W.A. de Vigier Preis 2019: Doppelte Anzahl Preisträger zum 30-Jahr-Jubiläum

Zum 30-Jahr-Jubiläum hat am 27. Mai 2019 die W.A. de Vigier Stiftung gleich doppelt so viele Startups wie sonst prämiert. Sie vergab zehn Preise, fünfmal CHF 100'000 und fünfmal CHF 50'000. Ein Teil der Preisgelder stammt von ehemaligen Preisträger/innen, die dem Startup-Ökosystem etwas zurückgeben wollen.

Bei W.A. de Vigier Preis 2019 wurden aus Anlass des 30-Jahr-Jubiläums doppelt so viele Startups ausgezeichnet. (Bild: W.A. de Vigier Stiftung)

Als der W.A. de Vigier Preis vor 30 Jahren zum ersten Mal verliehen wurde, lernten viele der diesjährigen Preisträger gerade erst laufen. Niemand redete damals über die Startup-Förderung. Bill de Vigier wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig Startkapital ist und setzte sich zum Ziel, vielversprechenden Startups den Weg zu ebnen. Er war einer der Ersten überhaupt, der sich in der Schweiz institutionell um die Startup-Förderung kümmerte. Seit drei Jahrzehnten verleiht die W.A. de Vigier Stiftung den höchstdotierten Förderpreis der Schweiz und zwar à-fonds-perdu und unabhängig, also ohne jegliche an den Gewinn geknüpfte Bedingungen.

Einen Teil der Preisgelder stifteten dieses Jahr ehemalige Preisträger/innen. Sie wollten damit dem Startup-Ökosystem etwas zurückgeben. Dies wäre sicher ganz im Sinne des Stiftungsgründers Bill de Vigier, der in Jungunternehmen die Zukunft sah und innovative Schweizer Startups deshalb bis weit über seinen Tod hinaus mit dem nötigen Startkapital unterstützt. „Dass ehemalige Gewinner/innen zu den diesjährigen Preisgeldern beisteuerten, freut mich ganz besonders. Ich wünsche mir, dass unsere Alumni untereinander inskünftig vermehrt Partnerschaften eingehen, die den bereits etablierten Firmen helfen, innovativ zu bleiben und den jungen Startups den Weg in den Markt ebnen“, so Regula Buob, Geschäftsführerin der W.A. de Vigier Stiftung.

Jury lud erstmals 60 Startups zum Pitchen ein

Im Jubiläumsjahr 2019 gab es eine weitere Premiere: Nach einer Vorselektion lernte der Stiftungsrat anstelle von 16 Startups erstmals gleich 60 Jungunternehmer/innen persönlich kennen. „Wir konnten uns am ‚Selection Day Top 60’ sehr früh ein Bild von den Ideen und insbesondere den Menschen dahinter machen. Unsere Stiftung legt besonderen Wert auf die Unternehmerpersönlichkeit, weil wir in unserem Land mehr Pioniere brauchen, wie Bill de Vigier einer war. Wir brauchen echte Vorbilder, die unsere Gesellschaft sowohl mit ihren Ideen als auch mit ihrem Spirit prägen“, betont Beat Graf, Vizepräsident der Stiftung. Der „Selection Day Top 60“ findet auch nächstes Jahr wieder statt.

Das sind die zehn Gewinner/innen des W.A. de Vigier Preis 2019

PXL Vision AG aus Zürich (ZH) – Innovative digitale Identitätsprüfung
Identitätsbetrug und Datenschutz sind grosse Herausforderungen. PXL Vision entwickelt modernste Technologien zum vollautomatischen Kunden-Onboarding sowie zur Identitätsprüfung mit kamerabasierten Geräten. PXL ermöglicht die Schaffung vertrauenswürdiger digitaler Identitäten, die branchenübergreifend zum geschützten Austausch persönlicher Daten und zur sicheren Interaktion im digitalen Raum eingesetzt werden können.

Scewo AG aus Winterthur (ZH) – Ein Rollstuhl, der Treppen steigt
Scewo entwickelt einen Rollstuhl, der es dem Fahrer ermöglicht, Treppen zu steigen und sich viel freier zu bewegen. Um Stufen zu befahren, werden zwei Gummiraupen unter dem Rollstuhl ausgefahren. Der Sitz bleibt stets waagrecht, die Übergänge auf und ab Stufen sind automatisiert. Die Softwareentwickler arbeiten daran, den Automatisierungsgrad zu erhöhen, kritische Situationen zu erkennen und bestimmte Strecken autonom zu fahren.

Swiss Motion Technologies AG aus Renens (VD) – Massgefertigte Einlagen für besser sitzende Prothesen
MotionTech produziert im 3D-Druck erschwingliche prothetische Silikoneinlagen. Die Einlage dient als weiche Dämpfungsschicht zwischen Bein und Prothese und muss absolut perfekt ans Bein passen. Nachdem ein Orthopädietechniker das Bein in 3D gescannt hat, produziert MotionTech die massgeschneiderte Einlage innerhalb von 72 Stunden. Der prothetische Bereich ist nur eine von vielen zukünftigen Anwendungen.

