Agilität in Unternehmen steigt, Kundenorientierung bleibt aber ausbaufähig

Der Future Organization Report 2020 zeigt: Agilität in Unternehmen macht krisenfest. Denn agile Unternehmen können besser auf Veränderungen reagieren. Die Studie zeigt, dass über 70 Prozent der Mitarbeitenden ein ausgeprägtes agiles Mindset aufweisen. 70 Prozent der Befragten erlangen durch Wissen über den Kunden einen strategischen Wettbewerbsvorteil, so ein weiteres Ergebnis.

Agilität in Unternehmen ist eine Frage des richtigen Mindsets.

Gerade in der COVID-19-Pandemie zahlt sich Agilität für Unternehmen aus. Dies zeigt der aktuelle Future Organization Report des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen und der Unternehmensberatung Campana & Schott. Die Studie untersucht Agilität in den Unternehmen, die angeben, bereits agil zu arbeiten. In Firmen mit einer sehr hohen Agilität schätzen demnach 21.1 Prozent der Befragten ihre Unternehmensumwelt als leichter vorhersagbar ein. So fühlten sich Mitarbeitende agiler Unternehmen besser auf die Krise vorbereitet und konnten die Umstellung auf Remote Work schneller bewältigen.

Agilität in Unternehmen hat sich erhöht

„Der Future Organization Report 2020 zeigt einmal mehr, dass sich schnelle Veränderungen durch hohe Agilität besser meistern lassen“, erklärt Anna Adler, Director Corporate Development bei Campana & Schott und Herausgeberin der Studie. „Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer resilienten Organisation, die mit neuen Situationen leichter zurechtkommt. Immer mehr Unternehmen im deutschsprachigen Raum haben das erkannt.“ So erhöht sich die wahrgenommene Agilität in Unternehmen gegenüber dem vergangenen Jahr vom Durchschnittswert 4.7 auf 5.5 (auf einer Skala von 1 bis 7). Dabei sehen Unternehmen Agilität nicht mehr nur als Trend, sondern als Grundlage für ihre künftige Entwicklung. 40.9 Prozent der Befragten empfinden die Agilität in ihrem Unternehmen als stark ausgeprägt, im Vergleich zu 27.5 Prozent im Vorjahr.

Agiles Mindset bereits breit verankert

Die steigende Agilität äussert sich in einem ausgeprägten agilen Mindset, das bereits 71.5 Prozent der Teilnehmenden haben. Die Befragten empfinden sich überwiegend agil. Sie trauen sich auch an neue Aufgaben heran, bei denen sie nicht alle Anforderungen von Beginn an kennen (85%). Sie fühlen sich mit Veränderungen, neuen Ideen und neuen Technologien wohl (83%) und sie schätzen sich flexibel ein gegenüber schnellen Veränderungen (74%). Zudem geben 86.3 Prozent der Befragten an, dass ihnen ihre Arbeit etwas bedeutet (Purpose). 84.2 Prozent können sich gut selbst organisieren, 76.2 Prozent priorisieren ihre Aufgaben nach Nutzen und 70.6 Prozent fühlen sich empowert.

„Der Report belegt auch in diesem Jahr eindrucksvoll, welche Bedeutung die Mitarbeitenden und insbesondere deren agiles Mindset in agilen Transformationen haben“, sagt Prof. Christoph Peters, Assistenzprofessor an der Universität St. Gallen und Co-Autor der Studie. „Wir haben in dieser Studie das agile Mindset erstmalig entschlüsselt und geben nicht nur Einblicke in dessen Dimensionen, sondern zeigen zusätzlich die erfolgskritischen Zusammenhänge des agilen Mindsets unter anderem mit der Agilität der Unternehmen und der Kundenorientierung auf.“

Das agile Mindset bildet auch eine wichtige Grundlage, um von der reinen Einführung agiler Methoden und Tools („doing agile“) zu einer durchgängigen agilen Unternehmenskultur zu gelangen und die Prinzipien in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern („being agile“).

Welche Möglichkeiten agile Unternehmen besonders auszeichnen. (Grafik: Campana & Schott)

Kundenorientierung noch stark ausbaufähig

Ein zentraler Faktor von Agilität ist eine starke Kundenorientierung. Etwa 70 Prozent der Befragten sagen, dass ihr Unternehmen hauptsächlich existiert, um Kunden zu helfen. Zwei Drittel der Unternehmen ermitteln die Kundenzufriedenheit regelmässig und systematisch. Aber es besteht noch Potenzial, da gerade die Hälfte der Befragten eine hohe Kundenorientierung im Unternehmen erkennt.

Obwohl bereits viele Daten zu Kunden vorliegen und regelmässig erhoben werden, machen Unternehmen zu wenig daraus. Sie nehmen die Informationen zwar zur Kenntnis (Sensing), setzen diese aber kaum in neue oder angepasste Produkte und Dienstleistungen um (Responding). Jedoch liegt in dieser Rückkoppelung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, wenn sie das Wissen über Kunden und deren Anforderungen mit definierten Prozessen oder dahinterliegenden Systematiken weitergeben.

Der Kunde im Zentrum

„Unsere Studie belegt, dass die Kundenorientierung von Unternehmen im deutschsprachigen Raum noch ausbaufähig ist“, so Christian Schmid, Co-Lead der Business Area Future Organization bei Campana & Schott. „Zu einer echten Customer Centricity zählt nicht nur das Sensing, also das Sammeln von Kundeninformationen, sondern auch das Responding. Darunter versteht man die Entwicklung neuer Prozesse und Angebote mit konkretem Mehrwert für Kunden. Das wird aktuell nur in wenigen Fällen systematisch durchgeführt.“

Während viele Unternehmen bisher allein den Endkunden im Blick haben, betrachten Vorreiter bereits ganze Wertschöpfungsnetzwerke. Sämtliche Stakeholder im Netzwerk wie Geschäftspartner, Hersteller oder Dienstleister werden dabei um den Endkunden herum orchestriert. Dies steigert die Gesamteffektivität der Wertschöpfung.

Quelle und weitere Informationen: Campana & Schott

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