Force Majeure: Ein spannendes Thema nicht nur für Juristen

Lebhafte Diskussionen am diesjährigen Swiss Shippers Council Forum in Interlaken (30.-31.01.2020) unterstrichen das grosse Interesse bei allen Partnern in der Transportkette an spektakulären Schadensfällen, Haftungsrisiken und Sicherheitsthemen sowie vorbeugenden Massnahmen.

Das Thema „Force Majeure“ stiess am Swiss Shippers Council Forum in Interlaken auf grosses Interesse. (Bild: Helene Tobler, SSC)

Naturereignisse, die einen Transport verhindern, aber auch unabwendbare Ereignisse wie ein Streik, Piraterie oder ganz aktuell der Coronavirus, werden unter dem Begriff Force Majeure („Höhere Gewalt“) subsummiert. Der Einsturz der Morandi-Brücke in Genua und das Absinken des Gleisbetts bei Raststatt würden aber nicht a priori unter diesen Begriff fallen, erläuterten der deutsche Fachanwalt Frank Wilting und der Genueser Anwalt Enrico Modiglia. Sie beruhten auf menschlichen Fehlern, mangelndem Unterhalt, falschen Berechnungen usw.

Höhere Gewalt kommt vor Gericht nicht immer durch

«Anwälte argumentieren gerne mit Force Majeure, aber die Gerichte stellen hohe Anforderungen», ergänzte Giovanna Montanaro von der Zürcher Kanzlei Wartmann Merker. Eine lebhafte Podiumsdiskussion über „Rechtsgrundlagen und vertraglichen Steuerung der Haftungsrisiken bei Force Majeure“ moderierte Barbara Klett, Rechtsanwältin im Versicherungs-und Transportrecht und aktives Mitglied der Ladies in Logistics Switzerland. Mit einem Haftungsausschluss sei das Problem oft nicht gelöst, da im Transportbereich kommerzielle Überlegungen eine grosse Rolle spielen, erläuterte sie. Nebst Haftungslenkungsmassnahmen könnten auch operative Massnahmen präventive Wirkungen entfalten.

Die spannenden Praxisbeispiele und lehrreichen Seminare rund ums Thema «Force Majeure – wo liegen die Risiken für den Verlader?» sorgten für viele Aha-Erlebnisse, vor allem bei nicht-juristischen Fach- und Führungskräften. Der unterschiedliche unternehmerische Hintergrund der Forumsteilnehmer erlaubte einen sehr vielfältigen Blick auf die Probleme und beflügelte den Erfahrungsaustausch.

Vielfältige Themenpalette

Dabei kamen am SSC Forum auch andere Themen zur Sprache wie die «Sicherheit in der Supply Chain», «Wartezeiten in den Container-Terminals», «Chauffeur-Mangel in der Schweiz und Europa», «Neue Seidenstrasse – Risiko für den Westen?», «Dokumenten Digitalisierung – wer trägt dabei die Verantwortung im Unternehmen?», «Pulverfass Persischer Golf».

Der Event zeigte einmal mehr, dass viele Frauen noch nicht den Wert solcher Fachveranstaltungen zur Wissenserweiterung und zum Networking erkannt haben. Die weibliche Beteiligung war – wie in der Logistikwelt üblich – schwach. Dies sollte jedoch nicht als naturgegeben hingenommen werden, erklärte Susanne Biemer von den «Ladies in Logistics Switzerland» (LiLS). Sie nutzte die Plattform, um das Netzwerk zu präsentieren und die anwesenden Logistiker aufzurufen, ihre weiblichen Mitarbeitenden stärker zu motivieren, sich sichtbarer zu machen. «Die Branche muss noch attraktiver für Frauen werden. Dies würde auch helfen, den Fachkräftemangel zu mindern», so Susanne Biemer.

Die nächste Ladies in Logistics, Switzerland Lounge findet am 26. März in der Verkehrsdrehscheibe Schweiz in Basel statt.

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