Frauenquote in Verwaltungsräten knackt 20-Prozent-Marke

Die Gender Diversity in Schweizer Unternehmen nimmt Fahrt auf. Die Frauenanteile steigen sowohl in den Verwaltungsräten als auch in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Arbeitgeber.

Die Frauenquote in Verwaltungsräten der grössten Schweizer Unternehmen überschreitet erstmals die 20-Prozent-Marke. Doch weibliche Führungskräfte stehen immer noch im Schatten ihrer männlichen Kollegen. (Bild: pixabay.com)

Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten knackt erstmals die 20 %-Marke und steigt von 19 % auf 21 %. 38 % (2018 25 %) der vakanten Sitze wurden mit einer Frau besetzt – ein Spitzenwert, der trotzdem nicht ausreicht, wenn bis 2022 30 % erreicht werden sollen. Diese zwei prägnanten Ergebnisse zeigt der schillingreport 2019 des Headhunting-Dienstleisters Guido Schilling AG. Daneben zeigt der Report 2019 weitere Aspekte der Zusammensetzung der obersten Führungsgremien von Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Der schillingreport 2019 umfasst die 117 grössten Arbeitgeber der Schweiz sowie den Bund und alle 26 Kantone. Entsprechend wurden 875 Geschäftsleitungs-, 820 Verwaltungsratsmitglieder sowie 1034 Führungskräfte des öffentlichen Sektors (Amtsleiter/innen, Generalsekretäre, Generalsekretärinnen und Staatsschreiber/innen) in die Untersuchung einbezogen. Für die Gender-Diversity-Pipeline stellten 2019 126 der 250 wichtigsten Schweizer Unternehmen sowie 14 Kantone und der Bund ihre Daten zur Verfügung.

Erst knapp die Hälfte der Unternehmen mit Frauen in der Geschäftsleitung

Nach einem Rückgang auf 7 % 2018 steigt der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen auf 9 %. Die Unternehmen haben für 18 % (2018 8 %) der offenen Geschäftsleitungsposten Frauen berufen. In nur 49 % (2018 41 %) der Unternehmen sitzen Frauen in der Geschäftsleitung. «Nach wie vor bleibt ein ausgewogener Gender Mix in den Geschäftsleitungen ein Generationenprojekt. Wir können diesem Thema in Zeiten von Fachkräftemangel und abflachender Migration nicht genügend Aufmerksamkeit schenken», meint Herausgeber Guido Schilling.

Spitzenwert bei internen Beförderungen

68 % (2018 64 %) der offenen Geschäftsleitungspositionen wurden intern besetzt. 64 % (2018 22 %) der neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder wurden intern befördert. «2018 war ein Ausreisser, noch nie wurden derart wenige Frauen intern in die Geschäftsleitungen berufen. Dafür verzeichnen wir in diesem Jahr einen Spitzenwert sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern», meint Schilling. «Ein externes Geschäftsleitungsmitglied muss immer zwei Hürden nehmen: Es muss seinen Platz im Gremium sowie den Anschluss an das Unternehmen finden. Deshalb sind interne Entwicklungen zu begrüssen.»

Frauenquote im Verwaltungsrat – Wirtschaft weiterhin gefordert

Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten steigt von 19 % auf 21 %. «In meinem beruflichen Alltag erlebe ich bezüglich Gender Diversity ein stark gesteigertes Bewusstsein. Unternehmen geben sich diesbezüglich immer öfter klare Vorgaben», so Schilling. 88 % der Unternehmen beschäftigen mindestens eine Verwaltungsrätin, wobei 38 % (2018 25 %; bisheriger Höchstwert 2015 33 %) der freien Sitze an Frauen gingen. «Noch nie wurden so viele vakante VR-Sitze mit Frauen besetzt wie dieses Jahr», konstatiert Schilling, «allerdings reicht ein Wachstum von 2 Prozentpunkten pro Jahr nicht aus, um bis 2022 die magische Marke von 30 % Verwaltungsrätinnen zu knacken. Die VR-Präsidenten und Nominationskomitees sind gefordert, einen noch grösseren Effort zu leisten, um dieses ambitionierte Ziel ohne Regulierung zu erreichen.»

Ausländeranteile haben sich eingependelt

Die Ausländeranteile haben sich in den Geschäftsleitungen bei 45 % und in den Verwaltungsräten knapp unter 40 % eingependelt. Über zwei Drittel der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits in der Schweiz oder in einem Schweizer Unternehmen tätig, bevor sie ihre aktuelle Position antraten; diese «Inländer» machen 31 % aus, womit aktuell nur 14 % der Geschäftsleitungsmitglieder direkt aus dem Ausland in ihre Position kamen. Unter den Neuen finden sich 39 % «Inländer» und 16 % Ausländer. «Sorge bereitet mir, dass wir weiterhin auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen sind. Neben den Frauen sind die «Inländer» zentral für das weitere Wirtschaftswachstum», erläutert Schilling.

Frauen im öffentlichen Sektor weiter auf dem Vormarsch

Der öffentliche Sektor entwickelt sich Jahr um Jahr erfreulich mit aktuell 18 % (2018 16 %) weiblichen Topkadern. 38 % (2018 27 %) der vakanten Spitzenpositionen wurden mit Frauen besetzt. «Der öffentliche Sektor hat schon lange erkannt, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie der Schlüssel zu einer ausgewogenen Gender Diversity ist», führt Schilling aus, «deshalb gelingt es der öffentlichen Verwaltung überdurchschnittlich gut, qualifizierte weibliche Topkader zu gewinnen.»

Gender-Diversity-Pipeline – Indikator für die Entwicklung der Frauenanteile an der Spitze

Um zukünftige Entwicklungen betreffend Frauenanteil auf Stufe Geschäftsleitung zu antizipieren, ist die Gender-Diversity-Pipeline ein wichtiger Indikator. Dieses Jahr liegen nun aktuelle Daten vor. Im Sample des Private Sector finden sich 10 % (2017 9 %) Frauen in den Geschäftsleitungen, 16 % (2017 14 %) im Topmanagement und 24 % (2017 21 %) im Middle Management. «Diese Verbreiterung der Gender-Diversity-Pipeline legt die Basis für eine zukünftig positive Entwicklung den Geschäftsleitungen», meint Schilling. Der Public Sector verfügt mit 22 % (wie 2017) Frauen im Topmanagement und 28 % (2017 24 %) im Middle Management über eine deutlich breitere Gender-Diversity-Pipeline als der private Sektor.

Quelle und weitere Informationen

 

(Visited 37 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema