Ehre wem Ehre gebührt: Auch Klein- und Kleinstunternehmen sind preiswürdig
Die KMU sind der tragende Pfeiler unserer Volkswirtschaft. Gerne vergessen geht dabei aber, dass es sich bei gut 98 Prozent der KMU um Kleinstunternehmen handelt. Sie sind zwar «da», stehen aber selten im Rampenlicht. Seit dem 7. Dezember 2019 ist das nun anders: Zum ersten Mal wurde mit der Business Expo in Zürich eine Plattform für die Ks unter den KMU geschaffen. Und explizit für Kleinunternehmen wurde am 7. Dezember auch erstmals ein Entrepreneur Award verliehen.
Die einen verkaufen Mode-Accessoires in individuellem Design, andere beraten Kundinnen und Kunden in Sachen Selbstmanagement, Stil oder Gesundheit, und wiederum andere verdienen Geld mit einen Online-Shop für ausgesuchte Weine. Dies sind nur einige Beispiele, wie unterschiedlich die Geschäftsfelder von Kleinunternehmen sind. So gesehen zeigten die rund 40 Aussteller an der Business Expo, die am 7. Dezember in Zürich stattfand, ein fast schon repräsentatives Abbild der Kleinunternehmer-«Szene». Wobei: Von «Szene» zu sprechen ist fast schon etwas weit hergeholt. Denn Fakt ist, dass die Kleinst- und Kleinunternehmerinnen mit 98 Prozent den grössten Anteil der KMU ausmachen, dabei aber kaum eine Lobby haben.
Kaum Anerkennung für Klein- und Kleinstunternehmen
Das weiss auch Sandra Liliana Schmid aus eigener Erfahrung. Die Unternehmerin hat bereits mehrere Firmen gegründet (mit 17 Jahren z.B. das Bauunternehmen ihres Vaters) und berät nun seit 2013 als Organisationsentwicklerin und Unternehmensberaterin hauptsächlich die Ks der KMU. Sie kennt also die Herausforderungen, mit denen Kleinstunternehmen im wirtschaftlichen Alltag konfrontiert sind – und auch den Frust, der aus fehlender Anerkennung zuweilen erwachsen kann. Um Unternehmerinnen und Unternehmer besser miteinander vernetzen zu können und sie stärker im Markt zu positionieren, hat Sandra Liliana Schmid deshalb die Business Expo gegründet. Innerhalb eines halben Jahres organisierte sie den Event, suchte und fand Sponsoren und kreierte auch einen Entrepreneur Award.
Produktepräsentation und Wissensvermittlung am gleichen Ort
«Der Event und der Award soll Unternehmerinnen, Unternehmer und ein breites Publikum zusammenführen», erklärt Sandra Liliana Schmid ihre Zielsetzung. Entsprechend umgesetzt zeigte sich auch das Veranstaltungs-Konzept: Die Besucherinnen und Besucher der Business Expo konnten sich einerseits vom Angebot verschiedenster Kleinunternehmen überzeugen lassen. In Workshops liessen sich anderseits konkrete und praxisbezogene Informationen, präsentiert durch Experten, abholen: Wie mache ich Marketing via Whatsapp? Wie erstelle ich einen Unternehmensfilm mit dem Smartphone? Wie organisiere ich die Finanzen im Niedrigzins-Umfeld? Und in zwei Speed-Networking-Sessions bestand die Gelegenheit, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten.
Ein Award von und für Klein- und Kleinstunternehmen
Kleinunternehmer*in-Sein ist ein Fulltime-Job. Die Leistungen, die solche Unternehmen erbringen, werden aber kaum je gewürdigt. Deshalb lancierte Sandra Liliana Schmid den Entrepreneur Award. «Mit dem Award sollen diese Unternehmer und Unternehmerinnen Ruhm, Ehre und Anerkennung für ihre grossartigen Leistungen und ihr unermüdliches Wirken erhalten», so Schmid. Und es soll ein Preis von Unternehmen für Unternehmen sein: Nominiert werden konnte alle Unternehmer*innen, die ein Unternehmen bis zu max. 49 Beschäftigten führen. Bis zum 15. November konnten alle Nominierten Stimmen aus der Community sammeln. Insgesamt machten bei diesem Online-Voting 7’473 Personen mit, wodurch sich die erste Top-10-Liste ergab. Auch die unabhängige, vierköpfige Jury analysierte die nominierten Firmen und erstellte ihrerseits eine Top-10-Liste. Diese Listen wurden zusammengeführt, wodurch sich dann die finale Top-10-Liste ergab. Am 7. Dezember konnten die Besucherinnen und Besucher zusammen mit der Jury aus den 10 Finalisten den Unternehmer bzw. die Unternehmerin des Jahres wählen.
Entrepreneur Award für Mode-Label mit sozialem Anspruch
Erste Gewinnerin war Michèle Buschor-Frei mit ihrem Unternehmen Caramba Beneficial GmbH. Ihre Geschäftsidee: Sie verkauft unter dem Label CARAMBA hochwertige Strickwaren, die von Frauen in Alto Trujillo, einem Ort in einer der ärmsten Gegenden von Peru, hergestellt werden. Der Ertrag aus den Verkäufen in der Schweiz erlaubt diesen «Mamitas» einen Weg aus der Armut und ein gesichertes Einkommen. Das Unternehmen von Michèle Buschor-Frei, die damit seit zehn Jahren am Markt ist, kann damit als gelungenes Beispiel für Social Entrepreneurship angeführt werden. Entsprechend freut sich Michèle Buschor über den Gewinn: «Für mich ist es grossartig, den Preis gewonnen zu haben. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass unser Brand heute so professionell dasteht. Der Preis gehört denn auch allen Menschen, die mich unterstützt haben und weiterhin unterstützen.»
Auch 2020 gibt es wieder eine Business Expo
Sandra Liliana Schmid zieht insgesamt eine positive Bilanz. «Ich erhielt bereits erste Zusagen von Ausstellern, die nächstes Jahr wieder dabei sein wollen», sagt sie. Sie sucht nun nach zusätzlichen Partnern, die ihre Idee der Business Expo unterstützen wollen. Der Anlass wird voraussichtlich wieder in der ersten Dezemberwoche 2020 stattfinden.
«Nie aufhören, an eine Vision zu glauben»
Interview mit Michèle Buschor-Frei, Gründerin und Betreiber des Labels CARAMBA.
Frau Buschor, Gratulation zum Gewinn des Entrepreneur Awards. Was bedeutet Ihnen dieser Preis?
Michèle Buschor: Der Entrepreneur Award ist für uns eine grosse Chance, um weiter auf unser Label aufmerksam zu machen. Ich erhoffe mir davon, weitere Menschen zu finden, die unseren Brand unterstützen und ihn noch bekannter machen. Mein Traum ist es auch, unsere Aktivitäten in Peru noch weiter auszubauen.
Gibt es dazu schon konkrete Pläne?
Ja. Im ersten Quartal 2020 werden wir weitere 20 Frauen in Peru ausbilden, damit sie für uns produzieren können.
Das Label CARAMBA ist seit zehn Jahren am Markt. Was können Sie aus Ihren Erfahrungen an andere Unternehmerinnen und Unternehmer weitergeben?
Das wichtigste ist: Nie aufhören, an eine Vision zu glauben. Auch ich habe schon Vieles auf die Beine gestellt, ohne im Voraus jemals zu wissen, ob es überhaupt gelingt. Ich bin eine Macherin und fange einfach mal an. Mit Unterstützung durch die richtigen Leute erreicht man jedes Ziel.