«New Normal»: Welche Erkenntnisse internationale Unternehmen in ihr Risk Management übernehmen

Seit einigen Wochen gilt das «New Normal», eine neue Normalität im Umgang mit Covid-19. Welche Erkenntnisse aus dem Umgang mit der Covid-19-Pandemie finden nun Eingang in das Risk Management global tätiger Unternehmen? Ein aktuelles Whitepaper von International SOS vermittelt einen Einblick.

Die Welt trägt Maske: Ein Bestandteil von „New Normal“ im Umgang mit Covid-19. (Bild: Pixabay.com)

Vor Kurzem veröffentlichte International SOS, weltweit führender Dienstleister für Risikomanagement im Bereich Gesundheit und Sicherheit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ein Whitepaper mit Erkenntnissen zum Umgang international tätiger Unternehmen mit der Covid-19-Pandemie. Die Informationen fassen u.a. die wichtigsten Ergebnisse einer Umfrage bezüglich des «Returning to operations in the new normal» zusammen, an welcher 67 Experten teilgenommen haben. An einem Roundtable-Gespräch per Video haben Ende Juni zudem acht verschiedene Experten die Ergebnisse analysiert und eigene Kommentare sowie Best Practices vorgestellt.

New Normal: Wenn vieles anders wird…

Wie das «New Normal» konkret aussehen kann, zeigte etwa Cedrick Moriggi, Global Head of Security and Resilience bei LafargeHolcim: Er sprach nämlich direkt aus seinem Homeoffice, das mit Zeichnungen seiner Kinder «verziert» war… Doch der Ernst der Lage begann für den weltweit tätigen Konzern schon früh: Anfang Januar mussten für 17000 Mitarbeitende am Standort Wuhan erste Massnahmen getroffen werden. In der Folge kamen in jedem Land, in dem der Baustoff-Hersteller aktiv ist, sog. «Business Resilience Teams» zum Einsatz. Die Herausforderung bestand darin, dass der Umgang mit der Pandemie eben in jedem Land anders war. Ein sechsstufiges Alarmsystem erlaubte entsprechend eine konzernübergreifende Systematisierung der Massnahmen. Cedrick Moriggi zieht folgende Erkenntnisse daraus: Man müsse die Fähigkeit der Industrien erhöhen, sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen. Und: Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist mehr denn je ein zentrales Gut. «Ohne gesunde Mitarbeitende ist auch eine Firma nicht gesund», so Moriggi.

Verschiedene Branchen – unterschiedliche Herausforderungen

Mit der Verlagerung von Mitarbeitenden in ihre Heimbüros trat für einige Unternehmen ein zusätzliches Problem auf den Plan: Die Cybersicherheit. Als besonders herausfordernd erwies sich dies etwa für eine Bank wie Pictet, wie deren Head of Business Continuity Management, John Dempsey, erläuterte. Trotzdem erwies sich die Erhöhung des Heimarbeit-Anteils als notwendig – unter Einbezug von zusätzlichen Massnahmen zur Cybersicherheit. Weil die Krise eben so lange dauere, müsse man sich auch als Bank an neue Gegebenheiten anpassen, so John Dempsey. Er bezeichnet die Situation aber auch als «very useful for my private life».

Der Umgang mit dem New Normal

Wie solle es nun mit der «Neuen Normalität» weitergehen? Dazu etwa die Aussage von Marc Vink, Head of Security bei ABB: Es müsse nun darum gehen, dass die Firmen bei der Umsetzung von für sie passende Massnahmen wieder die Führung übernehmen. Diese Aussage lässt sich dahingehend interpretieren, dass Massnahmen, welche jeweilige Landesregierungen vorschlagen, häufig an der wirtschaftlichen Realität vorbeizielen bzw. mehr schaden als nützen. Richard Gould, Global Head of Security & Market Safety bei Philip Morris, wünscht sich etwas mehr Demut vor Krisen. Er begegnet Begriffen wie «New Normal» mit Skepsis. Risk Manager müssen weiterhin die Learnings aus Krisen den Geschäftsleitungen plausibel nahebringen. Das bedeutet wohl: Risikomanagement wird zu einer zentralen Disziplin in der Unternehmensführung. Entsprechend äusserte sich am Video-Roundtable auch Rob Newman, Vice President Global Security & Chief Security Officer bei Firmenich, einem weltweit tätigen Aroma-Hersteller. Er sagt, man müsse nun die Erfahrungen und Daten sammeln aus dieser Krise und daraus die nötigen Vorkehrungen ableiten.

Einige Schlüsselerkenntnisse

Die von International SOS durchgeführte Umfrage zeigte denn auch folgende Schlüsselergebnisse:

  • Im Zusammenhang mit dem Neustart nach dem Lockdown bleibt die Unsicherheit bezüglich der Pandemie weiterhin gross. Unternehmen müssen agile Strategien implementieren, die Begleiteffekte von Covid-19 berücksichtigen.
  • In Zukunft dürften noch mehr Bedrohungen für die Gesundheit zu erwarten sein. Die damit zusammenhängende sog. «Infodemie» muss durch Vertrauen in Behörden bekämpft werden und die Organisationen müssen sich nun erst recht auf die Digitalisierung vorbereiten.
  • Anpassungen im Krisenmanagement sind zwingend und müssen kontinuierlich hinterfragt werden. Sog. «After Action Reviews» müssen zudem schon während einer Krise laufend durchgeführt werden.
Schlüsselergebnisse einer Umfrage unter international tätigen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. (Infografik: International SOS)

Das Whitepaper mit den detaillierten Resultaten und Einschätzungen sowie Handlungsempfehlungen kann hier runtergeladen werden.

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