Wie das Jahr 2021 unsere Zukunft langfristig entscheidend prägen wird
Die COVID-19-Krise und unsere Anpassungsfähigkeit lösen eine Welle von Innovationen aus. Es wird neu definiert, wie Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren. Dies soll als Grundgerüst für die kommenden Jahrzehnte dienen, so eine Kernthese der Fjord Trends 2021 von Accenture Interactive.
„Fjord Trends 2021“ ist bereits der vierzehnte Trendreport, den das globale Netzwerk aus Designern und Kreativen von Accenture Interactive erstellt hat. Das diesjährige Ergebnis zeigt auf, dass sich Unternehmen jetzt die Möglichkeit eröffnet, neue Bereiche zu erschliessen – wenn sie neue Strategien, Dienstleistungen und Erlebnisse einführen, um die sich entwickelnden menschlichen Bedürfnisse zu erfüllen.
Die Pandemie zeigt, was wirklich wichtig ist
Der Jahresreport stellt fest, dass die Pandemie neben Chaos und Tragödien auch Klarheit und Überraschungen gebracht hat. Sie hat uns gezeigt, was wirklich wichtig ist, den Gemeinsinn gestärkt und innovative Köpfe zu Hause inspiriert. Daraus ergeben sich ganz neue Herausforderungen für Unternehmen: Wie können diese operativ und auch kommunikativ richtig reagieren, wie den sich ständig ändernden Erwartungen der Verbraucher gerecht werden und empathischer handeln – und das alles, während sie in einer unsicheren Wirtschaftslage ums Überleben kämpfen? Die Fjord Trends für das Jahr 2021 sind Empfehlungen, wie Unternehmen die Renaissance des 21. Jahrhunderts mitgestalten können.
Trends, die das Jahr 2021 und folgende prägen werden
Es sind sieben Trends, welche die Wirtschaft, das Kundenverhalten und die Gesellschaft der Zukunft prägen werden:
- Kollektive Standortverschiebung: Wie und wo wir Dinge erleben, hat sich im Jahr 2020 verändert. Wir alle teilen ein Gefühl der Lageverschiebung und suchen nach neuen Wegen und Orten, unseren Pflichten nachzukommen und unseren Leidenschaften nachzugehen. Arbeiten, einkaufen, lernen, Freunde treffen, Kinder erziehen und uns um unser Wohlergehen kümmern – all das und mehr hat sich für viele von uns fundamental geändert. Die Unternehmen müssen entsprechend neue Wege suchen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten.
- Do-it-yourself-Innovation: Zunehmend sind es talentierte Menschen, die Innovationen vorantreiben, indem sie neue „Hacks“ für neue Herausforderungen entwickeln – vom Remote-Worker, der sein Bügelbrett als Stehpult nutzt, bis hin zum Elternteil, das zum Lehrer wird. Die Technologie spielt dabei eine neue Rolle: Sie treibt nicht Innovationen voran, sondern unterstützt menschliche Kreativität und lässt sie allerorten durchscheinen. Einzelpersonen, von Politikern bis zu Personal Trainern, nutzen Websites wie TikTok oder Videospielplattformen, um wichtige Botschaften zu verbreiten oder Konzerte zu veranstalten. Alle wollen bessere Lösungen, doch die Erwartungshaltung an die Unternehmen hat sich geändert: Statt fertige Lösungen zu liefern, sollen sie die Rahmenbedingungen für private Innovationen schaffen.
- Dream Teams: Angestellte, die remote arbeiten, leben jetzt gewissermassen im Büro. Das hat enorme Auswirkungen auf die wechselseitigen Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die vielen damit zusammenhängenden Annahmen – wer etwa entscheidet über die Kleiderordnung bei Videoanrufen in den eigenen vier Wänden, in wessen Verantwortung liegt das Recht der Remote-Mitarbeiter auf Privatsphäre? Auch wenn sich bereits eine flächendeckende Impfung am Horizont abzeichnet: Die Beziehung der Menschen zu ihrer Arbeit und zwischen Arbeitgebern und ihren Teams hat sich nachhaltig verändert. Die Zukunft wird keine Einheitslösung bereitstellen – die Arbeitswelt wird noch für einige Zeit ein Experimentierfeld bleiben.
- Liquide Infrastruktur: Wie und wo wir Produkte erwerben und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, hat sich verändert. Darum müssen Unternehmen ihre Lieferkette und ihre gesamte physische Infrastruktur überdenken und sich auf die „Points of Delight“ auf den letzten Metern vor dem Kauf konzentrieren – etwa die unmittelbare Freude am Kauf selbst, die für viele im Laden selbstverständlich war. Unternehmen müssen darum in ihrer gesamten Organisation mehr Agilität und Widerstandsfähigkeit aufbauen, damit sie sich schnell an Veränderungen anpassen können. Das gilt auch für die zu erwartenden Veränderungen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit eines nachhaltigeren Wirtschaftens.
- Interaction Wanderlust: Wir verbringen viel mehr Zeit damit, über Bildschirme mit unseren Mitmenschen in Kontakt zu treten. Dabei kam eine gewisse Monotonie auf, denn viele Tools sehen mit ihren schablonenhaften Designs nahezu identisch aus. Unternehmen müssen Design, Content, Zielgruppen und die Interaktionen mit ihren Services neu denken, um das Erlebnis vor den Screens spannender zu machen und mit dem Element des Zufalls zu bereichern.
- Herausforderung Empathie: Die meisten Kunden wollen wissen, wofür Marken stehen und wie sie ihre Werte zum Ausdruck bringen. Die Pandemie hat in der ganzen Welt viele dysfunktionale und unfaire Strukturen aufgedeckt – vom Zugang zur Gesundheitsversorgung bis hin zu Fragen der Gleichberechtigung. Infolgedessen müssen Unternehmen hart daran arbeiten, die Narrative, die ihre Marken prägen, zu steuern. Dazu müssen sie wichtige Themen priorisieren und ihr Handeln um diese Schwerpunktthemen herum aufbauen.
- Neue Rituale: Zahlreiche Rituale – von der Feier zur Geburt bis zur Abschiednahme bei einer Beisetzung – waren in diesem Jahr nicht möglich. Das hat einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden der gesamten Gesellschaft. Unternehmen gibt dieser Trend die Chance, ihre Kunden bei der Sinnsuche zu begleiten. Neue Rituale sind gefragt, die Freude oder Trost spenden. Die Voraussetzung dafür ist, erst einmal das Loch zu erkennen, das eine aufgegebene Gewohnheit hinterlässt. Erst dann lässt es sich adäquat füllen.
Das Jahr 2021 soll von Hoffnung geprägt sein
„Innovation beginnt nicht mit Technologie, aber wie wir im letzten Jahr gesehen haben, kann sie ein mächtiges Werkzeug dafür sein, der menschlichen Kreativität mehr Raum zu geben – sogar mitten im Chaos“, sagte Brian Whipple, Group Chief Executive von Accenture Interactive. „Das nächste Jahr sollte eines sein, das von Hoffnung geprägt ist. Wir haben grosse Veränderungen in unserer Gesellschaft erlebt – wir waren sogar selbst Teil davon. Diese Trends sind eine Blaupause dafür, wie wir heute denken und was wir als nächstes tun, was wir mitnehmen und was wir hinter uns lassen. Wir können besser werden und die Menschen verdienen es auch besser.“
Quelle: Accenture Interactive