewahrt werden.

Ziel 15: Leben an Land – u.a. dafür sorgen, dass die Ökosysteme intakt bleiben und nicht Umweltkatastrophen eine nachhaltige Entwicklung gefährden und Hunger und Armut bewirken.

Ziel 16: Starke und transparente Institutionen – u.a. nicht korrupte, rechtstaatlich handelnde Institutionen schaffen und fördern, die gut reagieren, für Frieden und Gerechtigkeit sorgen und eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen.

Ziel 17: Globale Partnerschaft – u.a. durch eine starke, weltweite Partnerschaft dafür sorgen, dass die Nachhaltigkeitsziele erreicht und die damit verbundenen Herausforderungen gemeistert werden.

 

Zum Autor:
Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal.

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