Entrepreneur Award 2020: Ausgezeichnete Kleinstunternehmen
In der Schweiz gibt es zahlreiche Mikrounternehmen. Mehr noch: Sie machen unter allen in der Schweiz registrierten Firmen anzahlmässig den Löwenanteil aus. Die Business-Expo, die am 4. Dezember 2020 zum zweiten Mal durchgeführt wurde, gibt mit dem Entrepreneur Award den Klein- und Kleinstunternehmen ein Gesicht. Der Entrepreneur Award 2020 wurde dieses Mal in zwei Kategorien verliehen.
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Trotz den aktuellen Umständen wurde die Business-Expo 2020 mit dem Entrepreneur Award durchgeführt, und zwar online. Angeboten wurden diverse Workshops zu praxisrelevanten und aktuellen Themen, die Kleinunternehmen beschäftigen, etwa Krisenbewältigung, Marketing per Social Media, Geldanlagen, Online-Marketing und vieles mehr. Diese Workshops konnten im Voraus gebucht werden und wurden als Webinare durchgeführt.
Entrepreneur Award 2020 neu in zwei Kategorien
Ein Höhepunkt soll jeweils die Verleihung des Entrepreneur Awards sein. Dieser Preis würdigt die Leistungen und das Engagement der unzähligen Kleinst- und Kleinunternehmen, die vielfach nur aus einer Person bestehen. In einem mehrstufigen Nominationsprozess wurde in den Kategorien «Kleinunternehmen» (2 bis 49 Mitarbeitende) und «Einzelunternehmen ohne Angestellte» eine Shortlist von jeweils drei Finalisten erkoren. Diese konnten ihre Geschäftsmodell in einem dreiminütigen Pitch vor einer Fachjury präsentieren. Diese vierköpfige Jury, Lukas Nauer (CEO netpulse AG), Riccarda Mecklenburg (Gründerin CrowdConsul.ch), Rolf Kummli (Gründer KUMMLI Netzwerk GmbH) und Sandra Ischi (Mitinhaberin Permashop AG), repräsentiert einen sehr starken Bezug zu Kleinstunternehmen. Alle Jurymitglieder haben selbst einmal «klein» angefangen oder sind bewusst selbst als Mikrounternehmen unterwegs.
Kleinunternehmen mit Ambitionen und Sinn für Nachhaltigkeit
Im Final für den Entrepreneur Award 2020 in der Kategorie «Kleinunternehmen mit 2 bis 49 Beschäftigten» standen:
- Kay Keusen mit seiner Premium Swiss Chocolate GmbH aus Adliswil: Das Geschäftsmodell beruht auf dem «Bean-to-Bar»-Konzept. Das heisst, die ganze Supply Chain beginnend mit der Kakaobohne bis hin zum fertigen Produkt kann lückenlos verfolgt werden. Und auch die komplette Herstellung der Schokotafeln erfolgt ohne Zwischenprodukte. Das heisst, es wird alles selbst geknackt, geröstet, conchiert, gegrindet, gesiebt, temperiert und gegossen. Daraus entstehen Premium-Produkte in unterschiedlichsten Geschmacksnoten.
- Michi Keel mit Simplee AG: Die Kernkompetenzen dieses Kleinunternehmens aus Dübendorf liegen in der Umsetzung von Ladeinfrastrukturen für Elektroautos. Das Unternehmen richtet z.B. in neuen oder bestehenden Tiefgaragen Ladegeräte ein und besorgt auch die Abrechnung des bezogenen Stroms. Bereits konnte die simplee AG Projekte von namhaften Auftraggebern gewinnen.
- Karin Patton mit der Barfuss Brauerei GmbH aus Wuppenau TG: Aus einer Hobby-Brauerei in der Waschküche entwickelte sich seit 2014 zu einer kreativen Herstellung von Gourmetbieren in Kombination mit regionalen «Häppchen». Einen Namen gemacht hat sich die Barfuss Brauerei zudem auch mit Degustations-Events und konnte mit ihren Produkten bereits bei einigen in der Bierbrauer-Szene renommierten Awards vordere Plätze belegen.
