Rolle spielen statt Potenzial entfalten

Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben oft das Gefühl, am Arbeitsplatz eine Rolle spielen zu müssen. Besonders in Grossunternehmen fällt es Berufstätigen schwer, im Job sich selbst zu sein. Dabei wäre dies eine wichtige Voraussetzung für die Entfaltung der persönlichen Potenziale.

Wahres Potenzial verbirgt sich hinter Masken: Besonders in Grossunternehmen müssen viele Mitarbeitende eine Rolle spielen und können zu wenig sich selbst sein. (Bild: Pixabay.com)

Im Rahmen einer Online-Befragung zum Thema „Potenzialentfaltung in der Arbeitswelt “ hat das Marktforschungsinstitut Marketagent im Auftrag von XING im Februar 2021 500 Erwerbstätige im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aus der Deutschschweiz befragt. Die Zufallsstichprobe ist für erwerbstätige Bevölkerung in der Deutschschweiz repräsentativ. Das wichtigste Ergebnis: Jeder Dritte (32 Prozent) muss im Job eine Rolle spielen. Nur jeder Vierte (26 Prozent) kann im Job völlig sich selbst sein. 34 Prozent haben zudem den Eindruck, vom Arbeitgeber nicht als Individuum, sondern als reine Arbeitskraft wahrgenommen zu werden. Der Anspruch wäre ein anderer: 92 Prozent der Männer und 96 Prozent der Frauen ist wichtig, dass sie im Job sich selbst sein können.

Eine Rolle spielen müssen: Vor allem in Grossunternehmen

Die eigene Individualität ausleben klappt in kleineren Betrieben tendenziell besser. Bei Unternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitenden geben knapp 40 Prozent an, am Arbeitsplatz völlig sich selbst sein zu können. Am anderen Ende der Skala, bei Grossunternehmen mit über 10’000 Mitarbeitenden, finden das gerade noch 21 Prozent.

Oft fehlen die Rahmenbedingungen für individuelle Potenzialentfaltung

73 Prozent der Befragten sagen, dass sie ihre Potenziale nur dann voll entfalten können, wenn sie im Job sich selbst sein können. Die dazu nötigen Rahmenbedingungen sind aber oft nicht gegeben: Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) gibt an, dass die aktuelle Unternehmenskultur bzw. Arbeitsumgebung keine individuelle Potenzialentfaltung zulässt und ein weiteres Viertel (23 Prozent) findet, dass sich der eigene Arbeitgeber nur auf die Schwächen anstatt auf die Stärken der Mitarbeitenden konzentriert.

Wunsch nach mehr Dialog mit Vorgesetzten über eigenen Potenzialentfaltung

Rund jeder Zweite (52 Prozent) spricht regelmässig mit seiner Führungskraft über die Förderung der eigenen Talente und Potenziale. 37 Prozent der Befragten würden sich mehr solche Gespräche wünschen. Während 35 Prozent angeben, dass ihre Potenziale und Talente vom Arbeitgeber durch Trainings und Weiterbildungen gefördert werden, glaubt jeder Vierte (24 Prozent), dass die Entfaltung des persönlichen Potenzials von der eigenen Führungskraft gar nicht gewollt ist. XING Schweiz Geschäftsführer Robert Bertschinger sagt dazu: «Mitarbeitende, die bei der Arbeit sich selbst sein und ihr Potenziale entfalten können, sind motivierter, zufriedener und leisten letztlich einen grösseren Beitrag an den Erfolg eines Unternehmens. Firmen, bei denen die dazu notwendigen Rahmenbedingungen fehlen, fahren mit angezogener Handbremse. Sowohl aus Sicht des Arbeitgebers als auch der Mitarbeitenden lohnt es sich, eine Kultur zu etablieren, in der die eigenen Fähigkeiten eingebracht werden können und niemand eine Rolle spielen muss.»

Jeder Dritte muss sich im Job die eigene Meinung verkneifen

Ein knappes Drittel der Befragten (32 Prozent) gibt an, dass sie im aktuellen Job nicht immer ihre eigene Meinung äussern dürfen. Und 28 Prozent der Arbeitnehmenden können mit ihrer sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz nicht immer offen umgehen. Nur rund die Hälfte der Befragten (54 Prozent) sagt, dass sie sich bei der Arbeit so anziehen und stylen dürfen, wie sie das gerne möchten.

Immerhin: Für positive Emotionen ist in den meisten Fällen Platz. 85 Prozent geben an, im Job offen Freude und Spass zeigen zu können. Heikler sind negative Emotionen: Nur etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) hat das Gefühl, bei der Arbeit Gefühle wie Traurigkeit oder Ärger ausdrücken zu dürfen. Und jeder Dritte (33 Prozent) gibt an, dass er sich nicht anmerken lassen darf, wenn er gestresst ist.

Quelle: XING und New Work SE

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