Thema Firmennachfolge wird immer noch unterschätzt

Am 31. Mai machte der „Nachfolgebus“, eine Initiative des Firmen-Vermittlungsportals companymarket.ch, in Zürich Station. Verschiedene Experten machten auf das unterschätzte Thema „Firmennachfolge“ aufmerksam. Und auch Erfahrungsberichte durften nicht fehlen.

Natalie Spross Döbeli (links) im Gespräch mit Richard Jauch (KMU Diamant AG) und Franziska Müller Tiberini zum Thema „Firmennachfolge in Familien“. (Foto: Thomas Berner)

Mit der Roadshow „Nachfolgebus“ macht das Firmen-Vermittlungsportal companymarket auf das Thema „Nachfolgeregelung“ aufmerksam. „An Bord“ des Nachfolgebusses sind jeweils verschiedene Experten, die an sechs Stationen sich als Gesprächspartner und Berater zur Verfügung stellen. Am 31. Mai war der Nachfolgebus in Zürich zu Gast.

Lieber eine Firma gründen, als eine übernehmen?

Die Regelung der Firmennachfolge sei „ein wichtiges Thema“, sagte die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh in ihrer Eröffnungsansprache. Die Nachfolgeregelung sei von enormer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Denn immerhin gehe es dabei immer auch um die Erhaltung von Know-How und von Arbeitsplätzen. Die Regelung einer Firmennachfolge verdiene mehr Aufmerksamkeit. „Es ist halt cooler zu sagen, man habe ein Startup gegründet als: Ich habe eine Firma übernommen“, so Carmen Walker Späh. Sie verwies dabei auf interessante statistische Fakten: Nach fünf Jahren existieren 50 Prozent der neu gegründeten Unternehmen bereits nicht mehr, während die Misserfolgsquote bei Firmenübernahmen nur bei 5 Prozent liegt…

Immer weniger familien-interne Firmennachfolgen

Von ihrer Erfahrung der familieninternen Firmennachfolge zu berichten wusste Natalie Spross Döbeli (siehe unser Interview mit ihr in ORGANISATOR 9/2017). Sie ist heute CEO der Spross Holding AG und hat ein nicht einfaches Erbe angetreten, dies aber immer freiwillig und aus Pflichtbewusstsein gegenüber der Familie. Bereits heute beschäftigt sie sich zudem mit der eigenen Nachfolge. Dies sei auch richtig, wie Franziska Müller Tiberini, Inhaberin der Familienunternehmen.ch AG, bestätigt. Denn häufig werde zu lange gewartet, bis man an die eigene Nachfolge denkt. Hinzu kommt, dass familieninterne Nachfolgen im Abnehmen begriffen seien. Die Ursache dafür sieht Müller Tiberini in der heute viel breiteren Ausbildungs-Palette, welche den Kindern viel mehr Optionen biete. Die Übernahme des elterlichen Unternehmens stehe da flexiblen Lebensplänen eher im Wege.

De-Industrialisierung wegen nicht gelösten Firmennachfolgen?

Das Thema der Firmennachfolge ist vielschichtig. Es geht um die Bewertung eines Unternehmens, wenn es veräussert werden muss, um die Finanzierung des Firmenkaufs und auch um den Rollenwechsel vom Käufer zum Nachfolger resp. vom Verkäufer zum „Ruheständler“. Da ist mitunter viel Psychologie notwendig, wie ein Experte für Firmenverkäufe bestätigte. In jedem Fall nicht zu unterschätzen ist die Rolle eines Firmennachfolgers auch in gesamtwirtschaftlicher Hinsicht. Darauf verwiesen die zwei Referate von Reto Rüttimann (Leiter KMU Unternehmensnachfolge bei der ZKB) und Hans-Ulrich Bigler, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands und Nationalrat. Sie warnten vor der De-Industrialisierung der Schweiz wegen nicht gelösten Nachfolgen.

Der nächste Nachfolgebus-Anlass findet am 14. Juni in Basel statt. Informationen: www.nachfolgebus.ch

 

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