CEOs müssen ihren Führungsstil ändern
Das Ergebnis einer weltweiten CEO-Umfrage zeigt sehr deutlich: Veränderungsdruck lastet nicht nur auf den Unternehmen, sondern auch – und weitaus stärker als noch vor drei Jahren – auf den CEOs selbst, die zudem mehr in Flexibilität und Beziehungsmanagement investieren müssen.
Egon Zehnder, ein führendes Beratungsunternehmen für Leadership Advisory, hat die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, in der 972 CEOs auf der ganzen Welt befragt wurden. An der Erhebung nahmen auch ca. 100 Schweizer CEOs teil. Die zentrale Frage der Untersuchung lautete: Wie haben sich die Funktion und -erwartungen an CEOs angesichts grosser globaler Herausforderungen und aufkommender Trends verändert?
Den Führungsstil radikal ändern
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Erwartungsdruck, der auf den CEOs weltweit lastet, dramatisch gestiegen ist. Zugleich müssen sie ihren Führungsstil radikal ändern. Zwischenmenschliche Führungseigenschaften und Selbstreflektion werden immer wichtiger. CEOs werden sich zunehmend der sozialen Aspekte ihrer Rolle bewusst: Sie erkennen, dass der Schlüssel zu unternehmerischem Erfolg darin liegt, ihre zwischenmenschlichen Führungseigenschaften radikal weiterzuentwickeln.
Die Rolle des CEO überdenken
Zwei Veränderungen prägen dabei die Unternehmenskultur: wachsende Anforderung an Gleichberechtigung am Arbeitsplatz und die Forderung nach flexibleren, hybriden Arbeitsformen. Das bringt es mit sich, dass CEOs auf der ganzen Welt nicht nur den Führungsstil, sondern auch ihre gesamte Rolle überdenken. Wie wollen sie künftig mit ihren Teams zusammenarbeiten? Auf welche Weise wollen sie das Unternehmen – und sich selbst – weiterentwickeln? Wie stellen sie das Unternehmen auch langfristig zukunftsfähig auf? Im aktuellen komplexen Geschäftsumfeld ist es für CEOs entscheidend, ihrer eigenen Entwicklung Priorität einzuräumen und zugleich zu lernen, die Potenziale ihrer eigenen Organisation besser zu nutzen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- 90 Prozent der CEOs geben an, dass ihr unmittelbares Umfeld lauter, fordernder und diverser geworden ist. Auf die Frage nach den Auswirkungen der jüngsten Umstände auf ihr Unternehmen gaben die meisten CEOs an, die Entscheidungsfindung und der Wandel hätten sich beschleunigt und die wirtschaftliche Unsicherheit sei gestiegen. Diese Veränderungen verdeutlichen die Komplexität und die rasante Entwicklung, die die Geschäftswelt umgestalten. Gleichzeitig werden CEOs an immer höheren und drastischeren Stakeholder-Erwartungen gemessen. Schweizer CEOs nahmen diese Veränderung im internationalen Vergleich nur unwesentlich schwächer wahr. 83 Prozent sind mit ihren internationalen Kollegen einverstanden, 7 Prozent weniger als der weltweite Durchschnitt. Nichtsdestotrotz zeigen die Ergebnisse auch hierzulande, wie tiefgreifend sich die Rolle des CEOs verändert.
- 78 Prozent erklären, über ihren eigenen Führungsstil nachzudenken – 2018 waren es noch 66 Prozent. CEOs wollen ihre Fähigkeiten erweitern und wollen anpassungsfähig, beziehungsorientiert und selbstreflektiert agieren. Schweizer CEOs sind besonders bestrebt, verschiedene Perspektiven einzuholen und suchen nach Feedback ihrer Bezugsgruppen – einschließlich Teammitgliedern, Seniormanagement, CEOs und VRPs. 63 Prozent der Schweizer CEOs holen beim Austausch mit dem VRP Feedback ein, was einiges mehr ist als der internationale Durchschnitt von 51 Prozent. Auffällig ist auch dass die Familie, vor allem in der Schweiz, eine besondere Rolle zu spielen scheint. 62 Prozent der CEOs gaben hierzulande an, für Feedback den Lebenspartner oder ein Familienmitglied zu konsultieren, im Gegensatz zu 48 Prozent im weltweiten Vergleich. Darüber hinaus suchen weibliche CEOs in der Schweiz wesentlich häufiger Rat bei ihrem Team und dem Management als ihre männlichen Kollegen. Sie scheinen demnach Geschäfts- und Privatleben stärker zu trennen.
- 78 Prozent der CEOs räumen ein, dass sie sich auf ihre eigene Veränderung bzw. Entwicklung konzentrieren – dreimal so viele wie im Jahr 2018. Bei Schweizer CEOs liegt die Zustimmung sogar bei über 89 Prozent. Weltweit sind sich CEOs einig, dass es einer „doppelten Transformation“ bedarf, um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern: Sie sind der Ansicht, dass die persönliche Entwicklung eines CEOs und das Wachstum des Unternehmens untrennbar miteinander verbunden sind. Insofern ist das auffälligste Ergebnis die nahezu einhellige Zustimmung von tausend Führungskräften zu der Aussage: „Als CEO muss ich in der Lage sein, sowohl mich als auch mein Unternehmen zu verändern.“
- Konflikte und Entscheidungsfindung: Zwei Drittel der CEOs geben an, dass die Kriterien für die Entscheidungsfindung trotz neuer sozialer und wirtschaftlicher Komplexität unverändert geblieben sind. Darüber hinaus geben weniger als die Hälfte der CEOs (44 Prozent) an, dass sie sich mit ihren Teams im Einklang zu fühlen – noch weniger sagen das Gleiche über ihre Vorstände. Beides zeigt ein erhöhtes Potenzial an Spannungen und einen gesteigerten Bedarf der Zusammenarbeit zwischen den Führungskräften und den Beschäftigten.
- Fast 500 CEOs, d.h. mehr als die Hälfte aller Befragten, sehen das Thema der Beziehungsfähigkeit als wichtigen blinden Fleck an, wie eine Analyse der verbalen Kommentare zeigt. Weniger als die Hälfte der CEOs (46 Prozent) geben dabei an, dass sie sich voll und ganz mit ihren Teams, und noch weniger mit ihren Aufsichtsräten, auf einer Linie sehen – was auf erhöhte Spannungen und einen entsprechend erhöhten Abstimmungsbedarf hindeutet.
- Innovation und ESG für CEOs in der Schweiz wichtiger als im weltweiten Durchschnitt. Während Finanzkennzahlen weltweit ganz oben auf der Agenda der CEOs stehen, stufen die Schweizer CEOs Innovationskennzahlen als wichtigste Triebfeder für ihre Entscheidungen ein. Dies ist ein bemerkenswerter Anstieg gegenüber dem weltweiten Durchschnitt, der für Innovationsmetriken den sechsten Platz vorsieht. Die Schweizer Teilnehmer stufen auch Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien etwas höher ein als ihre weltweiten Kollegen.
CEOs zeichne, abgesehen von einem starken Set klassischer Führungskompetenzen, vor allem ein erhöhtes Mass an Achtsamkeit, Anpassungs- und Beziehungsfähigkeit aus. Die Studie zeige, so Clemens Hoegl und Simone Stebler von Egon Zehnder Schweiz, dass die letzten beiden Fähigkeiten stark ausbaufähig seien. Sicher sei, dass die Persönlichkeit von CEOs mehr denn je über Wohl und Wehe eines Unternehmens entscheide.
Quelle und weitere Informationen: www.EgonZehnder.com