T3 Pharmaceuticals AG aus Basel (BS) – Gezielte Krebstherapie mit Bakterien
Krebsbehandlungen sollten möglichst ausschliesslich auf den Krebs abzielen. T3 Pharmaceuticals verwendet Bakterien, die solide Tumore spezifisch aufspüren und sogar darin wachsen können. Im Tumor agieren die Bakterien als effiziente Produktionsstätten für therapeutisch aktive Proteine. Die Bakterien von T3 Pharma sind eine leistungsstarke und vielseitige Plattform für die gezielte Krebstherapie.

Vatorex AG aus Winterthur (ZH) – Mit Wärme gegen das Bienensterben
Die Varroamilbe ist ein Parasit, der Bienenvölker Europas und Nordamerikas schädigt. Bisher behandelten Imker ihre Bienen chemisch, was leider ebenfalls die Bienen schädigt. Vatorex nutzt die unterschiedliche Wärmetoleranz von Milben und Bienen. Mit einem direkt in die Wabe eingelassenen Heizdraht wird die Bienenbrut erwärmt, was die Milbe abtötet. Diese Behandlung resultiert in 31 Prozent verbesserter Bienenvolksentwicklung.

Mirrakoi AG aus Lausanne (VD) – Leicht bedienbares und zugängliches 3D-CAD-Tool
Hochwertiges 3D-Design für die Industrie- und Produktmodellierung wird dank Mirrakoi für den Normalbürger zugänglich. XirusCAD, die brandneue CAD-Technologie von Mirrakoi, ermöglicht es Designern, Ingenieuren und Architekten, komplexe Produkte schneller und intuitiver zu modellieren. Die Technologie basiert auf einem grundlegend neuen Ansatz zur mathematischen Beschreibung von 3D-Objekten.

Mobbot AG aus Freiburg (FR) –3D-Betondruck spart Zeit und Geld
Bauunternehmen können ihre Herstellungs- und Installationskosten dank der einzigartigen 3D-Betondrucktechnologie von Mobbot und einem vollständig digitalisierten Prozess um 40 bis 80 Prozent senken. Die Herstellung teurer Gussformen fällt vollständig weg, innert kürzester Zeit sind die massgefertigten Elemente auf Platz. Derzeit konzentriert sich das Startup auf unterirdische Betonelemente für elektrische Anwendungen.

PharmaBiome AG aus Zürich (ZH) – Neue Ansätze in der Darmbehandlung
Das Mikrobiom ist an den meisten chronischen Erkrankungen des Stoffwechsels und des Immunsystems beteiligt. PharmaBiome entwickelte eine Technologie zur Isolierung, Kultivierung und Charakterisierung von Darmmikroben. Basierend auf ihrer funktionellen Interaktion formuliert das Startup Mischkulturen in pharmazeutischer Qualität, um das Mikrobiom des Darms nachhaltig zu modulieren und damit verbundene Krankheiten zu behandeln.

Piomic Medical AG aus Zürich (ZH) – Tragbares Wundheilungsgerät
Piomic entwickelt ein neuartiges Medizinprodukt zur Behandlung chronischer Wunden. Durch die Beschleunigung der Wundheilungsprozesse werden Schmerzen und das Risiko einer Wundinfektion verringert und die Lebensqualität der Patienten erhöht. Die dazu entwickelte Technologie ist tragbar, einfach anzuwenden und passt sich nahtlos in die verschiedenen Arbeitsabläufe des klinischen Alltags ein.

Sleepiz AG aus Zürich (ZH) – Medizinische Schlafüberwachung von zuhause aus
Mit der Lösung von Sleepiz können sich Patienten von zuhause aus auf Schlafstörungen testen lassen. Das kontaktlose Gerät erfasst Vitaldaten und Parameter der Schlafumgebung in Echtzeit und mit medizinischer Genauigkeit unter Verwendung eines AI-Algorithmus. Die cloudbasierte Lösung spart Zeit und Geld, dadurch kann eine höhere Anzahl von Patienten effizienter auf Schlafstörungen untersucht werden.

„Ein bisschen wie Perlentauchen…“

Stiftungsratspräsident Daniel Borer kommentiert die Preisvergabe wie folgt: „Ich werde besonders hellhörig, wenn Person und Idee eng verwoben sind und der oder die Geschäftsführer/in geerdet und gleichzeitig visionär auf mich wirkt. Vor uns stehen oft sehr junge Menschen, die sich zutrauen müssen, riesige Finanzierungsrunden zu stemmen. Wir sind uns in der Jury auch nicht immer einig, es wird hart verhandelt und argumentiert, basierend auf den vorliegenden Expertisen, Factsheets, Assessments, Präsentationen und Motivationsvideos. Die Tätigkeit als Juror ist wirklich ein Privileg. Der Stiftungsrat darf risikofreudig und eben auch unabhängig bahnbrechende Ideen aussuchen. Das ist ein bisschen wie Perlentauchen.“ 

Weitere Informationen: www.devigier.ch

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