Schweizer Bevölkerung: Zufrieden im Job, aber schlecht vorbereitet für die zukünftige Arbeitswelt

Eine aktuelle Studie von EY zeigt, dass mehr als die Hälfte der Menschen in der Schweiz sich nicht gut auf die Arbeitswelt der Zukunft vorbereitet fühlt. In der Verantwortung sehen sie die Unternehmen, damit es in Zukunft genügend Jobs gibt.

Die zukünftige Arbeitswelt: Nicht alle fühlen sich gleich gut vorbereitet darauf. Am besten Männer, Akademiker, Selbständige und Besserverdiener… (Bild: Fotolia.com)

86 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind mit ihrem Job zufrieden. Dies zeigt eine am 19. Oktober vorgestellte Studie von EY. Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen hat zwischen dem 24. und 31. August eine Befragung von 2025 Personen ab 16 Jahren in der gesamten Schweiz durchgeführt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Ausgangsstichprobe bevölkerungsrepräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region gewichtet.

Eigener Job zukunftssicher – aber die der anderen?

Neben der hohen Job-Zufriedenheit zeigt die Studie auch, dass 77 Prozent ihre Arbeit als zukunftssicher einstufen. 44 Prozent glauben zudem, dass ihr Job in Zukunft sogar attraktiver sein wird. Die wichtigsten Elemente einer guten Arbeitsstelle seien, so zeigt die Befragung weiter auf, seien Abwechslung, Flexibilität und der persönliche Kontakt zu Kollegen. Aber auch Gehalt und Boni werden als nach wie vor wichtig angesehen, von Männern etwas mehr als von Frauen.

Aber: 63 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gehen auch davon aus, dass es in Zukunft weniger Arbeitsplätze geben wird – eigentlich ein Widerspruch zum oben erwähnten Befund. „Die Diskrepanz der beiden Aussagen zeigt, dass eine gewisse Verdrängung bezüglich der eigenen Betroffenheit vorhanden ist“, teilt EY in ihrer Pressemitteilung zur Studie mit. Kritisch beobachten die Menschen insbesondere die Automatisierung und die aktuelle demografische Entwicklung. Gleichzeitig sehen Schweizerinnen und Schweizer in der Zukunft aber auch Chancen durch eine erhöhte Flexibilisierung der Geschäftsmodelle, wie etwa Sharing Economy. Die Umfrage zeigt, dass die Menschen nicht nur eine Form der Veränderung sehen, sondern zahlreiche verschiedene Facetten. „Unsere Erfahrungen mit Unternehmen zeigen ebenfalls, dass die Zukunft der Arbeit enorm viele verschiedene Elemente beinhaltet und es nicht das eine klare Bild davon gibt“, sagt dazu Gerard Osei Bonsu, Leiter Personal Advisory Service (PAS) bei EY in der Schweiz.

Frauen fühlen sich nicht gut gerüstet für zukünftige Arbeitswelt

Weniger als die Hälfte (49 Prozent) der Befragten fühlt sich gut auf die Arbeitswelt der Zukunft vorbereitet. Was dabei besonders auffällt: Es sind neben Menschen mit schlechterer Ausbildung und geringem Gehalt vor allem Frauen, die kritisch in die Zukunft schauen. Dies erstaunt umso mehr vor dem Hintergrund, dass die heute wirtschaftlich aktiven Generationen so viel gut ausgebildete Frauen aufweisen wie wohl noch nie zuvor. Die Fokussierung allein auf die Förderung von Frauen in technischen Berufen – vor dem Hintergrund des digitalen Wandels – dürfte hier wohl zu kurz greifen. Verändern müssen sich gleichermassen Kultur und Gesellschaft. Tobias Sattler, Associate Partner bei EY und zuständig für Organisations- und Kulturveränderung sieht diesbezüglich denn auch Unterschiede etwa zur angelsächsischen oder skandinavischen Kultur, wo der Umstand, dass Frauen arbeiten und gleichzeitig auch Familie und Partnerschaft unter einen Hut bringen können, gesellschaftlich viel stärker akzeptiert ist als womöglich in der Schweiz.

Die zukünftige Arbeitswelt wird anspruchsvoll – Unternehmen gefordert

Dass die Zukunft anspruchsvoll wird, darüber sind sich die Befragten weitgehend einig. 84 Prozent geben an, dass der Stress bei der Arbeit zunehmen und mehr Leistung gefordert wird. Auch sind 76 Prozent der Meinung, dass wir unseren Alltag vermehrt mit Robotern teilen werden. Wer die Verantwortung für die Veränderungen tragen soll, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen unter den Befragten. Der grösste Teil (44 Prozent) sehen die Unternehmen in der Pflicht, für genügend Jobs zu sorgen, 26 Prozent den Staat. Dort sind es erstaunlicherweise vor allem die 16- bis 24-Jährigen, die dem Staat eine zentrale Rolle zuweisen (45 Prozent). Der Anteil der Menschen, die die Verantwortung bei sich selber sehen, ist gering, am höchsten noch bei denen, die 55 Jahre oder älter sind.

Gefordert sind also die Unternehmen. Sie müssen – so eine Schlussfolgerung aus den Studienresultaten – in ihren Organisationen die kontinuierliche Veränderung als Norm implementieren. Dies erleichtert es den Mitarbeitenden, ihre eigene Einstellung gegenüber Change-Prozessen zu ändern und sich auf stetiges Lernen fokussieren zu können. Gerade auch Letzteres, das lebenslange Lernen, sollte denn auch von Unternehmen gefördert werden. Gelingt dies, dürfte sich die Einstellung hinsichtlich zukünftige Arbeitswelt weiter verbessern.

Quelle: www.ey.com

 

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