Von diesen drei Finalisten war es letztlich die Barfuss Brauerei GmbH mit Karin Patton, die die Jury am meisten überzeugt hat. Gewürdigt wurde insbesondere die Betonung der Sensorik: «Das Sinnliche erhält gerade wegen der Corona-Pandemie einen neuen Stellenwert», so Jury-Mitglied Riccarda Mecklenburg. Auch die Integration der Familie – Karin Pattons Ehemann Bryan stammt aus Grand Rapids in den USA, der eigentlichen «Bier-Hauptstadt» der Vereinigten Staaten, und gab den eigentlichen Impuls für selbstgebrautes Bier – sowie die Agilität des Unternehmens wurden durch die Jury positiv beurteilt. Denn schnell wurde der Online-Shop der Barfuss Brauerei ausgebaut und das Vertriebskonzept entsprechend angepasst. Ebenfalls überzeugte die Jury das «Nachwuchs-Konzept» der Kleinbrauerei: Anstelle einer Lehrlings-Ausbildung bietet sie eine Praktikums-Stelle für Lehrabgänger aus dem Tessin oder dem Welschland. Karin Patton freute sich sichtlich über die Auszeichnung: «Endlich bin ich mal an vorderster Stelle. Oft genug war ich immer nur Zweite!» lautete ihre erste Reaktion.
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Einzelunternehmerinnen mit Sinn für Handwerk
Bei den Einzelunternehmen standen folgende drei Unternehmerinnen und Unternehmer im Final:
- Angelika Eggmann aus Frauenfeld: Sie hat mit den «Thurgauerli» eine lokale Spezialität wieder zum Leben erweckt. Dieses Konfekt aus Mandelmasse mit Schokolade-Überzug stellt Angelika Eggmann selbst her und verkauft sie in ihrer Herzmanufaktur GmbH als Geschenkpackungen. Ein besonderes Augenmerk richtet Angelika Eggmann auf lokale Lieferanten und Fair Trade-Produkte.
- Tanja Kunz, Baar ZG, hat ein «Female Power Coaching» für ambitionierte Powerfrauen entwickelt. Als «mentale Bergführerin» spornt sie Frauen an, ihr Potenzial abzurufen und dieses für eine erfolgreiche berufliche Karriere einzusetzen. Seit März 2020 ist Tanja Kunz nun selbständig unterwegs und konnte ihr Programm bereits mehrfach erfolgreich anbieten. Durch eine hohe Aktivität in Social Media macht sie auf die Thematik der «Gender Equality» aufmerksam und strebt an, in Unternehmen eigene Frauenförderungs-Programme begleiten zu können.
- Karin Jost, Möhlin AG: Die gelernte Biologie-Laborantin stellt Naturseifen her, die sie in ihrem «Seifengarten» genannten Unternehmen zum Verkauf anbietet. In diesen Seifen werden keine synthetischen Düfte oder Farben, sondern nur Pflanzliche Rohstoffe verwendet. Die Produkte sind deshalb besonders auch für Personen, die unter Hautkrankheiten wie Neurodermitis – auch Karin Jost ist davon betroffen – verträglich. Die Produkte werden online vertrieben, ab Januar 2021 wird nun auch ein eigener Laden eröffnet.
Auch in dieser Kategorie machte schliesslich das «Handwerkliche» das Rennen: Den Entrepreneur Award 2020 gewinnt Karin Jost. Die Jury würdigte dabei besonders die Kontinuität der Geschäftsentwicklung und die Motivation von Karin Jost, trotz hohem Produktionsaufwand und geringen Margen ein nachhaltiges Geschäftsmodell weiterzuführen und das Sortiment zu diversifizieren. «Ihre Visionen, wie sie mit ihrem Seifengarten in die Zukunft gehen will, haben uns überzeugt», fasst Jury-Mitglied Sandra Ischi zusammen.
Entrepreneur Award zeichnet eindrückliche Beispiele für gelebtes (Klein)-Unternehmertum aus
Insgesamt zeichneten sich alle hier erwähnten nominierten Unternehmen durch einen hohen Grad an intrinsischer Motivation für ihre Entrepreneurship aus: Sie leben für ihr Kleinunternehmen. Noch nicht alle Entrepreneure können zu 100 Prozent von ihrem Geschäft leben, aber dennoch sind sie hoch zufrieden mit der gegenwärtigen Work-Life-Balance. Allem voran steht die Überzeugung, selbst für etwas verantwortlich zu sein und in eigener Regie unternehmerische Entscheide fällen zu können.
Die Pitches und die Preisverleihung kann hier als Video angesehen werden: https://entrepreneur-award.ch/pitching-siegerehrung